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An Schlaf war nicht zu denken: Legendäre Faschingsnächte in Wasserburg

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Von: Petra Maier

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Legendäre Faschingspartys feierte der Alpenverein in den 70er Jahren im Greinbräu in Wasserburg.
Legendäre Faschingspartys feierte der Alpenverein in den 70er Jahren in Wasserburg.  © Archiv Alpenverein Wasserburg

Was waren das für legendäre Faschingspartys in Wasserburg! Eine Party löste früher die andere ab, an schlafen war fast nicht zu denken, erinnern sich Elfriede Gabriel, die Faschings-Omili der Innstadt, und weitere Narren. Über rauschende Feste, verrückte Mottos und prominente Gäste.

Wasserburg - Elfriede Gabriel (75) kennt den Wasserburger Fasching wie kaum eine andere - sie ist das Gesicht des Wasserburger Faschings. Ihren ersten Auftritt als Gardemädchen absolvierte sie mit gerade mal 18 Jahren. Zwanzig Jahre wirkte sie auf der Bühne und hinter den Kulissen mit, war als Gardemädchen, Majorin, Trainerin, Choreografin (1971 bis 1994) und Präsidentin (1978 bis 1991) aktiv. Sie entwarf Kostüme, studierte Tänze ein und war immer in vorderster Reihe, wenn es um die Belange der Stadtgarde ging. Heute ist sie Ehrenpräsidentin und wird in der Garde liebevoll „Omili“ genannt. Für unsere Redaktion blätterte sie in ihren dicken Fotoalben.

Elfriede Gabriel aus Wasserburg blättert in ihren dicken Fotoalben mit Faschingsbildern aus mehreren Jahrzehnten.
Elfriede Gabriel aus Wasserburg blättert in ihren dicken Fotoalben mit Faschingsbildern aus mehreren Jahrzehnten. © Petra Maier

An das Feier-Motto in den 70er Jahren kann sich Elfriede Gabriel noch gut erinnern. Es lautete: „Anständige Leute gehen am Tag heim.“ „Und deshalb gingen wir meist um 5 Uhr in der Früh nach Hause“, sagt die Ehrenpräsidentin schmunzelnd. Wie sie diesen Feiermarathon durchgestanden hat, fragt sie sich heute selbst manchmal. „Wir mussten ja ‚nebenbei‘ auch noch in die Arbeit gehen“, merkt sie an.

Und dann beschreibt sie einen Tagesablauf in vergangenen Faschingszeiten: „Den ganzen Tag hab ich mir bei der Arbeit geschworen: Wenn heute Abend nach dem Auftritt der Garde der Erste nach Hause fährt, dann fahre ich sofort mit.“ War dann der Abend gekommen und der Auftritt beendet, dann habe es meist vom Veranstalter ein Gläschen Sekt gegeben und sowohl die guten Vorsätze als auch die Müdigkeit seien plötzlich verschwunden, erinnert sie sich. „Putzmunter war ich wieder, und an das Heimgehen dachte ich erst wieder morgens um 5 Uhr. Doch eins steht fest: Jede Minute täte mich reuen, wenn ich früher heimgegangen wäre.“

Bälle und Faschingsfeiern gab es überall in der Stadt, erinnert sich auch Robert Stegmeier, seit 20 Jahren Vorsitzender der Lederer-Gmoa in Wasserburg. „Man zog von einer Gaststätte in die nächste, überall wurde gefeiert. Doch heute existieren viele Wirtschaften schon gar nicht mehr.“ In den Fotoalben von Elfriede Gabriel finden sich dann auch Hinweise auf Feiern im Tanzsaal des Café Lebzelter, das sich im heutigen Gewandhaus Gruber befand und auf die Wirtschaft Greinbräu, an deren Stelle heute ein Drogeriemarkt steht.

