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Tiere lieben unordentliche Gärtner: So machen Sie ihren Garten winterfest und tierfreundlich

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Katharina Aschauer, Kreisvorsitzende der Jäger im Wasserburger Land, hat das „grüne Abitur“. Sie gibt unter anderem an Schulen Tipps, wie Artenschutz funktioniert. Auch im Hausgarten können Naturfreunde viel tun - vor allem jetzt im Herbst.
Katharina Aschauer, Kreisvorsitzende der Jäger im Wasserburger Land, hat das „grüne Abitur“. Sie gibt unter anderem an Schulen Tipps, wie Artenschutz funktioniert. Auch im Hausgarten können Naturfreunde viel tun - vor allem jetzt im Herbst. © kr

Von Sebastian Hering und Heike Duczek

Wenn Pflanzen gedeihen und sich Tiere wohlfühlen, geht der jungen Kreisvorsitzenden der Wasserburger Jäger das Herz auf. Sie hat das grüne Abitur und weiß, dass es nicht immer ein großer Wald sein muss, um der Natur zu helfen. Das sind ihre Tipps für Artenschutz im Garten.

Wasserburg – Der Herbst hat Einzug gehalten und es ist an der Zeit, den Garten winterfest zu machen. Die Kreisgruppe Wasserburg im Bayerischen Jagdverband gibt Tipps, wie man zahlreichen Tieren mit einfachen Mitteln eine behagliche Winterstube einrichten kann. Vorsitzende Katharina Aschauer wirbt in diesem Zusammenhang für möglichst viele „wilde Ecken“.

Devise: „Hauptsache naturnah“

Der Artenschutzbericht der Bundesregierung sagt aus, dass ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland Gefahr läuft, von der Bildfläche zu verschwinden. Der Mensch sei gefordert. Die Jäger lernen beim „grünen Abitur“, ihrer Jagdprüfung, alles rund um Wald, Wild und Pflanzen. „So wia mia Jagarinnen und Jaga ois Hüter dea wuidwachsenden Pflanzen und dea wuilebenden Tiere in Woid, Feld und Flur in eanane Revieren wertvolle ökologische Inseln schaffan, ko jeda a im gleansdn Garten bestehende Lebensräume erhoidn und leicht Neie erschaffa“, weiß deshalb die Vorsitzende der Kreisgruppe Wasserburg, Katharina Aschauer. Auch kleine Maßnahmen könnten eine große Wirkung haben, ist sie überzeugt. Ihre Devise: „Hauptsache naturnah.“

Schützende Quartiere schaffen

Den besten Artenschutz biete ein Garten, der nicht hundertprozentig auf Ordnung getrimmt werde. Eine gewisse Unordnung schaffe Lebensräume. „Ein naturnaher Garten mit ausgewählten Pflanzenarten ist ein Zuhause für viele verschiedene Tierarten. Diese machen uns Naturliebhabern nicht nur Freude, sondern haben wichtige Aufgaben, indem sie zum Beispiel Pflanzen bestäuben oder im Kampf gegen Schädlinge helfen, so dass keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel zum Einsatz kommen müssen. Nebenbei bemerkt ist eine hohe Artenvielfalt in Flora und Fauna auch förderlich für das Klima.“

Wilde Ecke schaffen

Während sich der Mensch im Herbst und Winter in schützende Behausungen zurückziehen kann, nimmt der Überlebenskampf für die Tiere draußen durch Kälte, Nässe und Hunger zu. Durch die unterschiedlichsten Überwinterungsstrategien überstehen Pflanzen und Tiere die kalte Jahreszeit zwar seit Menschengedenken. „A schützendes Quartier is in da koidn Jahreszeit a fia unsane Tiere Goid wert,“ so die Vorsitzende „und dafia kennan wia olle sorgn!“

„Wilde Ecken“ im Garten mit Laub und Reisig sowie Totholzhaufen, die bis mindestens im April oder aber am besten gleich über die Jahre dort belassen werden, bieten Insekten, Igeln, Reptilien und Amphibien Nahrung, Unterschlupf und Winterquartier. Besonders Käfer, Spinnen, Eidechsen und Wildbienen profitieren vom Totholz, aber auch viele Moose und kleine Pilze fühlen sich hier wohl. Auch eine Trockensteinmauer oder Steinpyramiden bieten verschiedenen Arten ganzjährig ein Zuhause. Mit ein bisschen Kreativität können ein Totholzhaufen oder eine Steinpyramide attraktiv gestaltet und zum Hingucker werden“, ist die Kreisvorsitzende überzeugt.

