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„Am Ende hat es leider nicht gereicht“ - „Nimm‘s lose“ schließt Ende Juni 2022

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Von: Heinz Seutter

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Alexandra Stibane, Mitinhaberin des Unverpackt-Ladens „Nimm‘s lose“ in der Gillitzerstraße in Rosenheim.
Alexandra Stibane, Mitinhaberin des Unverpackt-Ladens „Nimm‘s lose“ in der Gillitzerstraße in Rosenheim. © hs

Seit fünf Jahren gibt es den Unverpackt-Laden „Nimm‘s lose“ in der Gillitzerstraße in Rosenheim. Doch nun endet die Geschichte des Ladengeschäfts Ende Juni. Wir haben uns erkundigt, wie es in einer gewissen Weise trotzdem weitergehen soll und was bis zur Schließung passiert.

Rosenheim - „Am Ende hat es leider nicht gereicht“, berichtet Alexandra Stibane, Mitinhaberin des Unverpackt-Ladens „Nimm‘s lose“ in der Gillitzerstraße in Rosenheim „Nun werden wir nach fünf Jahren unsere Türen schließen müssen.“ Sie sei sehr dankbar dafür, wie sehr ihr Vermieter entgegenkommend gewesen sei. „Er hat auf keine Kündigungsfristen bestanden. Das ist eine enorme Hilfe. Wir mussten jetzt einfach einen Schlussstrich ziehen, bevor wir am Ende verschuldet dastehen.“ Gänzlich aus dem Geschäft mit Bio-Lebensmitteln aussteigen wollen sie und ihr Mann jedoch nicht. „Unser Online-Shop mit Lieferservice läuft gut, den werden wir weiterhin betreiben.“ Am Mittwoch hatte sie auf Facebook und Instagram die Entscheidung zur Schließung des Unverpackt-Ladens öffentlich gemacht. „Ihr werdet fehlen, sehr schade!“, kommentiert unter dem Facebook-Post etwa Georg S.. „Sehr schade, bin gern zu euch gekommen auch wenn‘s weit war“, stimmt auch Sandie L. mit ein. „Ach das tut mir sehr leid, und mehr als das. Bei euch einkaufen, das war bewusst einkaufen, und nicht einfach konsumieren! Dass ich das bald nicht mehr kann, finde ich sehr schade!“, so Susanne K..

„Am Ende hat es leider nicht gereicht“ - Unverpackt-Laden in Rosenheim vor dem Aus

„Hier ist gähnende Leere! Wo seid Ihr? Man hört immer Klimaschutz, Nachhaltigkeit, ABER… Wenn es uns weiter geben soll und Euch diese Themen wirklich wichtig sind und unser Konzept am Herzen liegt, bitte kommt wieder“, heißt es in einem Facebook-Post, mit dem sich „Nimm‘s lose“ Anfang Mai an die Öffentlichkeit wendete. Der Laden besteht seit 2017 an der Gillitzerstraße. „Ende 2019 lief alles noch wunderbar. Damals haben wir sogar noch überlegt, zusätzlich jemanden anzustellen, damit wir die Kundennachfrage bedienen können“, berichtete Alexandra Stibane, Mitinhaberin des „Nimm‘s lose“ gegenüber unserer Redaktion. Damals arbeitete noch ihr Mann Christian mit im Laden. Aktuell arbeitet er in einem anderen Beruf, damit die Familie mit zwei kleinen Kindern genügend Geld zusammenbekommt. „Wir haben seitdem zwei Drittel unserer Kundschaft und 40 bis 50 Prozent des Umsatzes eingebüßt. Wenn sich jetzt nicht bald etwas ändert, schaut es düster aus!“

„Höhere Standards in der Tierhaltung und beim Umweltschutz, weniger Schadstoffe – den höheren Preis für Bio zahlten zuletzt immer mehr Menschen. 2022 hat sich der Trend umgekehrt. Verantwortlich sind Inflation und steigende Kosten unter anderem bei Energie und Mobilität“, berichtet die Zeitschrift „Öko Test“. Auch die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet von einem Rückgang der Nachfrage. Das spüren offenbar Bio- und Unverpackt-Läden auch in anderen Teilen Bayerns. „Wir haben ein Drittel weniger Umsatz“, berichtet etwa Karolina Kreuzer, die mit ihrem Mann Thomas Leuprecht das Milchlokal in Durach, einen Unverpackt-Laden betreibt, gegenüber der Allgäuer Zeitung. Die Zeitung zitiert auch einen weiteren Biohändler und einen Biolandwirt, die über eine zurückgegangene Nachfrage klagen. Auch andere Unverpackt-Läden aus der Region berichten zumindest von einer gewissen Stagnation der Nachfrage in der jüngsten Zeit.

Hoffen auf ein Wiedersehen mit treuen Stammkunden vor der Schließung

„Manche Sachen, wie die Backwaren und Molkereiprodukte, werden wir noch ein paar Male vor Schluss liefern lassen beziehungsweise anbieten können“, so Alexandra Stibane. „Bei vielen anderen Waren wird es sich dagegen leider nicht mehr rentieren, diese liefern zu lassen. Da werden wir jetzt zusehen, dass wir bis zur Schließung allmählich die Lagerbestände leer bekommen.“ In jedem Fall wäre sie dankbar, sollten Kunden noch bis zur Schließung vorbeischauen, auch um beim Abverkauf der Lagerbestände zu helfen. „Falls jemand noch Gutscheine von uns haben sollte, wäre es auch die letzte Chance, sie bis dahin bei uns einzulösen.“ Auch wer Interesse an Teilen der Einrichtung habe, könne sich gerne melden. „Teile unserer Ausstattung, die wir bereits verkaufen können, werden entsprechend ausgestellt beziehungsweise gekennzeichnet.“ Aktuelle Informationen gäbe es stets auf den Social-Media-Seiten des Ladens.

Sie stünde allerdings auch mit anderen Teilen der Unverpackt-Laden-Gemeinschaft im Netz in Kontakt, um Interessenten für den Abverkauf von Lagerbeständen und Inventar zu finden. „Aktuell haben wir auch deswegen nun montags geschlossen, damit ich mich um solche Dinge kümmern kann. Das war aber ohnehin immer unser schwächster Tag.“ Für das geplante Online-Geschäft sei sie außerdem auf der Suche nach geeigneten Lagerräumen. „Da gibt es vielfältige Angebote in und um Rosenheim, ich bin derzeit mit verschiedenen Stellen im Gespräch.“ Ansonsten gelte es nun die letzten Tage des Ladens zu bestreiten. „Ich hoffe, ich kann in den nächsten Wochen noch den einen oder anderen treuen Kunden ein letztes Mal hier begrüßen.“

hs

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