1. rosenheim24-de
  2. Rosenheim
  3. Wasserburg
  4. Amerang

Aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen: So war die Premiere von „Außer Kontrolle“ in Amerang

Erstellt:

Von: Inge Graichen

Kommentare

Das turbulente Geschehen um Staatsminister Richard Huber (Franz Strell, zweiter von rechts) nimmt Fahrt auf: Huber übergibt Zimmerkellner Josef Listig Rupert Huber, ganz rechts) die „Gebühr“ für das Kleid von Lissi Springer (Marina Thaller, ganz links), daneben auf der Couch links Georg Müller (Hans Wurmannstetter) mit der Leiche (Monika Rechl).
Das turbulente Geschehen um Staatsminister Richard Huber (Franz Strell, zweiter von rechts) nimmt Fahrt auf: Huber übergibt Zimmerkellner Josef Listig Rupert Huber, ganz rechts) die „Gebühr“ für das Kleid von Lissi Springer (Marina Thaller, ganz links), daneben auf der Couch links Georg Müller (Hans Wurmannstetter) mit der Leiche (Monika Rechl). © Graichen

Einmal die Landtagssitzung geschwänzt, schon hat man eine Leiche auf dem Hotelzimmer: Staatsminister Richard Huber hat es bei der Komödie „Außer Kontrolle“ in der Ameranger Gemeindehalle nicht leicht. So war die Premiere.

Amerang - Die Ameranger Theaterer sind bekannt dafür, dass sie Wert darauf legen, Abwechslung in ihr Repertoire zu bringen, Komödiantisches und Nachdenkenswertes ihrem Publikum zu präsentieren. Und das vielleicht sogar in ein und demselben Stück. So fiel ihre Wahl in der diesjährigen Theatersaison auf die englische Farce „Außer Kontrolle“, mit der sie sich ins Feld der hohen Politik wagten, allerdings sich eher mit deren menschlich-allzumenschlichen Randerscheinungen beschäftigend. Denn die zentrale Figur ist ein Minister, jedoch bei den Amerangern nicht der englischen, sondern der bayerischen Staatsregierung. Wobei dieser Ausflug in die Gefilde staatsmännischen Agierens beim Premierenabend in der Ameranger Gemeindehalle dazu führte, dass die Zuschauer aus dem Lachen oder zumindest Schmunzeln beinahe nicht mehr herauskamen.

Seinen Lauf nimmt das Geschehen dadurch, dass Staatsminister Richard Huber eine Landtagssitzung schwänzt, um sich in einem Appartement des „Bayerischen Hofes“ mit einer verheirateten Mitarbeiterin des Landtags beim Schäferstündchen zu verlustieren. Daraus wird nichts, denn gleich zu Beginn finden die beiden im Zimmer eine Leiche vor – Ausgangspunkt für zahlreiche Verwicklungen.

Denn Richard Huber möchte aus naheliegenden Gründen um keinen Preis, dass Leiche und Appartement in der Öffentlichkeit mit ihm in einen Zusammenhang gebracht werden. Und so spielt er sein im politischen Alltag erprobtes Talent aus, für alles eine Erklärung zu finden – und sei diese noch so sehr an den Haaren herbeigezogen. Mit dem Erfolg, dass die Situation immer komplizierter wird, mehr und mehr seiner Kontrolle entgleitet und der Schlamassel, in den er gerät, immer größer wird. Unter anderem auch, weil dazu noch der eifersüchtige Ehemann der potentiellen Tete-a-Tete-Partnerin Hubers auftaucht.

Großes Amüsement für Zuschauer

Jedenfalls mutiert das Geschehen immer mehr zu einer total überdrehten Farce, zwar zum großen Amüsement für die Zuschauer, umso weniger befriedigend aber für Richard Huber selbst. Schließlich muss er sich zwischendrin auch noch mehr oder weniger kurz tatsächlich in den Landtag begeben, um mit einer Rede den Ministerpräsidenten oder vielmehr die Regierung zu retten. Aber wie es sich für eine Komödie gehört, kommt das Geschehen letztlich zu einem überraschenden, doch guten Schluss und niemand erleidet wirklich großen Schaden.

