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Bange Stunden nach Bombenfund: So erlebten die Anwohner den Tag in Happing

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Von: Julian Baumeister

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Auf einer Baustelle auf der BayWa-Wiese in Rosenheim wurde am Dienstag (23. August) eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt.
Auf einer Baustelle auf der BayWa-Wiese in Rosenheim wurde am Dienstag (23. August) eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. © Reisner

Am Dienstag (23. August) legten Bauarbeiter auf der BayWa-Wiese in Rosenheim eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg frei. Über 1400 Menschen im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. Darunter auch Menschen, die in Happing ihren Arbeitsplatz haben. Sie erzählen, wie sie den Tag zwischen Bangen und „normaler“ Arbeit erlebt haben.

Rosenheim – Große Aufregung herrschte am Dienstagnachmittag im Rosenheimer Stadtteil Happing: Bauarbeiter entdeckten auf der BayWa-Wiese unweit der Panorama-Kreuzung gegen 14.30 Uhr eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Damit der rund 50 Kilo schwere Sprengkörper gegen kurz nach 20 Uhr von einem Kampfmittelräumdienst entschärft worden konnte, mussten zunächst 1400 Anwohner evakuiert werden. Darunter auch Menschen, deren Arbeitsplatz nur wenige hundert Meter von der Bombe entfernt lag. Und diese berichten von einem nicht „ganz normalen“ Arbeitstag.

Viele Anwohner auf der Straße

„Eigentlich war alles wie immer, zumindest bis zum späten Nachmittag“, sagt Nico Theodoropoulos, der im „FRUGA“ - Getränkemarkt an der Happinger Straße arbeitet, die mitten durch die Evakuierungszone verläuft.

Nico Theodoropoulos arbeitet in einem Getränkemarkt in Happing.
Nico Theodoropoulos arbeitet in einem Getränkemarkt in Happing. © Schlecker

Bereits am frühen Nachmittag habe er das erste Mal erfahren, dass „da etwas gefunden wurde“. „Ein Bauarbeiter, der die Bombe angeblich gefunden hat, hat es mir erzählt, weil die sich oft bei uns Getränke holen“, sagt Theodoropoulos. Da habe er schon vermutet, dass der Tag nicht gewöhnlich verlaufen werde. Allerdings habe der Fund den Betriebsablauf in dem Getränkemarkt nicht weiter beeinflusst, sagt er. „Viele Leute wussten das noch nicht mal“, betont Theodoropoulos.

Geschäfte schließen früher

Erst gegen Nachmittag habe sich die bedrohliche Meldung herumgesprochen. „Gegen 17 Uhr habe ich dann unseren Laden nach Rücksprache mit dem Chef zugesperrt, da man schon gehört hat, dass es bald eine Evakuierung gibt“, sagt Theodoropoulos. Normalerweise schließe er um 18 Uhr zu. Zu diesem Zeitpunkt seien auch noch kaum Einsatzfahrzeuge in der Straße zu sehen gewesen, sagt er. Auch sonst sei die Straße nicht leerer oder voller als sonst gewesen. Nur vereinzelte Kunden, die noch kurz etwas zu trinken kaufen wollten, habe er auf den nächsten Tag vertrösten müssen.

Auf der anderen Straßenseite arbeitet David Balz im Happinger „Nahkauf“. „Die erste Information über eine Bombe kam von einem Kunden“, sagt Balz. Da sei so gegen 15 Uhr gewesen. Danach habe er und seine Kollegen mehr oder weniger darauf gewartet, dass Polizei oder Feuerwehr erklären, wie es weitergeht. „Paar Infos haben wir uns dann aus dem Internet geholt, aber während der Arbeitszeit kannst du nicht dauernd im Liveticker hängen“, sagt er.


Nachdem der Fund durch die Stadt Rosenheim offiziell bestätigt wurde, sei ihm klar gewesen, dass „wir heute eher zusperren müssen“. „Angst hat man keine, das passiert ja immer mal wieder, auch in Rosenheim“, sagt Balz. In „weiser Voraussicht“ habe er früher als sonst die Verkaufsregale von draußen als auch die verderblichen Lebensmittel weggeräumt.

Erlebte den Tag des Bombenfunds hautnah: David Balz aus Rosenheim.
Erlebte den Tag des Bombenfunds hautnah: David Balz aus Rosenheim. © Schlecker

„Kurz nach 18 Uhr kamen dann die Polizei und Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks, die Durchsagen machten. Dort hieß es, dass wir das Gebiet umgehend verlassen sollen“, sagt Balz. Sofort habe er und seine Kollegen die letzten Kunden aus dem Laden gebeten und nach Abschluss der Kasse den Supermarkt verlassen. „Draußen standen schon noch einige, die meisten telefonierten, weil nicht jeder wusste, ob er von der Sperrzone betroffen ist und nach Hause kann“, sagt Balz. Er selbst, so erzählt er, habe noch Glück gehabt, da seine Wohnung nur wenige Meter außerhalb der Evakuierungszone liegt.

Auch in der Rosen-Apotheke, die ebenfalls in der Nähe der Fundstelle liegt, sei der Tag „eher entspannt“ gewesen, sagt Apothekerin Ursula Schaumberg. „Durch die Nachricht ist keine Panik ausgebrochen“, sagt Schaumberg, „die Bombe lag schon so lange unter uns, da hätten wir ja dauernd Angst haben müssen.“

Sie habe mehr Sorge gehabt, wenn die Bombe kontrolliert gesprengt hätte werden müssen. „Durch die Druckwelle kann sicher schnell ein Fenster kaputt gehen oder das Gebäude beschädigt werden“, sagt sie.

Stadtviertel am Abend abgeriegelt

Ihr sei auch aufgefallen, dass ab dem Nachmittag immer weniger Kunden als an anderen Verkaufstagen gekommen wären. „Das lag daran, dass niemand mehr nach Happing reingelassen wurde. Auch unsere Lieferantin konnte nicht mehr kommen“, sagt die Apothekerin. Aus diesem Grund habe sie ihre Kunden telefonisch informiert, dass sie die benötigten Medikamente erst am nächsten Tag abholen könnten. Um 18 Uhr, eine Stunde früher als sonst“, habe sie die Apotheke zugesperrt, so habe sie von der eigentlichen Evakuierung nichts mehr mitbekommen, sagt sie.

Trotz des Großaufgebots von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Bergwacht gab es wenige, die „gar nichts“ vom Bombenfund gemerkt haben. So auch Elena Kilb und Stephanie Häusgen, die in der Filiale der Volksbank Raiffeisenbank in Happing arbeiten. „Da war nicht mal Blaulicht“, sagt Häusgen. Erst beim Verlassen der Bank sei ihnen die Situation bewusst geworden. „Allerdings konnte ich dann nicht mehr zu meinem Freund, der gerade evakuiert wurde. Er wohnt in der Kufsteiner Straße“, sagt Kilb. Selbst als sie ihn abholen habe wollen, sei sie nicht durch den dichten Verkehr gekommen, da alles abgesperrt gewesen sei. „Viele im Stau dachten, dass ein Unfall passiert ist. Von einer Bombe wussten die wenigsten.“

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