Hier wird im Fasching 2023 noch zünftig gefeiert

28. Januar: Jubiläums-Galaball in Haag

3. Februar: Showtanzfestival der Wasserburger Garde in der Badria-Halle

4. Februar: Ü-30-Party in der Badria-Halle

4. Februar: Große Faschingsparty im Bürgersaal in Haag

4. Februar: Faschingsparty „Prall im All“ vom Burschenverein Rott im Landgasthof Stechl in Rott

4. Februar: Faschingstreiben im Pfarrheim Rechtmehring

5. Februar: Traditioneller „Kinderkuglball“ im Badria

11. Februar: Kinderfasching in Haag; heuer im Bürgersaal !

11. Februar: Ameranger Sängerball in der Gemeindehalle Amerang

11. Februar: Sportlerball vom SV Ramerberg beim Gasthaus Bichler in Ramerberg

17. Februar: Faschingsparty der Maurerzunft Wasserburg in den Paulanerstuben

18. Februar: Faschingsball der KLJB Rechtmehring beim Kirchenwirt in Rechtmehring

18. Februar: Faschingsparty des Sportvereins Griesstätt in der Turnhalle der Grundschule

19. Februar: Faschingsumzug „Gaudiwurm“ in Wasserburg mit Partyzelt am Gries

21. Februar: Faschingsumzug in Haag mit After-Zug-Party im Festzelt

(Termine ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Vielversprechende Einladungen sorgten in Wasserburg beim Alpenverein stets für volles Haus im ehemaligen Greinbräu in Wasserburg.
Vielversprechende Einladungen sorgten in Wasserburg beim Alpenverein stets für volles Haus im ehemaligen Greinbräu in Wasserburg. © Chronik Alpenverein Sektion Wasserburg

Im Greinbräu feierte der Alpenverein in Wasserburg legendäre Partys. Beim Blättern in der Chronik der Sektionsgruppe stößt man auf verheißungsvolle Ankündigungen: Dort finden sich unter anderem eine „Einladung zu einem Besuch des Western-Saloons“, ein „Fahrschein zur Walpurgisnacht am Riesenberg“, ein „Ausweis für ein Treffen auf dem Rummelplatz“, eine „Zulassungskarte für die Uno-Tagung in Grattlhaus‘n“ und eine „Einladung zum Stelldichein der Ritter und Räuber und Rabauken“. Fotos zeigen, dass diese Bälle sehr gut besucht waren.

Auch im Fletzinger Bräu wurde ausgiebig Fasching gefeiert, erinnert sich Elfriede Gabriel. Der Bezirkskutscherball fand beim Wurm in Edling statt und auch der Künstlerball. In Soyen gab es einen Lumpenball und die Kleintierzüchter feierten in Wasserburg beim Huberwirt. Zahlreiche Hausbälle wurden veranstaltet, so fand sich im Fasching reichlich Gelegenheit zum Ausgehen. Diese Möglichkeit nutzte auch Maria Schell. Sie gehörte zu den größten Stars des deutschen Films der 1950er und 1960er Jahre und nahm 1973 am Rot-Kreuz-Ball im Greinbräu teil. Vom BRK bekam die gefeierte Schauspielerin einen großen Blumenstrauß. Und was tat sie? Sie zupfte eine Rose heraus und überreichte sie der verdutzten Elfriede Gabriel als Anerkennung für ihre tolle Choreographie des Gardetanzes. „Die Rose hab ich über Jahre in meiner Wohnung wie einen Schatz aufbewahrt - bis sie zerbröselt ist“, freut sich die Faschings-Omili noch heute.

Traditionelle Faschingsparty der Maurerzunftam ruaßigen Freitag, 17. Februar

Eine der traditionsreichen Faschingspartys mit Kostümen ist in Wasserburg die Faschingsfeier der Maurerzunft in den Paulanerstuben. Harald Petermann, Vorsitzender der Zunft der Maurer, Steinmetze, Kaminkehrer und Hafner, ist zu jung, um sich an die Anfänge dieses Traditionsfestes zu erinnern. „40 Jahre ist das locker her“, vermutet er.

Schon sein Vorgänger habe diese Feste regelmäßig organisiert. Noch vor Corona habe sich die Vorstandschaft Gedanken gemacht, wie man die Party neu beleben könnte. Eine Bar wurde eingerichtet - und schon kamen auf einen Schlag 50 Prozent mehr Gäste. Doch noch ist Luft nach oben, verrät Petermann. „Mit 50 Gästen ist der Saal noch nicht ausverkauft, wir hoffen deshalb, dass heuer am ruaßigen Freitag, 17. Februar, noch mehr Gäste kommen werden“, so Petermann.

Die Livemusik übernimmt der „Brandmoar Beppi“. „Wir freuen uns über jeden Gast, denn dieser Ball ist öffentlich“, macht Petermann noch einmal deutlich. Der Eintritt kostet sieben Euro, um 19 Uhr ist Einlass, das Programm startet um 20 Uhr. Gegen 22 Uhr wird die Wasserburger Stadtgarde erwartet. „Masken sind erwünscht, es gibt sogar eine kleine Prämierung“, kündigt der Vorsitzende an, „aber es genügt auch, wenn man nur eine lustige Kappe oder ein buntes T-Shirt trägt.“ Hauptsache man bringt jede Menge Faschingslaune mit. Dann kann die Nacht wieder bis zum frühen Morgen dauern.

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