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Soll ich meiner Frau gestehen, dass ich eine Affäre hatte und wenn ja, wie?

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Von: Dorothea Perkusic

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Leser Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage eines Mannes

Ich habe meine Frau mit meiner Arbeitskollegin betrogen. Wir hatten sieben Monate lang eine Affäre. Jetzt ist Schluss, ich habe es beendet. Meine Frau weiß nichts davon, aber sie ist misstrauisch und ahnt etwas. Sie hat mich bereits mehrmals gefragt, ob ich eine andere habe und ich habe es immer abgestritten. Ich möchte gerne ehrlich sein und es meiner Frau sagen. Das Problem ist, dass ich mich schäme. Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Frau betrügen würde. Und natürlich habe ich große Angst, meine Frau zu verlieren. Ich liebe sie und möchte das irgendwie wieder gut machen. Ich wäre sehr dankbar für ein paar Tipps. Soll ich es meiner Frau sagen, oder reicht es, dass ich es beendet habe? Wie sollte ich es ihr am besten sagen und gibt es etwas, was ich beachten muss?

Antwort von Dorothea Perkusic

Jeder kann nur für sich beantworten, ob man einen Betrug gesteht oder nicht. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass auf gestellte Fragen ehrlich geantwortet werden sollte. Wenn Ihre Frau also fragt, dann will sie es auch wissen und dann ist es eine Frage des Respekts und der Fairness, ihr den Umgang mit der Wahrheit zuzugestehen und auch zuzutrauen. Alles andere würde bedeuten, dass Sie das Gefühl des Verdachts Ihrer Frau nicht ernst nehmen. Das wäre eine weitere  Täuschung mit der Ihre Frau nicht nur das Vertrauen zu Ihnen, sondern auch noch das in Ihre eigene Wahrnehmung verlieren könnte. 

Wie Sie es Ihrer Frau am besten besten sagen? Für einen Vertrauensbruch und eine große Verletzung gibt es keinen „schönen“ Rahmen. Hier zählt lediglich Ihre Entschlossenheit, Mut, Klarheit und Aufrichtigkeit. Ihr Geständnis wird Gefühle und Reaktionen in Ihrer Frau auslösen, mit denen Sie erstmal versuchen müssen rücksichtsvoll und liebevoll umzugehen. Nachdem ich Ihre Frau nicht kenne, kann ich nicht einschätzen ob Sie mit der Situation eher ruhig und besonnen,  vielleicht in sich gekehrt umgehen wird, oder ob Teller fliegen werden und in Folge Ihre Koffer gepackt werden.  

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Meine Empfehlung wäre, dass Sie Ihrer Frau die Wahrheit nicht „häppchenweise“ servieren. Stück für Stück damit herauszurücken ist immer wieder und nochmal ein Vertrauensbruch und schwächt Ihre Position und Ihre Ehe nur noch mehr. Jedoch sollten Sie Ihr Geständnis auch nicht bis ins kleinste Detail ausführen. Es braucht sicher Fingerspitzengefühl herauszufinden, wieviel Wahrheit Ihre Frau möchte und verarbeiten kann. Selbst wenn Ihre Frau „alles“ wissen möchte, dann gilt zu  beachten, dass schmerzhafte Detailinformationen nicht unbedingt helfen werden. Zu viel Information sorgt eventuell für noch mehr Verletzung. Manche Menschen versuchen jedes noch so kleine Detail zu erfragen. Das ist der Versuch, die Situation einschätzen zu können und die Kontrolle die man gerade verloren hat, wiederzuerlangen. Leider führt zu viel Wissen eher ins Gegenteil und es tut nur noch mehr weh und es ergeben sich nur immer noch mehr neue Fragen. Aus dieser Verstrickung ist es dann schwer, wieder herauszukommen, da meist viel Wut dazukommt. 

Geben Sie Ihrer Frau die Möglichkeit sich zu überlegen, was Sie nun braucht und ob es etwas gäbe, was ihr Vertrauen in Sie stärken würde. Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind. Ihre Frau wird vielleicht an manchen Tagen Nähe und Trost brauchen und an manchen Tagen Abstand. Zusätzlich ist auch relevant, was Sie selbst brauchen. Denn Sie haben nicht nur mit Verlustängsten und dem Schmerz Ihrer Frau zu tun, sondern auch mit Ihren eigenen Gefühlen des Abschiedsnehmens. Immerhin haben Sie eine lange Zeit mit der anderen Frau verbracht. Auch wenn Sie sich schämen und bereuen, so müssen Sie doch auch etwas gehen lassen und Abschied nehmen, von einer Person, die eine Bedeutung für Sie hatte. 

Verletzung braucht Heilung und Heilung ist ein Prozess der unterschiedlich lang dauern kann und unterschiedliche Behandlungen und Salben braucht. Sie müssen gemeinsam herausfinden, was genau es für Sie beide in Ihrem Prozess braucht. Ich möchte Ihnen sehr ans Herz legen, sich hierin begleiten zu lassen. In einer so herausfordernden Situation ist es gut jemanden zu haben,  der den roten Faden behält und Ihnen Ruhe und Sicherheit oder auch klare Aufgaben zu vermitteln weiß. 

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für Ihr Geständnis und einen liebevollen und auch kraftvollen Weg miteinander, das Geschehene zu verarbeiten und den Konflikt zu lösen!

Dorothea Perkusic

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Schreiben Sie an Einzel-, Paar- und Sexualtherapeutin Dorothea Perkusic. Alle Fragen werden beantwortet, ausgewählte anonymisiert veröffentlicht.

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