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Unsere Kinder sind aus dem Haus - mehr Zeit zu zweit aber mir fehlt Innigkeit, was soll ich tun?

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage einer Frau: 

Ich bin seit 27 Jahren mit meinem Mann glücklich verheiratet. Wir verstehen uns gut, unsere Kinder sind aus dem Haus, der Letzte ist vor drei Wochen ausgezogen. Wir haben endlich wieder Zeit zu zweit, es fühlt sich für mich frei an. Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass mein Mann mir ausweicht. Vielleicht fällt es mir auch erst jetzt so richtig  auf, wo wir endlich wieder freier und unabhängiger sind. Er küsst mich nicht mehr, auch nicht beim Sex und mir fehlt eine Innigkeit zwischen uns. Woran kann das liegen und wie kann ich mit ihm darüber sprechen?

Antwort von Dorothea Perkusic:

Wenn das letzte Kind ausgezogen ist, entsteht sozusagen von dem einen auf den anderen Tag eine wieder gewonnene Freiheit und neue Möglichkeiten. Selbst wenn einem die bereits großen Kinder in den Jahren davor schon nicht mehr Tag und Nacht am Rockzipfel hingen, so verändert der Auszug doch noch so manches. Sie spüren eine wieder gewonnene Unabhängigkeit und scheinen voller Freude zu sein, diese mit Ihrem Mann gemeinsam genießen zu können. Das ist sehr schön, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man nach so langer Zeit noch so viel Freude aneinander hat und Sie so viel Freude auf Ihren Mann und die gemeinsame Zeit. 

Dorothea Perkusic auf Instagram

Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Mann momentan nur etwas zurückhaltender und vielleicht weniger enthusiastisch reagiert, weil auch für ihn die Situation neu ist. Je nachdem wie es ihm mit dem Auszug Ihrer Kinder geht, kann es sein, dass er unsicher ist, wie Sie beide mit der veränderten Lebenssituation umgehen können oder was nun von ihm erwartet wird. Immerhin verändern sich nun auch Ihre Rollen. Natürlich bleiben Sie immer die Eltern Ihrer Kinder, doch Sie werden nicht mehr so intensiv gebraucht, alltägliche Aufgaben fallen weg und Sie beide müssen wieder Stück für Stück mehr in die Rolle von Mann und Frau zurückfinden. So schön dies auch ist, kann es auch beängstigend sein, wenn Sie beide nicht voneinander wissen, was Sie sich darunter vorstellen oder voneinander wünschen.

Ein guter Zeitpunkt, um miteinander zu sprechen. Ziehen Sie doch mal bei einer guten Flasche Wein gemeinsam Bilanz. Sie haben einiges zusammen gemeistert und das darf gefeiert werden. Was haben Sie bis hierhin erreicht, worauf sind Sie stolz, was haben Sie vielleicht als Paar vermisst? Erzählen Sie sich gegenseitig, wie es Ihnen mit der Veränderung geht. Es kann auch Angst machen, sich neu oder wieder als Paar zu definieren. Keiner weiß so recht, was erwartet wird oder auch noch nicht so genau, was man selbst erwartet. Eine tolle Chance für Sie beide! Was sind Ihre Ziele, welche Träume möchten Sie noch verwirklichen, wie wollen Sie das „mehr“ an gemeinsamer Zeit nutzen und genießen? Gibt es Hobbys, die Sie nun miteinander beginnen können? Möchten Sie Ihre Sexualität und Zweisamkeit verändern oder intensivieren? 

Wenn Sie sich mehr Innigkeit und Verbindung wünschen, dann beschreiben Sie dies Ihrem Mann. Vielleicht fällt es ihm im ersten Moment nicht ganz leicht, sich darauf einzulassen. Wichtiger ist jedoch die Frage, ob er es möchte. Es besteht auch durchaus die Möglichkeit, dass er nicht zu viel von Ihnen erwarten möchte

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Dass Ihr Mann Sie nicht küsst, entspricht vielleicht seiner Zurückhaltung oder Verunsicherung. Vielen Paaren fällt Sex leichter, als sich innig zu küssen. Für Küsse braucht es emotionale Nähe und die Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen. Nicht zuletzt Neugier, denn wir erforschen den anderen mit Lippen und Zunge, mit den Händen und der Nase. Küssen fördert die zwischenmenschliche Verbindung. Küssen setzt Intimität und Verbindung voraus und fördert diese. 

Ich denke, der Rückzug Ihres Mannes könnte mit einer gewissen Scheu davor zusammenhängen, wirklich intim und wie Sie es vermissen wieder „innig“ miteinander zu verschmelzen. Reden Sie darüber und definieren Sie sich als Paar und wohin die Reise miteinander gehen soll. Alles Gutes und viel Freude auf diesem Weg.

Dorothea Perkusic

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