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Rosenheimer Klinik-Chef schlägt Alarm

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Von: Michael Weiser

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Tägliches Geschäft: Ein Covid-Patient wird in die Romed-Notaufnahme eingeliefert.
Tägliches Geschäft: Ein Covid-Patient wird in die Romed-Notaufnahme eingeliefert. © Romed-Klinikverbund

Vielerorts fallen die Corona-Regeln. Doch die Infektionszahlen steigen. Mit schlimmen Folgen: Der Verbund der Romed-Kliniken schlägt bereits Alarm. Nicht nur, weil zu viele Corona-Kranke kommen.

Rosenheim - Romed-Chef Dr. Jens Deerberg-Wittram meldet Land unter: „Es werden mehr und mehr Operationen verschoben.“ Die Situation sei „extrem angestrengt“. Schon jetzt schiebe Romed eine Menge von Fällen vor sich her, „wir müssen jetzt schon Monate einrechnen, bis wir das aufgearbeitet haben, weil der normale Betrieb weitergeht“.

Die Inzidenzzahlen in der Region Rosenheim bewegen sich deutlich über dem Stand von 2500. Tendenz: weiterhin steigend. „Da ist meine Sorge, dass wir in einer Woche vielleicht 130 Patienten haben“, sagt Deerberg-Wittram. Das würde die Situation nochmals verschlechtern.

Krankenstand bei Mitarbeitern sehr hoch

111 Patienten wurden am Dienstag (22. März) allein für den Romed-Verbund gemeldet, elf von ihnen werden auf der Intensivstation behandelt, drei von ihnen müssen sogar beatmet werden.

Stärker auf die Fähigkeiten des Klinikums wirkt sich allerdings der hohe Krankenstand der Mitarbeiter aus. Zehn Prozent von ihnen seien krank oder zumindest positiv getestet. an Patienten aber darf man sie dann nicht heranlassen. Home Office aber ist für Krankenhauspersonal, wenn es nicht in der Verwaltung arbeitet, keine Option.

Zehn Prozent weniger Personal, auf der anderen Seite über 100 Patienten, so viele, wie seit der zweiten oder dritten Welle nicht mehr - das mindert das Leistungsvermögen der Klinik. „Isolation bedeutet Sperrungen, weniger Betten, weniger Personal“, sagt Deerberg-Wittram. „Mit dem Effekt, dass der Apparat nicht so viel leisten kann wie sonst.“

Abverlegungen von Patienten seien dennoch kein Thema, den anderen Kliniken in Oberbayern, erst recht in München gehe es nicht besser. Die Auslastung sei nicht alleine ein Rosenheim-Phänomen.

Zur Not müsste man strenge Regeln lockern

Es sei daher denkbar, dass man bei einer weiteren Zuspitzung der Infektionslage die bislang strengen Regeln lockere. Und in der Not positiv getestete, aber symptomlose Mitarbeiter einsetze, notfalls mit verstärkter Schutzausrüstung. „Das würde aber natürlich das Risiko einer Infektion für andere Patienten und Mitarbeiter erhöhen“, sagt Deerberg-Wittram.

Rosenheims niedrige Impfquote mögliche Ursache?

Ist die niedrige Impfquote in der Region die Ursache für die Belastung der Krankenhäuser? Auch Geimpfte können an Covid erkranken, ja sogar im Krankenhaus landen. Allerdings ist das Risiko der Hospitalisierung bei Ungeimpften zwölfmal so hoch wie bei dreifach Geimpften. Das besagt eine US-amerikanische Studie.

In Landkreis und kreisfreier Stadt Rosenheim sind nur gut zwei Drittel der Menschen zweifach geimpft, eine Auffrischungsimpfung hat nicht mal jeder Zweite. Viel Spielraum für den Virus. Und eine hohe Gefahr für viele Menschen in der Region, dann doch im Klinikum in Rosenheim oder einem der drei anderen Romed-Kliniken im Landkreis zu landen.

Die Experten in Rosenheim sind jedenfalls vom Sinn der Immunisierung überzeugt. „Die Chance auf einen leichten Verlauf ist nach einer abgeschlossenen Impfung dramatisch besser“, sagt Deerberg-Wittram.

Von den elf Menschen auf der Corona-Intensivstation seien neuen mit ganz anderen schweren Erkrankungen eingewiesen worden, etwa wegen Krebs oder Herzanfällen. „Wenn man sich vorstellt, dass die nicht geimpft wären“, sagt der Geschäftsführer: „Die würden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben.“ Daher sei er weiter für eine Impfpflicht - und zwar allgemein und nicht nur für Menschen in Gesundheitsberufen, wie er betont.

Die Lockerung der Corona-Regeln verschärft die Situation

Die würde vielleicht auch helfen gutzumachen, was die allgemeine Lust auf Lockerung derzeit anrichtet. Eine Lust, die der Romed-Chef im übrigen nachvollziehen kann. „Es gibt so was wie Krisensättigung, jeder kann nur ein gewisses Maß an Krisen verarbeiten“, sagt er. Die unfassbare Bedrohung durch Russland, das Leid der Menschen in der Ukraine belasteten die Menschen derzeit. Fakt sei aber, dass es im Frühling 2022 auch den Kliniken nicht gut gehe.

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