Die Stadtbibliothek liefert nun bis vor die Haustür

Rosenheim - "Nun kommen die Bücher zu den Menschen", verkündet Nina Hippmann stolz. Sie hat für die Rosenheimer Stadtbibliothek einen neuen Lieferservice ins Leben gerufen.
Bislang war eine Ausleihe nämlich nur direkt vor Ort am Salzstadel möglich. "Jetzt kommen die Bücher zu den Menschen! Etwa zu Alleinerziehenden mit wenig Zeit, zu Menschen mit einem Gipsbein nach einem Skiunfall oder zu Senioren, die nicht mehr so mobil sind", beschreibt Hippmann die Idee hinter dem neuen Konzept.
Und das funktioniert so:
Interessenten können entweder bei der Stadtbibliothek anrufen oder ihren Bücherwunsch per E-Mail abgeben. Das muss nicht immer ein konkretes Buch sein, möglich ist es auch ein Themengebiet/Genre zu nennen und man bekommt mehrere Bücher zur Auswahl. "So kann man sich auch als privater Nutzer einfach mal überraschen lassen", erklärt Nina Hippmannt. Zum Beispiel mit Ratgeber-Literatur zu einem Thema oder unterschiedlichen Thriller-Hörbüchern. Die Gefahr, dass die konventionellen Bibliotheksbesucher dann auf Dauer in die Röhre, schauen, besteht laut ihr nicht: "Alle gefragten Bücher und die Literatur-Neuheiten sind in großer Anzahl vorhanden!"
Medienboten für das ganze Stadtgebiet
Wenn ein Wunschtermin vereinbart wurde, macht sich ein Medienbote mit der Lieferung auf den Weg – ökologisch sauber mit dem Rad. Fünf ehrenamtliche Boten haben sich schon bereit erklärt im gesamten Rosenheimer Stadtgebiet, Schloßberg und bis Stephanskirchen „Bücher auf Rädern“ auszuliefern. "Damit vor allem Senioren auch sicher sein können, wer da vor ihrer Haustür steht, erhalten die Medienboten offizielle Ausweise der Stadtbibliothek", so die Studentin von der Hochschule für Medien in Stuttgart.
Das Konzept scheint nicht nur gut durchdacht - für die Kunden ist dieser Haustür-Service obendrein völlig kostenfrei. Es ist sogar möglich, direkt an der Tür Neukunde zu werden und bei der ersten Lieferung seinen Ausweis für die Stadtbibliothek zu erhalten.
"Die Medienboten stehen in den Startlöchern", freut sich Hippmann, die das Konzept während ihres Praxissemesters entwickelte. Doch wie kommen Menschen dazu, Bücher auszuliefern. "Das sind Leute, die gerne radeln und in der Stadt unterwegs sind. Außerdem sozial eingestellte Mitbürger, die gerne helfen wollen, wenn jemand eingeschränkt ist."
In anderen Städten funktioniere das Konzept bereits, weiß sie. In Hamburg absolvierten etwa 150 Medienboten im Jahr 2014 rund 3700 Kundenbesuche. Doch nicht nur in der großen Hansestadt wird das Angebot gut angenommen. In Traunstein werden von der dortigen Stadtbibliothek insgesamt zwölf Senioren- und Behinderteneinrichtungen regelmäßig mit Medienkisten beliefert.
Eine Alternative zu Netflix
Bleibt zuletzt die Frage, ob die Studentin den Service, den sie sich erdacht hat, überhaupt auch selbst nutzen würde? "Ja, wenn ich nach einer Verletzung länger im Bett liegen müsste. Irgendwann hat man doch alle Netflix-Serien durchgeschaut und die Tage ziehen sich immer länger. Dann könnte ich aus 96.000 Medien auswählen - DVDs, CDs, Büchern oder Hörbüchern. Eben aus dem kompletten Angebot der Stadtbibliothek!"
Ermöglicht wird das Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Sparkassenstiftung Zukunft und des Fördervereins der Stadtbibliothek: "Darum gilt unserer besonderer Dank Martin Schwegler von der Sparkassenstiftung und Eleonore Dambach vom Förderverein", so die Bibliotheksleiterin Susanne Delp.
Wer nun Interesse hat, kann die Stadtbibliothek Rosenheim unter der Telefonnummer 08031/3651443 oder per E-Mail stadtbibliothek@rosenheim.de kontaktieren. Da Hippmann nun wieder Vorlesungen und Seminare besucht, wird das Projekt von Christine Dürichen als Ansprechpartnerin weitergeführt.
mg