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Unterricht ohne Noten: Auszeichnung für die Rosenheimer Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer

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Von: Anna Heise

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Die Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer in Rosenheim hat für die erfolgreiche Umsetzung des Lebens-Kompetenzprogramms „Erwachsen werden“ das Lions Quest-Qualitätssiegel erhalten. Ziel des Programms ist die Unterstützung der Jugendlichen, erwachsen zu handeln.

Rosenheim – Es sind nur wenige Sekunden, aber sie zeigen wie viel Gabriele Leihkamm die Auszeichnung bedeutet. Die ehemalige Schulleiterin hebt die Faust in die Höhe, strahlt und zeigt auf die Urkunde, die sie vor wenigen Sekunden von Christoph Bolbrügge, dem Kabinettsbeauftragten für Lions-Quest bekommen hat. Es ist der Beweis, das sich Fleiß und Hartnäckigkeit auszahlen. Eigenschaften, die Leihkamm auch an ihre Schüler vermitteln will.

Zusammenarbeit mit zwei Universitäten

Und möglicherweise ist das auch ein Grund, warum sie sich vor zehn Jahren für die Einführung des Unterrichtsfachs „Lebenskompetenzen“ stark gemacht hat.

„Dabei werden die Schüler jeder Klasse in einem wöchentlichen zweistündigen Pflichtunterricht ohne Notendruck in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit unterstützt“, sagt Gabriele Leihkamm. Entwickelt worden ist dieses Jugendförderprogramm von Lions-Quest – einer Organisation des Lions-Clubs – in Zusammenarbeit mit zwei Universitäten.

Angebot besteht seit zehn Jahren

Während sich das Programm „Erwachsen werden“ an Kinder zwischen zehn und 14 Jahren richtet, gibt es für die älteren Schüler das Programm „Erwachsen handeln“. Beide werden in der Wirtschaftsschule Dr. Kalscheuer seit zehn Jahren angeboten. „Am Anfang hat es viel Widerstand gegeben“, erinnert sich Gabriele Leihkamm. Die Schüler hätten nicht verstanden, warum sie sich in ein Unterrichtsfach einbringen sollten, in dem es keine Noten gebe.

Unnötige Zeitverschwendung?

Die Lehrer hätten die zusätzlichen Stunden als Zeitverschwendung angesehen, weil sie in Vorbereitung eine separate Ausbildung durchlaufen mussten. Zudem sorgte die Finanzierung für das Programm, die Schule selbst schultern musste, für Kritik. Doch Gabriele Leihkamm blieb hartnäckig. Auch weil sie von Anfang an von Geschäftsführer und Inhaber Axel Kalscheuer unterstützt wurde.

Vom Stundenplan nicht mehr wegzudenken

Mittlerweile sind die 90 Minuten Unterricht vom Stundenplan nicht mehr wegzudenken. Das zeigt auch die Tatsache, dass 75 Prozent der Lehrer die notwendige Ausbildung absolviert haben. Die jüngeren Schüler beschäftigen sich wöchentlich mit Fragen wie „Wer bin ich?“, „Wo komme ich her?“, „Welche Fähigkeiten habe ich?“ oder „Wie gelingt die Zusammenarbeit in kleineren Gruppen?“.

Die älteren Schüler lernen den Umgang mit kultureller Vielfalt, Methoden der Konfliktbewältigung, Wertehierarchien, Strategien gegen Mobbing, Kommunikationstraining und den Umgang mit modernen Medien. „Es geht viel um Lernstrategien, Motivation, Zielerreichung, Knigge-Regeln für den Berufsalltag und die Übernahme von Verantwortung in einer demokratischen Gesellschaft“, sagt Leihkamm.

Positive Resonanz

Es sind Themen, mit denen sich viele Jugendliche nicht unbedingt auseinandersetzen würden. Und doch stößt das Unterrichtsfach auf positive Resonanz. „Das Fach bringt uns sehr viel“, sagt Tobias Midasch (16).

Er besucht die zehnte Klasse, sei von Anfang an mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung konfrontiert worden. „Die Zusammenarbeit und der höfliche Umgang miteinander funktionieren viel besser“, ergänzt Luca Karner (16).

Ein Siegel, das verpflichtet

Weil das Projekt in den vergangenen zehn Jahren konsequent durchgeführt, dokumentiert und evaluiert wurde, hat die Schule jetzt das Lions-Quest-Qualitätssiegel erhalten. An der Feierstunde nahmen neben zahlreichen Schülern und Lehrern, auch der ehemalige zweite Bürgermeister Anton Heindl, Schuldezernent Michael Keneder sowie Barbara Freyberger vom Lions-Club teil. Sie alle lobten die Arbeit der Schule, machten deutlich, dass es in ganz Bayern gerade mal zehn Schule gebe, die zertifiziert seien.

Drei Jahre bis zur Erneuerung

„Aber eine Auszeichnung verpflichtet auch“, mahnte Heindl. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Zertifizierung nach drei Jahren wieder erneuert werden muss. Jetzt aber freuen sich Gabriele Leihkamm und ihre Kollegen erst mal über die Auszeichnung. „Für uns ist das die Bestätigung für die sehr aufwendige Arbeit“, sagt sie.

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