Vielen Dank für Ihre offene und ausführliche Frage. Es ist durchaus verständlich, dass Sie irritiert und verunsichert sind über die Entwicklung der Sexualität mit Ihrer Partnerin. Zumal es dabei nicht nur um die Häufigkeit geht, die in den meisten Beziehungen im Laufe der Zeit mehr oder weniger abnimmt. Vielmehr scheint es, als könnten Sie Ihre Partnerin emotional gar nicht mehr erreichen, sobald es um körperliche Nähe geht.
Nun scheinen Sie vieles versucht zu haben, ihr mit Interesse, Verständnis, Wertschätzung und Respekt wie auch Experimentierfreude usw. zu begegnen. Gerade deshalb ist es sicher besonders traurig für Sie, dass es noch nicht mal eine Kommunikationsebene gibt, sondern Sie mit der Gegebenheit „keine Lust“ quasi abgespeist werden.
Sie erleben Ihre Partnerin nicht nur zurückweisend, sondern wie eingefroren, indem sie keinerlei positive und genussvolle Rückmeldung erhalten, wenn Sie sie berühren.
Dorothea Perkusic auf Instagram
Lust sowie die Fähigkeit und Bereitschaft sich fallen zu lassen und aufeinander einzulassen ist sicherlich, gerade bei Frauen, eine Frage der Atmosphäre. Allein darin liegt jedoch sicherlich nicht der Schlüssel.
Ich persönlich stelle mir die Frage, woran es liegen kann, dass Ihre Partnerin mit all ihren Sinnen auf „taub“ schaltet. Dahinter können Ängste stecken, negative Erfahrungen, Traumata. Dies erfordert etwas Fingerspitzengefühl. Allein die offensichtlich beruflich belastende Situation dürfte dafür nicht ganz ausreichen. Auch eine Bindungsangst kann dahinter stecken. Einfach beschrieben heißt das soviel, dass Angst und ein Rückzugsreflex entstehen, sobald es enger, näher, vertrauter, ja schöner wird. Unverbindlichkeit und weniger vertrautes Neues ist für manche Menschen dann einfacher zu handeln, als Intimität.
Ich denke, es bleibt nichts anderes: Sie müssen Ihre Partnerin um ein Gespräch bitten um gemeinsam auf Ursachenforschung gehen zu können. Nur so können Sie eine Lösung für Ihr Dilemma anstreben. Totschweigen tötet mittel- oder langfristig Ihre Beziehung.
Bleiben Sie ihr zugewandt und erklären Sie ihr, dass es dabei nicht allein um Lust und Sex geht. Es geht darum, einander zugewandt zu sein, sich mit allen Sinnen offen zu genießen. Fragen Sie Ihre Partnerin, was ihr gut täte, ob es etwas gibt, was ihr zu schaffen macht. So können Sie zusammen Abhilfe schaffen und sich vielleicht wieder mehr dem zuwenden, was Sie zu Beginn so sehr beflügelt hat.
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