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Was kann ich tun, wenn meine Partnerin plötzlich keine Lust mehr auf Sex hat?

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage eines Mannes:

Meine Lebenspartnerin und ich sind seit 2,5 Jahren zusammen, wir haben keine Kinder. Anfänglich (ca. 6 Monate) brauchten wir uns nur anzusehen, und schon kam die Lust: Egal, ob beruflich oder privat alles in Ordnung war. Es war fast schon extrem - aber wundervoll. Dann hat sie angefangen, immer weniger zu wollen. Von fast täglich zu alle zwei Tage, zu 2x in der Woche, zu wöchentlich, zu jetzt alle zwei Wochen. Auch die  Qualität hat deutlich nachgelassen, sie genießt eigentlich fast nichts mehr an ihren „sensiblen Stellen“. Ich habe viel nachgelesen und biete ihr sozusagen selbstverständlich nicht nur Sex durch Penetration, sondern Berührungen, orale Stimulation - einfach alles an, was mich nicht in den Vordergrund stellt, sondern sie. Denn für mich besteht Erregung in erster Linie durch ihren Genuss. 
Mittlerweile aber ist es egal, wie und wo ich sie berühre, sie mich berührt: Es passiert nichts. Sie ist wie eine Puppe, die gar nichts erregend findet. Küssen, Streicheln, Berührungen jeder Art, auch an den intimsten Stellen, findet keine Resonanz. Dabei stelle ich nicht in Frage, dass wir uns beide sehr lieben. Auch versuche ich sehr, ihr zu glauben, dass sie mich attraktiv findet. 
Reden kann ich mit ihr darüber nicht: Es kommt dann allenfalls ein „Was soll ich machen, ich habe halt keine Lust.“ Vorschläge, Ideen, Spontaneität - wirken nicht. Ich kann mich mit immer weniger Sex einfach nicht emotionslos abfinden. Zwingen kann ich sie ja aber auch nicht, und ein „Erlauben“ wäre mir auch zu wenig. Und -  sie ist 33, also weit weg von der Menopause. Sie sagt einfach nur: „Das ist nun wirklich nicht mein größtes Problem!“, mit Verweis auf ihren Job. Was soll ich noch tun, bzw. was kann man überhaupt tun? 

Antwort von Dorothea Perkusic:

Vielen Dank für Ihre offene und ausführliche Frage. Es ist durchaus verständlich, dass Sie irritiert und verunsichert sind über die Entwicklung der Sexualität mit Ihrer Partnerin. Zumal es dabei nicht nur um die Häufigkeit geht, die in den meisten Beziehungen im Laufe der Zeit mehr oder weniger abnimmt. Vielmehr scheint es, als könnten Sie Ihre Partnerin emotional gar nicht mehr erreichen, sobald es um körperliche Nähe geht

Nun scheinen Sie vieles versucht zu haben, ihr mit Interesse, Verständnis, Wertschätzung und Respekt wie auch Experimentierfreude usw. zu begegnen.  Gerade deshalb ist es sicher besonders traurig für Sie, dass es noch nicht mal eine Kommunikationsebene gibt, sondern Sie mit der Gegebenheit „keine Lust“ quasi abgespeist werden.

Sie erleben Ihre Partnerin nicht nur zurückweisend, sondern wie eingefroren, indem sie keinerlei positive und genussvolle Rückmeldung erhalten, wenn Sie sie berühren. 

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Lust sowie die Fähigkeit und Bereitschaft sich fallen zu lassen und aufeinander einzulassen ist sicherlich, gerade bei Frauen, eine Frage der Atmosphäre. Allein darin liegt jedoch sicherlich nicht der Schlüssel. 

Ich persönlich stelle mir die Frage, woran es liegen kann, dass Ihre Partnerin mit all ihren Sinnen auf „taub“ schaltet. Dahinter können Ängste stecken, negative Erfahrungen, Traumata. Dies erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Allein die offensichtlich beruflich belastende Situation dürfte dafür nicht ganz ausreichen. Auch eine Bindungsangst kann dahinter stecken. Einfach beschrieben heißt das soviel, dass Angst und ein Rückzugsreflex entstehen, sobald es enger, näher, vertrauter, ja schöner wird. Unverbindlichkeit und weniger vertrautes Neues ist für manche Menschen dann einfacher zu handeln, als Intimität. 

Ich denke, es bleibt nichts anderes: Sie müssen Ihre Partnerin um ein Gespräch bitten um gemeinsam auf Ursachenforschung gehen zu können. Nur so können Sie eine Lösung für Ihr Dilemma anstreben. Totschweigen tötet mittel- oder langfristig Ihre Beziehung

Bleiben Sie ihr zugewandt und erklären Sie ihr, dass es dabei nicht allein um Lust und Sex geht. Es geht darum, einander zugewandt zu sein, sich mit allen Sinnen offen zu genießen. Fragen Sie Ihre Partnerin, was ihr gut täte, ob es etwas gibt, was ihr zu schaffen macht. So können Sie zusammen Abhilfe schaffen und sich vielleicht wieder mehr dem zuwenden, was Sie zu Beginn so sehr beflügelt hat.

Sie haben eine Frage rund um die Themen Leben & Liebe?

Schreiben Sie an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

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