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Bewohner aus brennendem Haus gerettet - „Eine Minute länger - und es wäre zu spät gewesen“

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Von: Marina Birkhof

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Großbrand eines Einfamilienhauses in Griesstätt - Nachbarn als Ersthelfer in der Not
Alois Zeilinger ist einer der direkten Nachbarn und Ersthelfer, die dem Bewohner des in Brand geratenen Einfamilienhauses in der Nacht auf Montag das Leben retteten. © mb

Lichterloh brannte Sonntagnacht ein Einfamilienhaus mitten in Griesstätt. Dass der Bewohner das Flammeninferno überlebte, hat er seinen Nachbarn und der schnellen Hilfe in der Not zu verdanken. Einer der Ersthelfer ist Alois Zeilinger, der für uns die Katastrophe Revue passieren lässt.

Griesstätt - Sonntagabend, 23.30 Uhr, leichter Nieselregen. Jeden Abend vor dem Schlafengehen wirft Alois noch einen Blick vor die Haustüre, eine Angewohnheit. Zu diesem Zeitpunkt war es noch ruhig in Griesstätt. Doch diese Nacht sollte alles andere als ruhig werden.

„Er rief unsere Namen - und, dass wir die Feuerwehr rufen müssen“

Es war seine Frau Birgit, die die Hilfeschreie zuerst vernahm - und ihren Mann herbeirief. „Plötzlich ging alles ganz schnell“, erinnert sich Alois im Gespräch mit wasserburg24.de. Ihr Nachbar habe am Fenster im ersten Stock des Hauses gestanden, hinter ihm sei schwarzer Rauch aufgestiegen. Durch das Treppenhaus hätten sich die Flammen unbarmherzig den Weg nach oben gebahnt.

Er rief unsere Namen - und, dass wir die Feuerwehr rufen müssen.“ Der 55-Jährige zögerte keine Sekunde. Während Birgit den Notruf absetzte, rannte Alois zum angrenzenden Haus, um sich bei Nachbar Westner Unterstützung und eine Leiter zu besorgen.

Großbrand eines Einfamilienhauses in Griesstätt - Nachbarn als Ersthelfer in der Not
Aus dem oberen Fenster des Hauses retteten die Nachbarn den Bewohner aus den Flammen. © mb

„Es war stockdunkel, das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Ich sah, wie sich die Rauchschwaden hinter ihm im Obergeschoss verdichteten und sein Gesicht vernebelten. Er schrie, es würde immer heißer werden, er keine Luft mehr bekommen. Eine Minute länger - und es wäre zu spät gewesen. Dann wäre er nicht mehr lebend herausgekommen“, ist sich Alois sicher.

Zusammen mit den angrenzenden Anwohnern Josef Westner und Kai Laris samt Familie Fußstetter gelang es ihnen, ihren Nachbarn aus dem brennenden Einfamilienhaus zu retten. Alois zog sich dabei eine Verletzung am Schienbein zu, musste später erst versorgt werden.

„Der Zusammenhalt war gigantisch, innerhalb kürzester Zeit war die gesamte Nachbarschaft da und half, noch bevor die Einsatzkräfte eintrafen“, erzählt der Griesstätter. Sein Blick schweift über das tiefschwarze Loch, das im Dach des Nachbarhauses klafft.

„Es folgten die fünf längsten Minuten meines Lebens“

Als sie ihn auf den Boden setzten, sei ihr Nachbar bereits am Röcheln gewesen, der Körper glutrot von der Hitze. Doch er sei ansprechbar gewesen, unter Schock gestanden - wie so viele in dieser Nacht.

„Wie in Trance starrte er auf sein Haus, das mittlerweile lichterloh in Flammen stand, und murmelte, jetzt sei es aus. Es folgten die fünf längsten Minuten meines Lebens, bis der Sanker eintraf“, sagt Alois. Seine Worte werden unterbrochen von einem lauten Knall. Immer wieder krachen verkohlte Überreste des einstigen Einfamilienhauses in die Brandruine. Der Geruch von Verbranntem liegt in der Luft.

Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte „überragend“

Dass sich die Ersthelfer überhaupt in das Flammeninferno wagten, dazu gehört eine große Portion Mut und Zivilcourage. Den Respekt zollten ihnen nicht nur Griesstätter Bürger um Bürgermeister Robert Aßmus am Tag nach der Brandkatastrophe, sondern auch die Feuerwehren.

Sie rückten in der Nacht mit 140 Mann aus den umliegenden Gemeinden bis aus Rosenheim an und waren bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt, das Feuer zu bändigen. Die Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte sei laut Alois „überragend“ gewesen. „Wir hatten Glück, dass sie so schnell zur Stelle waren und das Feuer nicht auf die angrenzenden Grundstücke überging.“

„Wir konnten ihn doch nicht verbrennen lassen“

Um fünf Uhr morgens wurde ein Bagger angefordert, der das Dach anhob, sodass darunterliegende Glutnester gelöscht werden konnten. Georg Weiderer, Kommandant der Griesstätter Wehr, habe zu Alois gesagt, es sei „ein Wahnsinn“ gewesen, in das Haus zu steigen.

Denn darin befanden sich mehrere Gasflaschen, von denen in der Brandnacht einige wohl auch explodierten. Alois wusste das und der Bewohner warnte noch mit den Worten „Vorsicht, Gas!“, als sie näher kamen.

Für Alois und seine Nachbarn aber sei es „eine Selbstverständlichkeit“ gewesen, sofort zu handeln und den Bewohner da herauszuholen. „Für uns war es ganz normal, sofort zu helfen - auch, wenn es gefährlich war. Wir konnten ihn doch nicht verbrennen lassen. Wenn noch ein Funken Hoffnung besteht, muss man versuchen, es zu schaffen.“

Ihnen hat es der Mann zu verdanken, dass er das Flammeninferno überlebte. Mit schweren Brandverletzungen wird er nun in der Unfallklinik Murnau behandelt. Dass es am Ende so ausgegangen ist, darüber sind alle froh. Die Nachbarn hoffen nun für den Bewohner und seine Familie, dass er sich von den Strapazen erholen und irgendwann von vorne beginnen kann.

Das Haus sei in dem Zustand nicht mehr bewohnbar, der Schaden liegt vermutlich laut Polizei im mittleren sechsstelligen Bereich. Was den Brand letztlich ausgelöst hat, muss die Kripo klären.

mb

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