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„Zu viele Katzen streunen umher“ – Warum die Klimaerwärmung daran nicht ganz unschuldig ist

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Von: Winfried Weithofer

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Ihr geht es um das Wohl der Katzen: Die Tierärztin Dr. Ulrike von Wardenburg in ihrer Praxis in Eiselfing.
Ihr geht es um das Wohl der Katzen: Die Tierärztin Dr. Ulrike von Wardenburg in ihrer Praxis in Eiselfing. © Winfried Weithofer

Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren, doch als Streuner können sie zu einem großen Problem werden. Veterinärin Dr. Ulrike Wardenburg aus Eiselfing warnt vor einer Katzenschwemme und sagt, was getan werden muss, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Wasserburg/Eiselfing – Die Zahl der streunenden Katzen nimmt stetig zu. Sie können zu einem großen Problem werden, sagt Veterinärin Dr. Ulrike Wardenburg im Interview mit der Wasserburger Zeitung.

Frau Dr. Wardenburg, gibt es nach Ihrer Beobachtung zu viele Katzen in und um Wasserburg?

Dr. Ulrike Wardenburg: Eindeutig ja, fragen Sie auch beim Bund Naturschutz und in unseren Tierheimen nach.

Und was ist der Grund?

Wardenburg: Die Leute sind sich offenbar nicht darüber bewusst, dass Katzen eine beinahe unendliche Fähigkeit zur Vermehrung haben. Wenn versäumt wird, eine Katze zu kastrieren, gibt es innerhalb von zwei, drei Jahren eine Vielzahl von Nachkommen. Durch die Klimaerwärmung sind bis zu drei Würfe im Jahr gar nicht so selten, mit jeweils ungefähr drei bis fünf neuen Katzen. Es können aber auch mehr sein. Stellen Sie sich vor: Das sind über 15 pro Katze im Jahr. Davon ist eventuell die Hälfte weiblich, die Jungtiere sind mit einem halben Jahr geschlechtsreif.

Das wird von den Besitzern offenbar nicht wahrgenommen.

Wardenburg:. Man verschließt die Augen, will nicht wahrhaben, dass die rolligen Mädchen und unkastrierten Kater weite Wege zurücklegen. Die Besitzer sagen: „Meine Katze macht das nicht, ist noch viel zu jung.“ Und dann heißt es: „Wir können die süßen Babys sicher leicht weitergeben oder wir gründen eine große und glückliche Katzenfamilie.“ Und so gibt es mehr und mehr Tiere ohne Heimat.

Um dem Problem Herr zu werden, bleibt also nur das Kastrieren. Was kostet ein solcher Eingriff?

Wardenburg: Nach unserer neuen Gebührenordnung kosten Kater unter 150 Euro, Kätzinnen über 150 Euro. Tiere kosten eben Geld, das muss jedem klar sein.

Ausgesetzte Katzenbabys landen oft in der Quarantänestation im Tierheim.
Ausgesetzte Katzenbabys landen oft in der Quarantänestation im Tierheim. © Julian Stratenschulte

Was kann man tun, um die finanzielle Belastung zu mindern?

Wardenburg: Eigentlich nur durch die Verringerung der Katzenanzahl. Man sollte Nachbarn in aller Freundlichkeit ansprechen und über die Gepflogenheiten „ihrer“ Katzen informieren, die gerade heiraten möchten oder zum Beispiel nicht nur auf dem eigenen Grundstück auf die Toilette gehen oder Gartenmöbel markieren. Je mehr Jungtiere keine neue Heimat finden, desto größer wird der Nachbarschaftsärger. Bei Tieren ohne Besitzer mag man vielleicht einmal zusammenlegen, das wäre im Sinne des nachbarschaftlichen Friedens. Die Tiere werden auf jeden Fall ruhiger und bleiben freundliche Kostgänger. Das Thema Streitereien unter Katzen mit bösen Verletzungen oder fünf Babys, die auf der Terrasse geboren werden, entfällt dann. Kastration bedeutet aktiven Tierschutz.

Wird hier die Gemeinde in die Pflicht genommen?

Wardenburg: Es gibt Bundesländer, wo das tatsächlich versucht wird, auch die Idee des Verbotes von freigehenden Katzen steht im Raum. Aber dass Kommunen selber dafür Geld in die Hand nehmen, habe ich nur selten gehört. Auch hier bei uns geschieht das nicht. Der Besitzer ist verantwortlich und wird auch immer stärker in die Pflicht gezwungen.

Andrea Thomas steht eBay Kleinanzeigen kritisch gegenüber.
Andrea Thomas, Vorsitzende vom Tierschutzverein Rosenheim, spricht sich für die Kastration von Katzen aus. © Schlecker

Katzen kosten Geld

Der Tierschutzverein Rosenheim sieht bei den Katzenbesitzern insgesamt eine „leichte Besserung“ mit Blick auf die Einsicht, die Tiere kastrieren zu lassen. Vorsitzende Andrea Thomas sagt, es hätten mittlerweile viele verstanden, dass dies der richtige Weg ist, um für das Wohl der Katzen zu sorgen.

Sie schätzt, dass in der Region mehr als die Hälfte kastriert sind. Privaten Haltern eine Unterstützung zu gewähren, könne sich der Tierschutzverein aber nicht leisten, er müsse ja viele kostspielige Aufgaben erfüllen, zum Beispiel für den Betrieb des Tierheims sorgen. Und oft genug müsse er ohnehin für das Kastrieren von Katzen finanziell einspringen, und zwar für die frei lebenden.

„Wenn man sich ein Tier zulegt, ist das mit Kosten verbunden, darüber sollte sich der Besitzer im Klaren ein.“ Ein Ausweg wäre, dass die Katze an das Tierheim abgegeben wird, um über diesen Weg einen neuen Besitzer zu finden.

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