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Kann eine offene Beziehung das Richtige für mich sein?

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau: 

Ich bin seit fünf Jahren mit meinem Freund zusammen. Ich fühle mich sehr wohl mit ihm, wir verstehen uns unheimlich gut und auch der Sex ist schön. Ich merke trotzdem mehr und mehr, dass mir etwas fehlt und ich Lust hätte, mit anderen Männern zu schlafen. Ich hätte auch kein Problem damit, meinem Freund dieselben Freiheiten zuzugestehen. Ich denke immer mehr über eine offene Beziehung nach. Könnte das das Richtige sein und wie kann eine offene Beziehung  funktionieren?

Antwort von Dorothea Perkusic:

Nicht-monogame Beziehungsmodelle sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Insbesondere bei jüngeren Menschen zwischen 20 und dreißig Jahren, findet die offene Beziehung zumindest für einen gewissen Lebensabschnitt Anklang. 

Eine offene Beziehung kann mit klaren und vor allem verlässlichen Regeln für beide Partner gut klappen. Regeln sind wichtig, um sich ein Mindestmaß an Sicherheit und Vertrauen gewährleisten zu können. Nur wer in einer offenen Beziehung auch die Grenzen kennt, kann sich innerhalb dieser frei ausleben. Denn eines soll gesagt sein: wer davon ausgeht, in einer offenen Beziehung tun und lassen zu können was er will, der irrt. Es fehlt zwar die sexuelle Exklusivität, dies bedeutet allerdings keineswegs, dass dies ein Freifahrtschein ist. 

Eine Grundvoraussetzung für das Gelingen einer offenen Beziehung ist, dass auch wirklich beide Beziehungspartner dieses Modell leben wollen. Manchmal macht einer dem anderen zuliebe etwas mit und dies wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt. Als Erstes sollten Sie also mit Ihrem Freund offen darüber sprechen um herauszufinden, ob er sich eine Beziehung ohne körperliche Treue mit Ihnen überhaupt vorstellen kann. 

Sollten Sie den Gedanken einer offenen Beziehung beide in Betracht ziehen, dann definieren Sie gemeinsam Ihre individuellen Regeln. Sprechen Sie über Verhütung, über Grenzen und No-go‘s  die unbedingt einzuhalten sind, wie detailliert Sie über die Erlebnisse des anderen informiert werden möchten und ob überhaupt. Klären Sie, ob es Personen gibt, die tabu sind, wie zum  Beispiel gemeinsame Freunde und Bekannte, ob Sie Kontakte zu einer Person häufiger haben dürfen oder nur einmal, um die Gefahr, sich zu verlieben, zu minimieren. Außerdem müssen Sie besprechen, wo Treffen mit anderen stattfinden dürfen, also ob auch bei Ihnen zu Hause oder eher in einer anderen Stadt. 

Dorothea Perkusic auf Instagram

Was ich für besonders wichtig halte bei all den neugewonnenen Freiheiten ist, dass Sie beide sich als Paar nicht vergessen und zu kurz kommen lassen. So interessant all die Möglichkeiten, die sich dann ergeben auch sind, und vielleicht auch etwas vereinnahmend, so wichtig ist es, dass Sie sich gemeinsam eine andere Art der Exklusivität sichern. Dies kann zum Beispiel fest vereinbarte gemeinsame Zeit sein, die ihnen vorbehalten ist und vielleicht miteinander zelebriert wird. Außerdem halte ich es für unerlässlich, dass Sie miteinander im Gespräch bleiben und sehr offen über Ihre Gefühle kommunizieren. Dafür planen Sie sich am besten feste Termine ein um sich auszutauschen, wie es Ihnen mit den Änderungen in Ihrer Beziehung aktuell geht. 

Ich persönlich habe selten erlebt, dass Paare, die ihre Beziehung geöffnet haben, diese auch wieder schließen können, um zur Monogamie zurückzukehren. Daher sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie bereit sind, das Risiko einzugehen, dass dieses Experiment vielleicht auch scheitert. Eine offene Beziehung braucht deutlich mehr Aufmerksamkeit und Bewusstheit und kann anstrengender und komplizierter sein als eine monogame. 

Die Frage, die Sie sich beantworten sollten, ist, ob Sie sich wirklich eine offene Beziehung  wünschen oder ob Ihnen in Ihrer Sexualität nur der Schwung abhanden gekommen ist. Dann sollten Sie vielleicht eher daran arbeiten, dass es zwischen Ihnen wieder mehr prickelt und genauer definieren, was Ihnen überhaupt fehlt.

Dorothea Perkusic

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