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Vom Insektenkundler zum Lehrer: Wieso Dr. Rettelbach in Wasserburg an der Tafel steht

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Von: Winfried Weithofer

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Dr. Thomas Rettelbach hat seinen Doktortitel an der LMU in München gemacht. Jetzt unterrichtet er unter anderem auch am Luitpold-Gymnasium Wasserburg.
Dr. Thomas Rettelbach hat seinen Doktortitel an der LMU in München gemacht. Jetzt unterrichtet er unter anderem auch am Luitpold-Gymnasium Wasserburg. © Winfried Weithofer

Immer mehr Lehrkräfte kommen als Quereinsteiger ans Wasserburger Gymnasium. Auch der promovierte Biologe Dr. Thomas Rettelbach steht seit Jahren an der Tafel. Warum das eine Win-win-Situation ist.

Wasserburg – Die Schulen in Bayern leiden unter Personalmangel, die Rektoren bitten den Staat dringend um Hilfe. Vor kurzem hat die Wasserburger Zeitung über diesen Missstand in Wasserburg berichtet. Reagiert die Politik? Von Kultusminister Michael Piazolo ist jedenfalls zu hören, man wolle mit Sondermaßnahmen Quereinsteiger an die Schulen zu locken. Am Luitpold-Gymnasium haben wir eine solche Lehrkraft angetroffen – es ist Dr. Thomas Rettelbach.

Der 52-jährige Biologe ist seit November am Luitpold-Gymnasium Wasserburg. In Bayreuth hat er sein Diplom gemacht, den Doktortitel an der LMU in München erworben. Thema: Borkenkäfer in der Forstwirtschaft. Er musste aber feststellen, dass es in Oberbayern an geeigneten Anstellungsmöglichkeiten für Wissenschaftler mit dem Spezialgebiet Insektenkunde hapert.

Rettelbach wollte seinen Wohnort Surberg bei Traunstein, wo er ein Haus gebaut hat, freilich nicht verlassen – also griff er nach einem alternativen Angebot, und das war die Lehrtätigkeit an einem Gymnasium. In Prien unterrichtet er schon seit vielen Jahren, aktuell 14 Stunden. Später kam zeitweise Bad Reichenhall dazu, seit vergangenem November steht er jetzt auch in Wasserburg an der Tafel, gibt jeweils freitags sechs Stunden Biologie. Von den anfänglichen Widerständen des Ministerium gegen Quereinsteiger sei alsbald nichts mehr zu spüren gewesen – immer wieder hätten Schwangerschaften oder Krankheiten zu Personalengpässen geführt, Lücken hätten gefüllt werden müssen. „So kamen auf mich immer mehr Stunden zu“, so Rettelbach.

„Staat soll versuchen, die Leute zu halten, die er hat“

Reingerutscht in den Lehrbetrieb sei er über seine musikalischen Aktivitäten, wie er erzählt. Im Rahmen einer Ausbildung zum Blasmusiker habe er sich um Kinder gekümmert, habe sie für die Musik motiviert, für den Zusammenhalt der Instrumentalgruppen gesorgt. Und festgestellt, dass ihm diese Tätigkeit Spaß macht. Zupass kam ihm dabei die Tatsache, dass er als Vater dreier Söhne – jetzt sind sie 25, 22 und 14 Jahre alt – schon allerhand Erfahrungen mit Kindern gesammelt hat. „Es hat sich jedenfalls herausgestellt, dass die Wissensvermittlung, so wie ich sie verstehe, gut funktioniert.“ Ohnehin verfüge er über die entsprechenden Gene, er stamme ja aus einer „Lehrerdynastie“.

Ob er sich als „Nicht-Pädagoge“ als Lehrer zweiter Klasse vorkommt? „Nein, das nicht“, entgegnet er. Nur dürfe er eben nicht in der Oberstufe eingesetzt werden, bei Klassenstufe zehn ist Schluss für ihn. Auf jeden Fall aber trägt Rettelbach dazu bei, dass in Prien und Wasserburg der Stundenplan in den Fächern Chemie und Biologie eingehalten werden kann. Sein Rat an die Politik: „Ich finde, der Staat soll versuchen, die Leute zu halten, die er hat und die offensichtlich auch guten Unterricht geben.“ 

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