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Frischer Wind im Kulturkreis Wasserburg: Junge Vorsitzende übernimmt - Das hat sie vor

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Von: Heike Duczek

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Der neue Vorstand, versammelt im Gimplkeller (von links): Schriftführer Sepp Christandl, Kulturreferentin Edith Stürmlinger, die Vorsitzende Sophia Clemente und Schatzmeister Christian Huber. Nicht im Bild: Dr. Markus Brezina, Zweiter Vorsitzender.
Der neue Vorstand, versammelt im Gimplkeller (von links): Schriftführer Sepp Christandl, Kulturreferentin Edith Stürmlinger, die Vorsitzende Sophia Clemente und Schatzmeister Christian Huber. Nicht im Bild: Dr. Markus Brezina, Zweiter Vorsitzender. © duc

Wie Phönix aus der Asche ist 2021 der Kulturkreis Wasserburg auferstanden. Jetzt hat der Verein auch personell einen radikalen Wandel vollzogen: Den Vorsitz übernimmt die erst 26 Jahre alte Sophia Clemente. Das hat sie vor, das hat sich außerdem alles geändert.

Wasserburg – Vor neun Jahren hatte Christian Huber mit weiteren Kulturschaffenden den Verein gegründet. 2013 bis 2016 war er besonders aktiv: Damals fanden die „Wasserburger Nächte“ am Inn statt – Veranstaltungsreihen mit Musik, Schauspiel, Gesang und Biergartenbetrieb. Hier trat der Kulturkreis erstmals als Veranstalter auf. Er versteht sich als Dachorganisation der Wasserburger Vereine und Institutionen, die sich der Kultur widmen.

Künstler in Pandemie unterstützt

Durch die „Wasserburger Nächte“ hat sich der Kulturkreis einen finanziellen Grundstock erarbeitet, berichtete der alte Vorsitzende Huber. 2020 und 2021 unterstützte der Verein Künstler und Kulturschaffende, die in der Pandemie Auftrittsverbot hatten.

Veranstalter von „Musik macht Mut“

2021 nahm das Vereinsleben nach Hubers Angaben wieder Fahrt auf: Der Kulturkreis trat als Veranstalter des Festivals „Musik macht Mut“, gemeinsam mit dem Innkaufhaus, auf. Und belebte den Gimplkeller, ein nicht auf Rendite ausgelegter Veranstaltungsort für Kleinkunst. Die Stadt gibt einen Mietzuschuss, der für zwei weitere Jahre beantragt worden sei. Kulturkreismitglieder vergeben den Gimplkeller am Marienplatz an Kulturschaffende – für nur 50 Euro pro Auftritt. Mittlerweile hat sich die im Ehrenamt gemanagte Location als Chance für junge und aufstrebende Musiker, Schauspieler, Kabarettisten oder Theaterleute herumgesprochen. Anfragen aus ganz Südostoberbayern kommen, berichtete Huber. Ein Zugpferd sei auch das regelmäßig hier stattfindende Kasperltheater.

Der Kulturkreis sprang auch ein, als bekannt wurde, dass Kabarettist Michael Altinger der Festsaal des kbo-Inn-Salzach-Klinikums (ISK) in Gabersee nicht mehr als Veranstaltungsort für das Montagsbrettl zur Verfügung stand. Im ISK gebe es anscheinend keine offene Arme mehr für die Kultur, gab Huber dem Klinikum eine Spitze mit auf den Weg. Unter dem Dach des Vereins findet die Kultveranstaltung von Altinger jetzt in der Gaststätte „Landwirtschaft“ in Staudham statt. Der Saal war, wie berichtet, ausverkauft bei der Premiere. In Wasserburg gelang es Altinger und seinen Kabarettkollegen, die Fans von der Couch zurück in den Saal zu holen, berichtete Huber.

Die Neue gilt als anpackend

Trotzdem verhehlte der ehemalige Vorsitzende nicht, dass die Arbeit im Kulturkreis „kräftezehrend“ gewesen sei. Vor allem in den Anfangsjahren seien die unterschiedlichen Interessenslagen der Kulturschaffenden – darunter Profis und Laien, Vereine und Institutionen, etablierte Häuser und Kleinkunstinitiativen – manchmal heftig aufeinandergeprallt. „Wir haben oft gestritten und gerungen um den richtigen Weg, in den vergangenen Jahren den Pfad gefunden, auf dem wir gehen können“, sagte Huber.

Er hatte stets im Wechsel mit Dr. Markus Brezina und Josef Christand l den Vorstand angeführt. Jetzt sei die Zeit reif für frischen Wind, begründete Huber, warum er für das Amt nicht erneut kandidiert.

Sein Vorschlag für die Nachfolge: Sophia Clemente. Die 26-Jährige kommt aus der Gastro-Branche, hat sich in den vergangenen zwei Jahren bereits intensiv eingebracht bei der Organisation von Veranstaltungen. Wasserburgs Kulturreferentin Edith Stürmlinger zeigte sich überzeugt, die Wasserburgerin sei die Richtige: Clemente habe bewiesen, dass sie anpacken und gut organisieren könne und überzeuge mit ihrem Charme.

Die neue Vorsitzende ist erstmals für drei Jahre gewählt. Bisher war der Vorstand jeweils nach einem Jahr neu zu ernennen, damit wollte der Kulturkreis zu Beginn seiner Tätigkeit eine Machtkonzentration verhindern.

Eine weitere von Huber vorgeschlagene und einstimmig beschlossene Satzungsänderung widmet sich noch einem anderen strukturellen Thema: Der Vorstand wird von drei auf fünf Personen erweitert.: Er besteht jetzt aus Clemente als erster Vorsitzender, Dr. Markus Brezina, der wegen Erkrankung in Abwesenheit gewählt wurde, Schriftführer Sepp Christandl, Schatzmeister Christian Huber und als Beirätin Kulturreferentin Edith Stürmlinger. Außerdem erhöht der Verein den Jahresbeitrag von 100 auf 120 Euro. Mitglieder dürfen den Gimplkeller einmal im Jahr kostenlos nutzen.

Öffentlichkeitsarbeit intensivier

Der Kulturkreis hat sich vorgenommen, die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren und die Mitglieder noch mehr nach innen und außen zu vernetzten. Gewünscht ist ein Veranstaltungskalender, der die Vielfalt der Kultur in der Stadt, so Zweiter Bürgermeister Werner Gartner in seinem Grußwort, noch besser widerspiegelt.

Das hat sich Sophia Clemente vorgenommen

Sophia Clemente, die neue Vorsitzende des Kulturkreises Wasserburg, hat sich vor allem eins vorgenommen: Sie möchte weitere Mitglieder generieren und auch neue Zielgruppen ansprechen. Die 26-Jährige kommt selber aus der Subkultur: Sie spielt Instrumente in verschiedenen Bands im Bereich Blues, Rock, Folk und Punk. Außerdem ist sie aktiv im Skater- und Kulturverein Movinn Forward.

In ihrem neuen Amt möchte sie nach eigenen Angaben die unterschiedlichen Kulturschaffenden in Wasserburg besser vernetzen, auch Profis und Laien in Verbindung bringen sowie neue Veranstaltungsräume wie das Umspannwerk nutzen. Die Wasserburgerin ist im elterlichen Gastronomiebetrieb tätig, absolviert gerade eine Ausbildung zur Sommelière.

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