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Das Mittel gegen den Pflegenotstand gab es in Wasserburg schon vor 100 Jahren

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Von: Heike Duczek

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Nachwuchsgewinnung in Wasserburg: Viele Absolventen der Pflegeschule am Inn-Salzach-Klinikum binden sich nach der Ausbildung an das Fachkrankenhaus.
Nachwuchsgewinnung in Wasserburg: Viele Absolventen der Pflegeschule am Inn-Salzach-Klinikum binden sich nach der Ausbildung an das Fachkrankenhaus. © ISK

Wer schon einmal im Krankenhaus lag, weiß, wie wichtig die Pflege ist. Im kbo-Inn-Salzach-Klinikum stellt sie deshalb die größte Berufsgruppe. Dem Pflegenotstand begegnet das psychiatrische Fachkrankenhaus mit einer eigenen Berufsschule - schon seit 100 Jahren.

Wasserburg - 600 Mitarbeitende sind am psychiatrischen Fachkrankenhaus in Wasserburgs Stadtteil Gabersee in der Pflege tätig - ein Drittel aller Beschäftigten. Schon diese Zahl symbolisiert in den Augen von Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski die Bedeutung des Berufes.

Beim Festakt zum Jubiläum der Pflegeschule, die es bereits seit 101 Jahren gibt, würdigte er die Bildungseinrichtung auch in ihrer Funktion als Nachwuchsschmiede. Denn jährlich gelinge es, etwa 30 Absolventen dauerhaft an das Klinikum zu binden.

Freuten sich über das Jubiläum der kbo-Berufsfachschule: (von links) Pflegedirektorin Kerstin Weinisch, Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski, Bezirksrat Sebastian Friesinger, kbo-Vorständin Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach, Schulleiterin Dr. Sabine Balzer, Zweiter Bürgermeister Werner Gartner, Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Ärztlicher Direktor Professor Dr. Peter Zwanzger.
Freuten sich über das Jubiläum der kbo-Berufsfachschule: (von links) Pflegedirektorin Kerstin Weinisch, Geschäftsführer Dr. Karsten Jens Adamski, Bezirksrat Sebastian Friesinger, kbo-Vorständin Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach, Schulleiterin Dr. Sabine Balzer, Zweiter Bürgermeister Werner Gartner, Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Ärztlicher Direktor Professor Dr. Peter Zwanzger.MG_7214.jpeg © Duczek

Bezirkstagspräsident Josef Mederer sieht die Pflegefachkräfte in der Tradition von Florence Nightingale, Pionierin der modernen Krankenpflege. Nur wenn die Pflege in Topqualität funktioniert, erleben Patientinnen und Patienten ein Gefühl von Sicherheit und Zufriedenheit, zeigte sich Adamski überzeugt. Mederer ging auch auf den Wandel der Ausbildung ein: Heute ist sie generalistisch angelegt: Die Absolventen können in allen Gesundheitsbereichen arbeiten - auch in der Kinderkranken- und Altenpflege. Auch Häuser wie das ISK, das zu den Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) gehört, befinden sich laut Mederer im Wandel - weg vom klassischen stationären Aufenthalt, also weg vom „liegenden Menschen“, hin zu immer mehr sozialpsychiatrischen Diensten, Institutsambulanzen und Tageskliniken. Diese Angebote erfordern nicht immer den Schichtdienst und die Wochenendarbeit - ein Weg aus dem Pflegenotstand, der oft auch in unattraktiven Arbeitszeiten begründet sei.

Die Pflege ist trotz schwieriger Rahmenbedingungen auch nach Überzeugung von kbo-Vorständin Dr. Margitta Borrmann-Hassenbach eine sinnstiftende Arbeit. Es gehe um positive Entwicklungen, um Genesung. Der Pflege als der Seele der Medizin komme dabei eine wichtige Rolle zu.

Wasserburgs Zweiter Bürgermeister Werner Gartner erinnerte an die Gründungszeit der Schule - mitten in einer Inflation, die aufgrund ihrer Dramatik mit der heutigen nicht zu vergleichen sei. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Schule geschlossen, 1953 wieder eröffnet. 1968 habe die Einrichtung sogar Schülerinnen und Schüler aus Korea geholt, 2004 habe es nach der Ausbildung jedoch keine Arbeitsplatzgarantie gegeben. Heute sei dies ganz anders: Junge Pflegefachkräfte würden händeringend gesucht, so Gartner.

Viel Applaus für Schulleiterin

Dr. Sabine Balzer, als Schulleiterin seit zehn Jahren im Amt, unterstrich den Wert der Berufsfachschule für die Nachwuchsgewinnung. Sie erhielt viel Applaus für ihre emotionale und packende Rede. Balzner beschwor den „Gaberseer Spirit“, der von der Schule, einer eingeschworenen Gemeinschaft, ausgehe. Viele Absolventen würden sich an das Haus binden, ganze Familien seien bereits seit Generationen im Mitarbeiterstab dabei. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Wolfgang Janeczka zeigte sie auch Bilder aus dem Leben der Einrichtung. Die Schülerinnen und Schüler der aktuellen Jahrgänge saßen im Publikum und honorierten die Rede von Balzer mit Jubel - „Gabersee-Spirit“, den die geladenen Gäste aus dem Gesundheitswesen und der Politik live erlebten.

Die Berufsfachschule für Pflege

Die Berufsfachschule am Inn-Salzach-Klinikum bildet Pflegefachkräfte (drei Jahre) und Pflegefachhelfer (ein Jahr) aus. Es gibt insgesamt 175 Ausbildungsplätze - je 60 für die dreijährige Lehre, verteilt auf zwei Kurse, 27 für die einjährige Ausbildung. In Kooperation mit der Technischen Hochschule Rosenheim ist außerdem ein duales Bachelorstudium Pflege möglich.

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