Das WM-Getränk vom Salzstadel

Rosenheim/Lomé - Wie weit Deutschland bei der WM dieses Jahr kommt, weiß noch keiner. Sicher ist, dass ein Rosenheimer Unternehmen jetzt schon so gut wie gewonnen hat - Es liefert das Getränk zur WM.
Lesen Sie hier den Originalbericht aus dem Oberbayerischen Volksblatt:
54, 74, 90, 2010: Schon wieder ist ein WM-Jahr - und bei der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika mischt der Wirtschaftsraum Rosenheim ganz vorne mit. Nicht nur, dass Dach und Fassade des wichtigsten Stadions aus Kolbermoor und Rimsting angeliefert wurden (wir berichteten). Auch das neue Erfrischungsgetränk zum Großereignis kommt aus Rosenheim.
"Bizz'up" - so heißt das Hibiskusgetränk - ist nicht die erste Geschäftsidee aus der Region, die um die Welt geht, aber sicher die exotischste. Denn erst einmal holte Andreas März (37), Geschäftsführer der Bizz'up GmbH mit Sitz am Salzstadel, die Welt nach Rosenheim: die Kultur Westafrikas, der Urwald am Amazonas und die Kraft Brasiliens stecken in jedem Tropfen. "Es gibt nichts Vergleichbares", sagt März, der nicht nur auf mehrjährige Geschäftserfahrungen in den USA zurückblicken kann, sondern mit "Bizz'up" eine alte Rosenheimer Firmentradition wieder aufleben lässt. Schließlich zählte die Gebrüder März AG in den 80ern und 90ern zu den größten Getränke- und Nahrungsmittelkonzernen Deutschlands.
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Deutschland spielt in den "Bizz'up"-Planungen als Absatzmarkt aber nur eine untergeordnete Rolle. Im WM-Jahr soll das Erfrischungsgetränk, dem Hibiskus als Hauptbestandteil den unverwechselbaren Geschmack und die tief rote Farbe verleiht, vor allem den afrikanischen Kontinent erobern. Auch wärmere Regionen in den USA, wo die Menschen Cocktails und Mischgetränke lieben, ist das Kundenpotenzial groß.
In Westafrika schon ein Renner
Rund eine Million Dosen und Flaschen hat die Bizz'up GmbH 2009 in mehrere Erdteile exportiert. Mittelfristig sollen es zehn Millionen werden, so das Ziel von März, der Getränketechnologie studiert hat, bevor er in New Jersey seine ersten Erfahrungen als junger Geschäftsmann sammelte.

In Westafrika, wo aus alten März AG-Zeiten noch gute Beziehungen nach Togo bestehen, geht das Getränk schon über den Ladentisch wie hierzulande die sprichwörtlichen warmen Semmeln. In Togo, Burkina Faso, Ghana, Nigeria oder der Elfenbeinküste ist Bizz'up schon etabliert, nun soll auch die arabische Welt auf den Geschmack kommen. "Bizz'up" geht nämlich auf Bissap zurück - ein Getränk, das vor langer Zeit von den Tuareg-Nomaden "erfunden" wurde. Aus dem Saft der Hibiskuspflanze machten sie einen schmackhaften Energielieferanten, der ihnen half, die Strapazen ihre kräftezehrenden Tagesmärsche zu bewältigen. Den neuen Durstlöscher nannten sie Bissap. Weil Bissap für die Moslems gerade in der Fastenzeit eine willkommene Stärkung ist, könnte der Durstlöscher aus Rosenheim auch in arabischen Ländern zur festen Größe auf dem Getränkemarkt werden.
Zumal "Bizz'up" mehr als Bissap ist. Neben Hibiskus, in Afrika als Wunderblüte verehrt, zählen die Acai-Beere vom Amazonas und die Guarana-Frucht zu den charakteristischen Zutaten des Getränks, das Andreas März und Francois Fétou Ekui schon 2007 im improvisierten Probierkammerl im dritten Stock des Firmengebäudes am Rosenheimer Salzstadel kochten und mixten. Ekui ist ein Mitarbeiter aus Togo. Er hatte einen Sack Hibiskusblüten aus Lomé mitgebracht. So lange probierten er und sein Chef verschiedene Geschmacksrichtungen durch, bis das Verhältnis zwischen Süß und Sauer passte. Das Wichtigste dabei: "Es ist ein reines Naturprodukt - ohne jeden chemischen Zusatz."
Weil die Guarana-Frucht koffeinhaltig ist, beginnt die Zielgruppe erst bei den 16- Jährigen. Die Verpackung im Afro-Look (mit einer stilisierten Antilope auf erdrotem Grund) soll ein junges Publikum ansprechen. Auch wenn Europa nicht der Hauptabsatzmarkt ist - im Raum Rosenheim/München ist es schon in über 100 Verkaufsstellen, unter anderem in Edeka- und Rewe-Märkten, zu haben. In osteuropäischen Großstädten wie Bukarest und Budapest wird "Bizz'up" gern mit Wodka oder Prosecco gemischt.
Produziert und abgefüllt werden die Flaschen und Dosen bei Ingolstadt und Frankfurt. Die Beziehungen, die noch aus alten März-Zeiten zur internationalen Getränkebranche bestehen, sind bei den langen Vertriebswegen, hilfreich. Über Bremerhaven gelangt das WM-Getränk per Schiff in die großen Hafenstädte an den Küsten Westafrikas und Amerikas. Ein weiterer Trumpf: Wie der deutsche Fußball sind in Afrika auch Produkte mit dem Siegel "made in Germany" sehr beliebt, so Fétou Ekui. Wer weiß - vielleicht spielt "Bizz'up" schon bald in der Weltliga der Getränke vorne mit.
Ludwig Simeth/Oberbayerisches Volksblatt