Deponie: Klärungsabend mit einem Experten

Wasserburg - Rund 140 Interessierte kamen zur Bürgerversammlung zum Thema: Die geplante Deponie der Klasse I neben der B304 auf Babenshamer Gemeindegebiet.
Antworten im Wasserburger Rathaussaal gaben der Bürgermeister und Karl-Johann Drexler vom Landesamt für Umwelt in Augsburg, der sich ein Berufsleben lang mit Deponien beschäftigt.
Nicht nur Wasserburger, auch aus Babensham und Soyen kamen Interessierte und deshalb begann die Bürgerversammlung mit einem Antrag. Eigentlich hätten nur Wasserburger im Rathaussaal mitreden dürfen. Die aber stimmten auf Antrag für ein Rederecht für alle. Und das nutzten viele, nachdem Bürgermeister Michael Kölbl die Verfahrensschritte bis zum heutigen Stand nachgezeichnet hatte und Karl-Johann Drexler vieles über technische Anforderungen für die geplante Deponie, Zuordnungswerte der Abfallstoffe, Anforderung an Untergrund, Abdichtung, Sickerwässer und anderes informiert hatte.
Konkret zu der in Babensham geplanten Deponie, das stellte Drexler klar, könne er wegen des noch laufenden Verfahrens nichts sagen.
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Klare Antworten hatte Drexler zu den Fragen, etwa der Größe der Deponie und des Bedarfs, da in Altötting eine neue Deponie der Klasse I sei, die in den Planungen der Firma Zosseder nie vorkämen und es gebe die Deponie Emmerting. Letztere sei, so Drexler, bei der Antragsstellung noch nicht in Betrieb gewesen und werde nun berücksichtigt. Generell gäbe es in Bayern genügend Deponieflächen, allerdings in manchen Gegenden etliche, in manchen zu wenig. In der Region 18, in der Wasserburg mitten drin liegt, sieht er Bedarf, "wenn man nicht nach Franken oder Niederbayern fahren möchte". Emmerting sei die Deponie für den Eigenbedarf einer Firma, die kurz auch andere Anlieferungen genommen habe, was nun untersagt sei.
Bei der Frage ob die Firma Zosseder den Abfall selber kontrollieren könne, verwies der Referent auf die Kontrollen, auch seines Hauses. Aus seiner langjährigen Erfahrung berichtete er zur Frage, ob nachträglich Gefahrenstoffe beantragt werden könnte. Man sei nie gefeit, dass Abfälle anfielen, die nicht beantragt worden seien. Im Einzelfall könne es erhöhte Zuweisungswerte geben.
Einige Fragen drehten sich um die Sickerwässer, die, so Drexler, bei einer Deponie dieser Klasse aus dem Sickerwasserbecken an die Kläranlage angeschlossen werden könnten. Die Schwermetalle seien relativ unbedeutend, da fest gebunden, würden Werte überschritten, müsste das Sickerwasser vorbehandelt werden.
Zum Thema Asbest wies Drexler auf die vielen Informationsbroschüren der Ämter hin, "eigentlich müsste jeder wissen, wie asbesthaltiges Material entsorgt wird". Das Problem seien die Kleinanlieferer, die aus ihren Häuser asbesthaltige Dinge im Kofferraum brächten. "Das Personal der Deponie ist am meisten gefährdet". Asbestmaterial müsse immer verschlossen angeliefert werden und werde von geschultem Personal entsorgt. Grundsätzlich gelte, dass jeder Landkreis Entsorgungsmöglichkeiten vorhalten müsse. Von auswärts abgeliefert werden könne in Babensham nur, wenn der Landkreis keine Deponie oder einen Vertrag mit Zosseder habe.
Die Sorgen, dass das Deponiematerial aus ganz Deutschland nach Babensham gekarrt werden könnte, um Masse zu bekommen, sah Drexel zweiseitig. Früher habe man die Deponien möglichst schnell gefüllt, heute sei das für den Betreiber nicht mehr unbedingt wirtschaftlich. Die Entsorgungskosten stiegen und die Betreiber seien meist froh um freie Kapazitäten.
Auf die Frage, was eine Tonne Abfall beim Abliefern koste, nannte Drexel als Erfahrungswert zwischen 20 und 40 Euro. Eine Frage ging direkt an die Firma Zosseder, die Florian Mittmann, zuständig für das Altlastenmanagement, beantwortete. Man werde, so lange das Verfahren läuft, nicht reagieren, sagte er auf die Frage, ob die Firma bei soviel Gegenwind auch mit einer Deponie O zufrieden sein könnte.
Fragen zum Thema Sickerwasser waren auch an den Bürgermeister gerichtet. Ob es denn eine Vereinbarung zwischen Stadt und der Firma Zosseder gebe? Dazu berichtete Michael Kölbl, dass der Umweltausschuss sich darüber unterhalten habe, es aber noch keine Vereinbarung gebe. "Sagt der Stadtrat nein, ist es nicht möglich, dass die Sickerwässer in die Wasserburger Kläranlage gehen".
Den Antrag von Alex Hartung, die Stadt möge den Beschluss zur Deponie zurücknehmen und auch alle Rechtsmittel nutzen, um diese Deponie zu verhindern, lehnten die Wasserburger in der Versammlung ab. In diesem Fall durften nur sie mit abstimmen, da der Antrag im Wasserburger Stadtrat hätte behandelt werden müssen. Kölbl lehnte dies ab, weil man erst nach einer Entscheidung, also der der Regierung von Oberbayern, wissen können, gegen was man Rechtsmittel einlegen könne. Auch das zurücknehmen des Antrags lehnte er in seiner Stellungnahme im Rathaussaal ab, weil man im Beschluss größte Bedenken dargestellt habe, und dann auch diese zurückgenommen wären.
"Das war ein sehr sachorientierter Abend, wie es bei diesem Thema nicht immer der Fall ist", verabschiedete der "Deponiepapst" sich nach zwei Stunden.
Am 21. September wird er wieder hier sein, bei der Informationsveranstaltung am geplanten Deponiestandort um 16 Uhr.
vo/Wasserburger Zeitung