Mit Spikes in der Spur

Rosenheim – Frost, Schneefall und glatte Straßen: Der Winter hat Rosenheim wieder fest im Griff - und auch immer mehr Radfahrer greifen auf Winterreifen zurück – mit Spikes!
Um auch bei widrigen Straßenverhältnissen in der Spur zu bleiben, greifen auch immer mehr Radfahrer auf Winterreifen zurück – mit Spikes. Die in das Profil eingearbeiteten Metallstifte sollen vor allem bei Eisglätte mehr Haftung verleihen. Darauf vertraut auch Karin Zehentner. „Ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit – bei jedem Wetter.“ Doch in den vergangenen Wintern fühlte sich die Rosenheimerin zunehmend unsicher.
„Bei starkem Schneefall ist der Radweg morgens oft nicht besonders gut geräumt. Ich hatte Angst zu stürzen und musste dann öfter schieben.“ Dem sollte heuer Abhilfe geschaffen werden, deshalb hat Zehentner Spikesreifen montieren lassen. „Ganz billig war das zwar nicht, aber die neuen Reifen geben mir auf alle Fälle mehr Sicherheit und ich traue mich wieder, beherzt in die Pedale zu treten“, freut sie sich.
So begeistert sind immer mer Fahrradfahrer. "Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert bei diesen Reifen. Die Nachfrage hat sich innerhalb kürzester Zeit von völliger Unkenntnis zum ausdrücklichen Wunsch gewandelt", erklärt Uli Bahle, Inhaber des Radsportgeschäftes "Radmobil" in der Kastenau. Seit der letzten Saison schätzt er sein Absatzplus in diesem Segment auf etwa 30 Prozent. "Ihr Nischendasein haben die Spikes aufgegeben, aber es besteht noch Potenzial nach oben." Bahles Hauptverkaufsargument sei die Fahr- und Spursicherheit. Der Reifen mit den einvulkanisierten Stahlstiften, die knapp zwei Millimeter aus der Lauffläche herausragen, griffen auch bei überfrierender Nässe sensationell gut. Um ein gefährliches Wegrutschen auf Eis- und Schneeflächen zu verhindern sollten laut Bahle Sparfüchse die Spikerifen zumindest vorne montieren lassen. "Meine nachdrückliche Empfehlung sind aber Winterreifen auf beiden Felgen."
Für den Alltagsgebrauch hat Bahle Bereifungen mit bis zu 240 Spikes, die in vier Reihen auf der gesamten Lauffläche installiert sind, im Angebot. Sportlicher ambitionierte Mountainbiker können sogar auf bis zu 400 scharfkantige Stifte in fünf Reihen zurückgreifen.
Den Sicherheitsaspekt unterstreicht auch Martin Fernengel, Schatzmeister der Rosenheimer Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). "Mit den Spikes kann man auf blankem Eis fahren; gefährlich wird es dann eher beim Absteigen", meint der Fahrradexperte, der schon seit 23 Jahren diese Reifen im Winter auf seinem Fahrrad fährt. Das Verletzungsrisiko schätzt er minimal ein: "Die Stahlstifte ragen nur minimal aus dem Profil, man ritzt sich höchstens mal etwas auf, wenn man an den sich drehenden Reifen kommt." Auf der Fahrbahn greifen die Metallstifte aber umso mehr, und beim Bremsmanöver stehe man selbst bei Glätte ganz schnell. Viel höher sei das Risiko, sich bei Freunden unbeliebt zu machen. "Die ärgert es, wenn man beim Besuch auf marmornen Wegplatten in der Hofeinfahrt bremst und die Spikes bleibende Eindrücke hinterlassen", warnt Fernengel.
Bei der Umrüstung - möglichst schon vor dem ersten Schneefall - sollte man auch auf richtige Reifendimension achten, empfiehlt der ADFC-Fachmann. Fahrradrahmen und Gabel müssen auch für die Winterreifen entsprechend dimensioniert sein: "Sonst steht man mit aufgepumpten Reifen, weil das Rad sich nicht mehr drehen kann."
Ansonsten weisen die Spikes laut Fernengel eine erstaunliche Haltbarkeit auf. "Selbst wenn man diese Reifen im Sommer führe, würde eher der Gummi spröde", erklärt der ADFC-Schatzmeister, dass Abnutzung fast keine Rolle spiele. Als weitere Möglichkeit gebe es Leichtbauvarianten, die zudem ein gutes Abrollverhalten gewährleisten.
Wer aber beispielsweise aus Gewichtsgründen grundsätzlich den klassischen Reifen treu bleiben will, dem empfiehlt der ambitionierte Radler Fernengel, ein komplettes Ersatzrad mit Spikes daheim zu lagern. "Das lässt sich nach einer eisigen Nacht auch noch morgens vor dem Weg zur Arbeit spontan umstecken und bringt viel, um das Rad sicher in der Spur zu halten."
cl/Oberbayerisches Volksblatt