Kunst und Kultur in Wasserburg
Umgekipptes Haus oder Panzer? Skulptur von Gregor Passens wird in Wasserburg ausgestellt
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Der Wasserburger Haupt- und Finanzausschuss erteilte die Erlaubnis: Der Arbeitskreis 68 – Künstlergemeinschaft Wasserburg wird bei seiner Großen Kunstausstellung zwei Kunstwerke im öffentlichen Raum präsentieren. Die Skulptur „Caterpillar“ war im Ausschuss nicht unumstritten.
Wasserburg – Ist das jetzt ein Panzer oder ein umgekipptes Haus? Diese Frage beschäftigte den Wasserburger Finanz- und Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung nur am Rande. Es ging vorrangig um die nötige Erlaubnis für den Arbeitskreis 68 – Künstlergemeinschaft Wasserburg (kurz AK 68), im Zuge der Kunstausstellung 2021 im öffentlichen Raum 2 Kunstwerke präsentieren zu dürfen.
Diese Erlaubnis wurde mehrheitlich erteilt – auf Antrag von Armin Sinzinger (Wasserburger Block) nach getrennter Abstimmung über jedes einzelne der beiden Kunstwerke.
Diskussionen sind durchaus erwünscht
Zum einen handelte es sich dabei um das 200 Kilogramm schwere Werk „Caterpillar“ von Gregor Passens. Ein umgekipptes Wellblechhaus ist mit einem Dachrinnenfallrohr-System umspannt. Durch den überdimensionierten Kamin lässt sich ein Panzer assoziieren. Diese Skulptur soll auf dem Marienplatz aufgestellt werden.
Zum anderen handelt es sich bei dem zweiten Ausstellungswerk um eine Bildhauer-Arbeit von Dominik Schleicher. Die 500 Kilogramm schwere Arbeit von Schleicher wird in der Frauengasse beim Seitenportal der Frauenkirche aufgestellt werden.
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„Das Kunstwerk von Passens wird in der Bevölkerung mit Sicherheit Diskussionen eröffnen“, machte Heike Maas (CSU/WBL) gleich zu Beginn der Besprechung deutlich und zugleich betonte sie: „Was darf Kunst denn eigentlich? Diskussionen sind ja durchaus erwünscht. Wir sollten in dieser Frage dem AK 68 vertrauen.“
Zweiter Bürgermeister Werner Gartner (SPD) stimmte seiner Kollegin zu, beschrieb das Kunstwerk jedoch selbst mit „sperrig“.
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Elisabeth Fischer (CSU) kündigte an, gegen die Aufstellung dieses Kunstwerkes zu stimmen. „Ich kann dem Panzer nicht zustimmen“, erklärte sie, „weil ich immer daran denken muss, was aktuell im Nahostkonflikt und um uns herum derzeit passiert.“
„Anstößig“ wahrsten Sinne des Wortes
Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann hatte im Vorfeld der Sitzung angemerkt, dass die Skulptur von Passens durch das überdimensionierte Kaminrohr auf einem Podest aufgebaut werden sollte, da sich die Besucher sonst den Kopf an dem Rohr stoßen könnten. Durch den Unterbau soll das Rohr in Wasserburg eine Höhe von mindestens 2,20 Meter erreichen. Nur dann könnten die Besucher schadensfrei darunter herlaufen.
Die Aufstellung der Skulptur „Caterpillar“ wurde mit 6:3 Stimmen im Haupt- und Finanzausschuss beschlossen, die Aufstellung des Kunstwerks von Dominik Schleicher mit 9:0 Stimmen. Ebenfalls mit 9:0 Stimmen beschlossen: Für die Standsicherheit der Kunstwerke sorgt mit allen Konsequenzen allein der AK 68.
Kleiner Vorgeschmack auf die Künstler
Gregor Passens ist 1974 geboren. Auf seiner Homepage www.passens.net findet sich ein Text von Dominikus Müller, in dem er Passens Werke beschreibt. „Es geht in diesen Werken darum, was ein Zeichen ist, und wie man es umdeutet: wie man die Dinge normalerweise nicht nur zu Gesicht bekommt, wie man sie also nicht nur sieht, sondern wie man sie liest und in eine symbolische Ordnung einbettet.
Ein Tisch ist ein Tisch und ein Stuhl ist ein Stuhl. Ein Haus aber kann auch ein Panzer sein. Man muss es nur auf die Seite kippen, dann wird der Schornstein ganz schnell zum Kanonenrohr (Caterpillar, 2003). Bedeutungen kippen in Windeseile, sobald man ihre Träger in Schräglage versetzt.“
Dominik Schleicher ist 1982 geboren und fertigt künstlerische Grabzeichen als bleibende „Lebens-Zeichen“ der Verstorbenen sowie Kunstwerke im sakralen Bereich. „Tod – Trauer – Gedenken – Grabzeichen: Diese Begriffe spielen eine große Rolle in meiner Arbeit als bildender Künstler“, schreibt er auf www.bildhauer-schleicher.de. Neben der Kunst im öffentlichen Raum und in den sakralen Bereichen gilt sein besonderes Augenmerk dem Kulturraum Friedhof.