Meisen kuscheln gerne

Während natürliche Baumhöhlen und Nistkästen in der warmen Jahreszeit ganz unterschiedlichen Tierarten als Brut- und Geburtsstätte dienen würden, komme diesen in der kalten Jahreszeit eine große Bedeutung als Überwinterungsort oder Schlafplatz zu. „So kuscheln sich in ihnen Meisen gerne in den kalten Winternächten aneinander, Bilche wie der Siebenschläfer verschlafen gleich die kalte Jahreszeit bis zum Frühjahr.“

Ebenso wichtig wie Nistmöglichkeiten seien dichte Hecken aus Weißdorn, Schlehdorn, Pfaffenhütchen, Holunder, Wildrose und Haselnuss, die Schutz vor jagenden Katzen oder Mardern und auch im Winter Nahrung durch ihre Früchte bieten würden.

Abgestorbene Pflanzenreste sind ein gutes Überwinterungsquartier

„Ned jede Wiesn soiad mehrmois im Jahr gmaht wern,“ rät Katharina Aschauer, „obgstorme Pflanzen und drugane Pflanzenreste han für Insekten a subba Überwinterungsquartier.“ Auch Staudenpflanzen, die nicht zurückgeschnitten werden, kommen nach ihrer Erfahrung als Winterlebensraum für Insekten zum Einsatz. „Kerndlfressa wia Finken, Ammern und Zeisige bedienan se an de vabliemna Samen vo de Bleame. Do gehd ma beim zuaschaun as Herz auf“, weiß die Artenschützerin weiter.

Klimazonen entwickeln

Bei der Gartenpflege anfallender Rasenschnitt, Laub und zerkleinerte Zweige können als Mulch auf den Beeten verteilt den Boden und die Pflanzenwurzeln schützen, betont sie. Unterschiedliche Bodenstrukturen, abwechselnde Bereiche mit Licht und Schatten und ein Mix aus feuchten und trockenen Standorten als Mini-Klimazonen fördern nach ihren Angaben ebenfalls die Artenvielfalt im heimischen Garten. Dabei sei Wasser natürlich ein wichtiges Element in jedem noch so kleinen Garten. Wer keinen Platz für ein Sumpfbeet oder einen kleinen Teich hat, sollte dennoch Tränkstellen für Tiere aller Art bereitstellen.

Jetzt die Zwiebeln setzen

Auch wenn der Winter vor der Tür steht, ist bereits jetzt die richtige Zeit, an das nächste Frühjahr zu denken, rät die Kreisvorsitzende der Jäger.

Blumenzwiebeln von Frühblühern wie Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher oder Tulpen sollen im Herbst im Garten verteilt werden, damit sie die bereits zeitig im Jahr ausschwärmenden, hungrigen Insekten wie Bienen oder Hummeln ernähren und der Kreislauf des Lebens von Neuem beginne.

Die Wasserburger Jäger

Die Kreisgruppe Wasserburg des Bayerischen Jagdverbands schult auch Klassen rund um Natur- und Wildschutz, Tierkunde und das Verhalten im Wald. Staatliche geprüfte Jäger erklären Grundschulkindern ihre Arbeit und wie die Hege und Pflege des Waldes funktioniert.

Die Gesamtfläche im Bereich der Kreisgruppe Wasserburg beträgt etwa 32874 Hektar, die sich auf 47 Gemeinschafts-, fünf Eigen- und sechs Staatsjagdreviere verteilen.

Nächste Veranstaltung ist die Hubertusmesse der Wasserburger Jägerschaft. Sie findet Donnerstag, 3. November, in der Pfarrkirche Sankt Rupertus in Eislfing um 19 Uhr statt. Musikalisch umrahmt wird die Messe und die anschließende Hubertusfeier im Gashof Sanftl von den Soyener Jagdhornbläsern.

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