Asbestfund in Eiselfing: Wächst der Deponie-Bedarf in der Region?

Eiselfing - Im Baugebiet "Eiselfing-Nord" wurde asbesthaltiges Material gefunden. Für viel Geld muss der gesundheitsschädliche Fund in anderen Bundesländern entsorgt werden - weil es in der Region keine Bauschutt-Deponie gibt. Wären Flächen wie die von Zosseder geplante DK1-Deponie in Odelsham etwa richtige Anlaufstellen für solche Fälle? *Mit Voting*
Ausgangsproblematik Asbestfund in Eiselfing:
Im Zuge der Erschließungsarbeiten für das neue Baugebiet "Eiselfing-Nord" legte ein Baggerfahrer im Sommer diesen Jahres große Mengen an altem Baumaterial und Schutt frei. Der Bauabteilungsleiter erkannte die in früheren Zeiten gängig verbauten Eternitplatten, die als asbesthaltig bekannt sind.
Jeder solcher Funde muss im Vorfeld offiziell durch einen Gutachter auf die Inhalts- und Gefahrenstoffe untersucht werden. Im Eiselfinger Fall waren das größere Menge vergrabene und über viele Jahre zerbrochene asbesthaltiger Dachplatten und altem Bauholz im Erdreich.
Die bislang angefallenen Kosten für die aufwendige Fachentsorgung des Sondermülls aus dem Eiselfinger Baugebiet durch ein Fachunternehmen belaufen sich mittlerweile auf rund 300.000 Euro. Die hohen Entsorgungskosten sorgen noch immer für Gesprächsstoff in dem kleinen Ort. Auch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats am 5. Dezember wurde der Asbestfund wieder thematisiert, wie Bürgermeister Georg Reinthaler gegenüber wasserburg24.de erklärt.

Eiselfing im Altlandkreis von Wasserburg ist wohl nicht die einzige Kommune, die sich mit der Problematik der äußert kostenintensiven Entsorgung von Bauschutt und sonstigen mineralischen Abfällen aus diversem Baumaterial über hunderte Kilometer hinweg auseinandersetzen muss.
"Ein Großteil unseres Schutts wurde bislang nach Nordbayern und an die Grenze zu den neuen Bundesländern in Spezialdeponien gebracht. Einige Mengen befinden sich zurzeit noch mit Planen abgedeckt im Baugebiet", erläutert Eiselfings Bürgermeister die aktuelle Situation.
Reinthaler: "Bestehende Regularien führen zu absurden Situationen"
"Unabhängig vom ökologischen Irrsinn dieser zahlreichen Lkw-Fahrten liegt der Fehler im aktuellen System, das Städten und Gemeinden die Hände bindet", macht Reinthaler seinem Ärger über die Regierung Luft.
Weitgehend unbemerkt von der Bevölkerung werde in Berlin eine sogenannte "Mantelverordnung" diskutiert, die Abfallstoffe und Bauabfälle in diverse Untergruppen beziehungsweise Klassen von Sondermüll aufspalte. Sie soll scheinbar demnächst verabschiedet werden.
Die "ursprünglich gute Idee", für ganz Deutschland einheitliche Standards in Sachen Recycling von Bauabfällen und Deponierung von nicht wiederverwertbarem Bauschutt zu schaffen, scheint aus Sicht des Eiselfinger Bürgermeisters schon wieder aus dem Ruder zu laufen: "So führen die bestehenden Regularien zu absurden Situationen, mit denen die Kommunen vor Ort kämpfen müssen. Städte und Gemeinden sind wie jeder Bürger verpflichtet, entsprechende Fachunternehmen mit der Entsorgung der Abfälle zu beauftragen. Diese Firmen wiederum suchen sich für die einzelnen Abfallklassen passende Deponien im gesamten Bundesgebiet, weil nicht jeder Betreiber jede Lieferung annimmt."
Humus-Einlagerung in Regensburger Braunkohlebergwerk

Bürgermeister Reinthaler äußert auch seinen Unmut zum Thema in punkto Umweltschutz: "Wochenlang lag in der Gemeinde Eiselfing ein Haufen mit möglicherweise schwach durch organische Verbindungen, aber laut Proben nicht durch Asbest, belastetem Humus aus dem Baugebiet. Laut behördlicher Anordnung dürfe er nicht mehr in die Natur ausgebracht werden und müsse jetzt aufwendig in einem ehemaligen Braunkohlebergwerk nördlich von Regensburg eingelagert werden. Da können wir unseren Bürgern nicht mehr auch nur ansatzweise ein maßvolles Regelwerk zum wichtigen Natur- und Umweltschutz vermitteln."
Reinthaler möchte nicht untätig zusehen, wie weitere Kommunen neben Eiselfing unter der unklaren Regelung in Bezug auf Bauschutt-Entsorgung leiden: "Ich habe mich daher mit einem ausführlichen Schreiben an das zuständige Bundesumweltministerium sowie unsere regionale Bundestagsabgeordnete gewandt, in dem ich auf diese Probleme hinweise und entsprechende praktikable Lösungen fordere."
Geplante DK1-Deponie in Odelsham richtige Anlaufstelle?
"Wir brauchen definitiv eine Bauschutt-Deponie in der Region", lautete die klare Einstellung von Simon Zosseder, als er vom Entsorgungsaufwand des Eiselfinger Asbestfunds erfuhr.
Zosseder möchte die DK1-Deponie in Odelsham betreiben, das Genehmigungsverfahren zu dem Großprojekt läuft, ein Eröterungstermin ist für Anfang 2018 angesetzt. "Gerade der Asbest-Fund in Eiselfing könnte mit wenig Aufwand und deutlicher Kostenersparnis in Odelsham gelagert werden", so die Meinung Zosseders.
Und wie steht Georg Reinthaler zur DK1-Deponie in Odelsham? "Die Abwägung und finale Entscheidung, ob der seit Jahren diskutierte Standort für eine mögliche DK1-Deponie in Odelsham geografisch und umwelttechnisch geeignet ist, obliegt der verantwortlichen Regierung von Oberbayern. Hierbei sind Einwände und Befürchtungen betroffener Anwohner von den Behörden zu berücksichtigen", legt der Bürgermeister seine Sichtweise dar.

Reinthaler: "Wir verbauen jetzt schon deponiepflichtigen Sondermüll der Zukunft"
"Wir alle müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass die aktuellen gesetzlichen Grundlagen und im Raum stehenden zusätzlichen Vorgaben nach derzeitigem Kenntnisstand dazu führen könnten, dass in naher Zukunft wohl deutlich mehr Deponiekapazitäten in ganz Bayern und Deutschland erforderlich sein werden. Schließlich verbauen wir ja jetzt schon - etwa mit modernen Dämmmaterialien oder speziellen Klebstoffen - den laut rechtlicher Bestimmungen deponiepflichtigen Sondermüll der Zukunft", so Reinthaler abschließend.
Längst schon gebe es laut Eiselfings Bürgermeister Vorschläge und Aufforderungen in Richtung der Kommunalpolitik, künftig beispielsweise in jedem bayerischen Landkreis mindestens einen geeigneten Deponieplatz für die jeweilige Region einzuplanen.
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mb