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„Er hat mein Leben gerettet“ - Emotionaler Besuch einer Amerikanerin bei ihrem Stammzellen-Spender in Rott

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Von: Sophia Huber

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Einen ganz besonderen Besuch konnten Stammzellenspender Michael Katzenberger (ganz links) und seine Frau Elke Katzenberger (ganz rechts) begrüßen: Stammzellenempfängerin Terri DeCurtis (Zweite von rechts) kam mit ihrer Tante Joanne Goldberg (Mitte) und ihrem Sohn Chase DeCurtis (Zweiter von links) bei sich zuhause begrüßen. Seit der gelungen Spende versuchen die Katzenbergers mehr Menschen für die Stammzellenspende zu gewinnen und verteilen gemeindsam mit der Aktion Knochenmarkspende Bayern so genannte Lebensrettersets. .
Einen ganz besonderen Besuch konnten Stammzellenspender Michael Katzenberger (ganz links) und seine Frau Elke Katzenberger (ganz rechts) begrüßen: Stammzellenempfängerin Terri DeCurtis (Zweite von rechts) kam mit ihrer Tante Joanne Goldberg (Mitte) und ihrem Sohn Chase DeCurtis (Zweiter von links) bei sich zuhause begrüßen. Seit der gelungenen Spende versuchen die Katzenbergers mehr Menschen für die Stammzellenspende zu gewinnen und verteilen gemeinsam mit der Aktion Knochenmarkspende Bayern so genannte Lebensrettersets. . © Huber

Michael Katzenberger aus Rott und Terri DeCurtis aus North Carolina haben eine besondere Verbindung: Vor knapp vier Jahren retteten Katzenbergers Stammzellen DeCurtis das Leben. Nun hat es endlich mit einem Besuch geklappt.

Rott – Eine Kaffeerunde auf einer Terrasse in Rott: Es wird gelacht und geredet. Es könnte ein Ratsch wie jeder andere sein. Ist es aber nicht. Denn es kommt wohl nicht alle Tage vor, dass Lebensretter und Gerettete zum ersten Mal an einem Tisch sitzen.

„Am 19 Juni hatte ich meinen vierten Geburtstag“

„Das ist schon ein seltsames Gefühl“, sagt Michael Katzenberger. Er hat Stammzellen gespendet. Sie haben Terri DeCurtis aus North Carolina das Leben gerettet (wir berichteten). Vier Jahre ist das nun her. „Am 19. Juni hatte ich meinen vierten Geburtstag“, sagt DeCurtis. An diesem Tag ist der unscheinbare Beutel Blut von einer Seite des Atlantiks auf die andere geflogen. Seitdem feiert sie zweimal im Jahr.

Zuerst Brustkrebs, dann Leukämie

Die Geschichte zwischen DeCurtis und Katzenberger beginnt allerdings einige Jahre früher. 16, um genau zu sein. Damals, 2002, lässt sich Katzenberger spontan bei einer Typisierungsaktion der Aktion Knochemarkspende Bayern (AKB) registrieren. Jahrelang passiert zunächst nichts. Dann Anfang 2017 bekommt DeCurtis auf der anderen Seite des Atlantiks Brustkrebs diagnostiziert. Sie unterzieht sich einer Chemo- und Strahlentherapie. Der Brustkrebs verschwindet, doch es kommt zu Komplikationen. 2018 wird Akute Myeloische Leukämie diagnostiziert – eine seltene Nebenwirkung der Behandlung. Eine Stammzellenspende ist ihre einzige Chance. „Sie haben meine Brüder getestet, aber die hatten nur eine Übereinstimmung von 50 Prozent“, erklärt DeCurtis. Zu gering. Das Risiko, dass die Behandlung nicht anschlägt, ist zu hoch.

„Ich habe jetzt seine DNA“

Die Ärzte greifen auf die internationale Datenbank zurück und finden eine Person mit 100 prozentiger Übereinstimmung. Eine große Überraschung. „Mir wurde gesagt, dass wir wohl irgendwie miteinander verwandt sein müssten“, sagt Katzenberger. Eine andere Erklärung gebe es nicht. Wie, das lässt sich nicht mehr nachvollziehen. „Ich wollte eigentlich einen Gentest machen, aber das geht jetzt nicht mehr. Ich habe ja jetzt seine DNA“, erzählt DeCurtis und setzt lachend hinzu: „Verbrechen kann ich jetzt keine mehr begehen.“ Katzenberger nickt. „Da wäre ich dir dankbar.“

Die Söhne bezeichnen sich als Brüder

Auf den ersten Blick passen die beiden nicht zusammen. Sie ist gebürtige Amerikanerin, stammt ursprünglich aus der Großstadt New York. Er wohnt in der ländlichen Idylle Oberbayern in Rott.

Aber irgendwie passt es trotzdem. Beide Familien sind sportbegeistert. Sie haben Söhne im fast gleichen Alter, 13 und 14 Jahre. „Gestern sind sie zu uns gekommen und meinten, dass sie einen neuen Bruder haben“, erzählt DeCurtis.

Seit zwei Jahren haben Retter und Gerettete Kontakt, vor allem über Facebook und Whatsapp. „Es geht eigentlich um alles bei unseren Unterhaltungen“, sagt Katzenberger: Sport, Politik, das Leben. Seit Langem hatten sie geplant, sich gegenseitig zu besuchen. Corona machte einen Strich durch die Rechnung.

Freunde und Familie schreiben Dankesbriefe

Der jetzige Besuch: eine Geburtstagsüberraschung für Katzenberger, geplant von DeCurtis und Katzenbergers Frau Elke. „Als sie rein kam, konnte ich es erst mal nicht glauben“, sagt Katzenberger. Vor dem ersten Besuch sei er nervös gewesen. „Ich wollte eigentlich rüber fliegen, aber ohne die Kinder. Es könnte ja immer noch sein, dass man sich nicht versteht.“ Eine unbegründete Sorge. „Ich fühle mich hier wie zuhause. Er hat schließlich mein Leben gerettet“, sagt De Curtis.

Sie hat Briefe mitgebracht von Freunden und Familie. Eine ganze Tüte voller Dankesworte an Katzenberger. „Er weiß gar nicht, wie viele Menschen er mit seiner Spende berührt hat“, sagt sie. „So viele sind ihm dankbar.“ Katzenberger windet sich etwas in seinem Stuhl. Man merkt ihm an, so viel Lobpreis ist ihm unangenehm. „Ich kann es ja verstehen. Wenn bei mir ein guter Freund Leukämie hätte, wäre ich dem Stammzellenspender auch dankbar“, sagt er. „Aber ich bin kein Held.“ Für ihn sei es nichts weiter gewesen, als 45 Minuten lang sein Blut abzugeben.

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