Festakt mit 150 Gästen und Ministerpräsident
Söder weiht Wasserburger Großklinikum ein: Darum gehört es zur Champions League
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Es ist das aktuell größte Klinikvorhaben im Freistaat: Deshalb gab sich zur Einweihung des gemeinsamen Neubaus von kbo-Inn-Salzach-Klinikum und Romed-Klinik Ministerpräsident Dr. Markus Söder in Wasserburg die Ehre. Warum er das Vorhaben lobt, aber auch warnende Worte an den Bund richtet.
Wasserburg – Das neue Klinikum ist für Söder ein Vorzeigeprojekt. In der Tat schließt sich zum ersten Mal ein kleines somatisches Krankenhaus – räumlich – mit einer großen psychiatrischen Fachklinik unter einem Dach zusammen. Beide bleiben eigenständig – doch in einem Punkt haben sie auch laut Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Landrat Otto Lederer ein gemeinsames Ziel: die Gesundheit von Menschen und auch die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.
Festakt an einem symbolkräftigen Ort
Der Festakt, zu dem Bezirk und Landkreis als Bauherren 150 Gäste aus Politik und Gesundheitswesen geladen hatten, fand an einem Ort mit hoher Symbolkraft statt: in der gemeinsamen Eingangshalle der beiden Kliniken. Hier empfangen sie Patienten mit körperlichen und psychischen Erkrankungen. Söders Tross fuhr pünktlich am neuen Haupteingang vor, der Ehrengast zeigte sich gut gelaunt und ließ sich nach den Feierlichkeiten Stationen im Neubau zeigen. Hier suchte der Ministerpräsident das Gespräch mit Klinikleitung, Ärzten und Pflegepersonal.
Söder fordert: „Die Pflege muss besser bezahlt werden“
An Letztere richtete Söder eine politische Hauptaussage seiner Festrede: „Die Pflege muss besser bezahlt werden“, sagte er. Der medizinische Beruf müsse generell attraktiver werden, es könne auch nicht sein, dass Ärzte „extrem viel Zeit verplempern“ müssten mit dem Ausfüllen von Formularen. Die Bürokratie sei derart ausgeufert, dass es immer schwerer falle, Nachwuchs für medizinische Berufe zu finden. Die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre Pandemie hätten jedoch gezeigt, wie wichtig ortsnahe Krankenhäuser seien. Der Staat müsse deshalb dafür sorgen, dass es für öffentliche Häuser eine „ordentliche Finanzierung“ gebe. Hier sieht Söder eine Schieflage zwischen privaten Kliniken, die sich auf finanziell attraktive Angebote spezialisieren könnten, und Krankenhäusern wie Romed und ISK, die auch für die Akutversorgung zuständig seien.
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Für den Ministerpräsidenten, der auch einmal Gesundheitsminister war, spielt der Neubau von Inn-Salzach-Klinikum und Romed-Klinik im Gesundheitswesen des Freistaates in der Champions League. Er sei ein Musterbeispiel („tolle Geschichte“), wenn es gelte, aufzuzeigen, „dass psychische Krankheitsbilder zu den ganz normalen Erkrankungen gehören“.
Landrat unterstreicht Vorbildfunktion
Die Vorbildfunktion des neuen Klinikums unterstrich auch Landrat Otto Lederer, der für den Verbund von Romed, getragen von Stadt und Landkreis Rosenheim, sprach. „Ein Projekt wie dieses hat es noch nie gegeben“, freute sich Lederer. Zwei Träger – Bezirk sowie Stadt und Landkreis – würden sich beim gemeinsamen Bau auf Augenhöhe treffen, um Synergien zu schaffen. Gewinner seien die Patientinnen und Patienten, die eine hochmoderne Medizin erwarte.
Bezirkstagspräsident spricht von einem „einmaligen Prozess“
Bezirkstagspräsident Mederer sprach von einer Einweihung, die einen ersten Schlusspunkt unter einen einmaligen Prozess der Neuausrichtung im Klinikbau setze. 2010 sei dieser Weg mit einem „epochalen“ Gespräch begonnen worden: Damals sei zum ersten Mal der Gedanke aufgekommen, beide Häuser unter einem Dach räumlich zu vereinen. Rekordverdächtig schnell sei es gegangen bis zur Einweihung. Im Sommer ziehen die ersten fünf Stationen vom ISK (140 Betten) um, im Herbst folgt die Romed-Klinik (130 Betten). Weitere Bauabschnitte im Pavillonstil für das Inn-Salzach-Klinikum schließen sich ab 2023/2024 an.
„Heilende Architektur“
Akzente setzt der gemeinsame Neubau nach Überzeugung von Architekt Christopher Grimble (Sweco) auch durch seine Gestaltung: Es sei gelungen, eine lebensbejahende „heilende Architektur“ zu realisieren. Das Besondere: Trotz der gewaltigen Ausmaße wirkt das neue Großklinikum nicht wuchtig, es schmiegt sich in den Hang im Parkgelände in Gabersee. An der Keramikfassade zeigten die Farben Rot-Orange für Romed und Grün für ISK, welche Klinik zu sehen ist.
Mederer: „Tag der Superlative“
Ein „Tag der Superlative“ sei es, zeigte sich der Bezirkstagspräsident auch angesichts der guten Stimmung unter den Festgästen überzeugt. In der Tat strahlten nicht nur die Sonne , sondern auch die Gesichter der Teilnehmer. Sie zeigten sich angesichts der Möglichkeit, wieder zu einem Festakt zusammenzukommen, gut gelaunt. Dazu trug auch die Segnung des Gebäudes durch Pfarrer Holger Möller, Pastoralreferent Alfred Schott, Pfarrer Peter Reischl und Pfarrer Thaddäus Jakubowski bei. Jakubowski sorgte mit reichlich versprühtem Weihwasser und einer humorvollen und emotionalen Ansprache für Aufmerksamkeit – und für einen besinnlichen Schluss: „Möge der Krieg aufhören“ - ein Schlusswort, für den es viel Applaus gab.
Söder zur Impfpflicht
Ministerpräsident Dr. Markus Söder äußerte sich in seiner Festrede aus Anlass der Einweihung auch zur Impfpflicht in Berufen des Gesundheitswesens: Hier müsse der Bund noch einmal nachdenken, damit es keine zwei Klassen bei der Impfpflicht gebe: Entweder müsse sie für alle gelten oder es sei ein anderer Weg zu beschreiten. „Wir wollen, dass da was geändert wird“, so Söder, der vor der Gefahr einer Abwanderung von Pflegefachkräften in andere Berufe warnte.
Zahlen zum Klinikneubau
- Gesamtkosten für alle Bauabschnitte: 250 Millionen Euro
- Baustart: 2016, Inbetriebnahme der ersten Bauabschnitte: Sommer 2022
- 85 Baufirmen beteiligt
- Der aktuelle Bauabschnitt: 16 000 Quadratmeter Nutzfläche, 35 000 Quadratmeter Grundfläche
- Gesamtkosten mit Abschnitt eins: 75 Millionen Euro, Förderanteil: 73 Prozent
- Verbauter Stahl: 4130 Tonnen
- Erdaushub: 153.520 Kubikmeter