Der Genuss für die Zuschauer liegt nicht nur in dem in all seiner Absurdität äußerst vergnüglichen Geschehen, sondern in der hervorragenden schauspielerischen Darbietung durch das Ensemble unter der Spielleitung von Monika Rechl, die selbst die Rolle der Leiche übernommen hatte – ohne viel Text, aber wichtig für den Verlauf der Handlung.

40 Jahre Wirken im Amateurtheater

Insbesondere Franz Strell läuft als Richard Huber zur Höchstform auf. In ihm hat die Theatergemeinschaft Amerang die ideale Besetzung für die Rolle des Ministers gefunden. Und so war es wohl kein Zufall, dass Franz Strell an diesem Premierenabend für 40 Jahre Wirken im Amateurtheater vom Verband Bayerischer Amateurtheater geehrt wurde (ebenso wie Anton Neubauer, der in diesem Jahr allerdings nicht mitspielte, für 45 Jahre). Wenn Franz Strell als Staatsminister auf Grund seiner Fähigkeiten zur Interpretation des Vorgefallenen zu der Schlussfolgerung kommt: „Eigentlich könnte ich Ministerpräsident werden“, werden die meisten Zuschauer das gar nicht bezweifeln.

Und vielleicht auch an ihnen bekannte Politiker denken. Denn in der Darstellung von Franz Strell kommt Richard Huber zwar als schlitzohrig, aber doch sympathisch daher, Strell trifft eins zu eins den professionellen Ton, mit dem so mancher Politiker sich die Realität so zurechtlegt, wie es für ihn am besten passt. Franz Strell als Darsteller der zentralen Figur des Stückes wird kongenial flankiert von Hans Wurmannstetter als dessen Sekretär Georg Müller, von dem Huber erwartet, dass er ihn in all seinen Kapriolen unterstützt. Problem ist nur, dass Müller im Gegensatz zu Huber selbst äußerst brav und ein wenig naiv ist, in Wurmannstetters Darstellung sehr gut erkennbar und daher auch die wachsende Verzweiflung des eigentlich mit den Ansinnen Hubers total überforderten Müller verständlich.

Darüber hinaus tragen alle Darsteller zur äußerst vergnüglichen Umsetzung der Vorgänge und Dialoge bei. Rupert Huber als durchtriebener, nur mit der Bedeutung seiner Hilfe angemessenen finanziellen Beiträgen zufriedenzustellender Zimmerkellner Josef Listig macht gut deutlich, dass das Verhalten Richard Hubers insgesamt moralisch recht fragwürdig ist. Sepp Mitter gibt überzeugend den auf Akkuratesse und eben diese Moral bedachten Hoteldirektor Konrad Hintermaier. Marina Thaller vermittelt als die verhinderte Gespielin Hubers Lissi Springer recht eindrücklich ihre Erkenntnis, dass sie in der Partnerschaft mit ihrem Ehemann doch besser aufgehoben ist, und Roman Wurmannstetter gibt diesem Ehemann in Verzweiflung und Hoffnung ein eigenes Gesicht, ähnlich Ulli Schauberger der Ehefrau des Ministers Ursula Huber und Brigitte Holzgassner der resoluten Schwester Maria, der Pflegerin der Mutter von Sekretär Georg Müller, gleichzeitig noch ein Beitrag dazu, Müller selbst als ein wenig zu gutmütig zu charakterisieren. Wer sich also wie das Premierenpublikum einen ganzen Abend lang beinahe durchgehend amüsieren will, ist gut beraten, einen der weiteren Aufführungstermine wahrzunehmen.

Weitere Aufführungen

Weitere Aufführungen finden statt am Freitag, 17. und Samstag, 18. März, sowie Freitag, 24. und Samstag, 25. März, jeweils um 20 Uhr in der Ameranger Gemeindehalle. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf in der Dorfbäckerei Amerang täglich außer Montag von 7 bis 12 Uhr, Kartenvorbestellungen können unter der Telefonnummer 0151-75027721 vorgenommen werden.

.

Auch interessant

Kommentare