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Sozialpreis: Auch Wasserburger Asylpaten sind dabei

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Der Sozialpreis des Landkreises Rosenheim gilt als Wertschätzung für viel Engagement © LRA Rosenheim

Wasserburg - Mit zwei weiteren engagierten Gruppen teilt sich heuer der Helferkreis Patenprojekt Asyl aus Wasserburg den Sozialpreis des Landkreises. Es soll Anerkennung für den unermüdlichen Einsatz sein.

Wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist zeigt sich derzeit bei der Betreuung von Asylbewerbern. Die ehrenamtlichen Helferkreise in den Gemeinden sind einfach unverzichtbar.

Aus diesem Grund entschloss sich der Kreisausschuss, den Sozialpreis 2015 – stellvertretend für alle Helferkreise – an das Patenprojekt Asyl in Wasserburg, an Susanne Pühler und Christine Klingenmeier aus Breitbrunn sowie an Gerda Flori aus Schechen zu vergeben.

Landrat Wolfgang Berthaler beleuchtete in seiner Begrüßung die Situation im Landkreis. 129 Hilfsbedürftige aus einem anderen Kulturkreis kommen pro Woche. Der Landrat beschrieb die Schwierigkeiten, die Asylbewerber unterzubringen: Das Klima wird rauer, jeder sagt, Asylbewerber nicht bei uns. Es herrscht Unsicherheit und Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Auch wegen dieses Aspekts bedankte sich Berthaler ganz besonders bei den freiwilligen Helfern, wir brauchen gute Beispiele.

Seit November 2013 kümmert sich in Wasserburg der Helferkreis Patenprojekt Asyl unter der Leitung von Monika Rieger um die in der Innstadt untergebrachten Asylbewerber. Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl bescheinigte Rieger ein unglaubliches Organisationstalent. Für ein erfolgreiches Patenprojekt ist ein riesiges Netzwerk erforderlich und das Patenprojekt hat dieses Netzwerk, so Kölbl. Ziel des Helferkreises ist es, ein gutes Miteinander von Wasserburger Bürgerinnen und Bürger und den Flüchtlingen zu erreichen. Nach Aussage von Bürgermeister Kölbl gelingt dies: Sie erreichen, dass sich Asylbewerber wohl fühlen und dass die Stimmung in der Bevölkerung rund um Wasserburg noch nicht gekippt ist. Die Aktivitäten der Helferinnen und Helfer sind vielfältig und umfangreich.  So werden beispielsweise Deutschkurse und Übungsstünden in den Unterkünften angeboten, gemeinsame Feste organisiert, Veranstaltungen mit Asylbewerbern besucht, Hilfe zur Selbsthilfe angestrebt, Sachspenden entgegengenommen und verteilt sowie Hilfestellungen bei Behörden- und Arztbesuchen geleistet. Das Patenprojekt Asyl unterstützt zudem andere Gemeinden bei der Gründung eigener Helferkreise und organisiert Fortbildungen für die ehrenamtlichen Helfer.

Bemerkenswert ist ein Internet-Blog, den Ehrenamtliche, Interessierte und Flüchtlinge gleichermaßen zum Informationsaustausch nutzen. Monika Rieger bedankte sich für die Auszeichnung: Dieser Preis ist eine Ermutigung und hilft uns. Sie gestand, sich zunehmend Sorgen um unsere Ehrenamtlichen zu machen. Auch wir werden inzwischen angegangen. Aber, so Rieger, ich kann ihnen versprechen, wir machen weiter.

In Breitbrunn haben Susanne Pühler und Christine Klingenmeier als ehrenamtliche Helferinnen Aufbauarbeit geleistet. Bürgermeister Anton Baumgartner erinnerte sich genau an den 9. März 2012. An diesem Tag kamen in Breitbrunn die ersten Asylbewerber im Landkreis an und in der Chiemseegemeinde war Bürgerversammlung. Als am Ende der Veranstaltung über die Neuankömmlinge informiert wurde, kam die erste Wortmeldung von Susanne Pühler. Was ist der Plan, frage sie, denen gehört geholfen. Baumgartner nannte es die bedeutendste Wortmeldung in einer Bürgerversammlung und einen Glücksfall für unsere Gemeinde. Da es damals keinerlei Erfahrungen mit Asylbewerbern gab, leisteten Pühler und Klingenmeier im wahrsten Sinne des Wortes Pionierarbeit, so Baumgartner. Seither begleiten Pühler und Klingenmeier Asylbewerber mit außergewöhnlich persönlichem Einsatz und betreiben sehr erfolgreich deren Integration. Sie unterstützen mit Rat und Tat sowie bei Behördengängen, vermitteln Arbeitsmöglichkeiten in örtlichen Betrieben, sind bei der Beschaffung von Wohnraum behilflich, kümmern sich um die Freizeitgestaltung vor allem der jungen Flüchtlinge sowie deren Eingliederung in die dörfliche Jugend. Bürgermeister Baumgartner wies zudem darauf hin, dass die ehrenamtlichen Helferinnen die Werte unserer Gesellschaft vermitteln. Das ist auch der Grund, warum wir bis heute keine nennenswerten Probleme haben. Für Susanne Pühler ist die Menschenwürde die treibende Kraft, sich zu engagieren. Die Asylbewerber sieht sie als Riesenherausforderung für uns alle. Aber, ist das schlecht, fragte sie. Die Potentiale, die noch vorhanden sind, können jetzt hervorkommen. Ihre Mitstreiterin Christine Klingenmeier meinte, es ist wichtig, für die Menschen da zu sein. 

In Schechen betreut Gerda Flori Asylbewerber nicht nur als Mitarbeiterin der Gemeinde. Vor allem in ihrer Freizeit engagiert sie sich von Beginn an für die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnenden Flüchtlinge. Schechens Bürgermeister Hans Holzmeier sagte, sie wird für ihre Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit geehrt. Flori organisiert Möbel, Teppiche und alles zum Leben Notwendige für die Unterkünfte, aber auch Kleidung und Spielzeug. Sie sorgt

für Sprachkurse an der Volkshochschule durch ehrenamtliche Lehrer und vermittelt Sportmöglichkeiten wie Fußball oder Tischtennis in den Vereinen. Auch bei Ämter- und Arztbesuchen steht sie hilfreich zur Seite. Für bereits anerkannte Flüchtlinge kümmert sie sich um Arbeitsstellen und Wohnungen. Bürgermeister Holzmeier zitierte eine Aussage eines Asylbewerbers: Wir verstehen Frau Flori kaum, aber wir spüren, dass sie ein großes Herz hat.

Die Geehrte selbst machte es kurz. Sie war sehr überrascht über diese Ehrung. Wenn es etwas zu helfen gibt, dann hilft man. Der Landkreis Rosenheim vergibt den Sozialpreis jedes Jahr vor allem, um das ehrenamtliche Engagement zu stärken. Mit der Preisverleihung soll die grundsätzliche Bereitschaft, Zeit und Kraft in den Dienst für andere Menschen zu stellen, unterstützt sowie beispielhaftes Verhalten im sozialen Bereich geehrt werden. Der Sozialpreis ist mit 3.000 Euro dotiert. Die diesjährigen Preisträger teilen sich diese Summe.

Landratsamt Rosenheim

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