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Ich habe Verlustängste - Was kann ich tun, damit mich meine Partnerin nicht verlässt?

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In unserer Service-Rubrik „Liebesfragen“ können unsere Plus-Abonnenten Dorothea Perkusic unter dem Betreff „Liebesfragen“ Fragen rund um die Themen „Leben“ und „Liebe“ stellen. Jeder Ratsuchende bekommt von der Einzel- und Paartherapeutin eine persönliche Antwort. Ausgewählte Fragen werden immer montags hier anonymisiert veröffentlicht.

Frage eines Mannes:

Ich war sehr lange Single und habe jetzt eine Frau kennengelernt, in die ich sehr verliebt bin. Ich habe Angst, dass sie mich bald nicht mehr will, denn so war es bis jetzt eigentlich immer. Ich gebe mir richtig viel Mühe alles gut zu machen und tue alles, damit sie mich nicht verlässt. Ich habe zwar das Gefühl, dass ich mich mehr bemühe als sie, aber das stört mich nicht. Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass sie mich nicht so richtig an sich ranlässt und mir ausweicht. Ich will sie öfter sehen als sie mich, am liebsten jeden Tag. Was kann ich tun, damit sie bei mir bleibt?

Antwort von Dorothea Perkusic:

Aus Ihren Zeilen spricht eine tiefe Angst vor Verletzung und Verlust. Sie geben sich alle Mühe um nur ja zu vermeiden, zurückgewiesen oder verlassen zu werden, was Sie wahrscheinlich schon schmerzlich erfahren haben. Daraus resultiert das Gefühl, nicht genug oder nicht liebenswert zu sein

Das Problem ist, dass Sie sich in Ihrer Angst so unter Druck setzen alles „richtig“ zu machen, dass Sie dabei vergessen, auf Ihre Grenzen zu achten und authentisch zu sein. Wer sich Mühe gibt, ist auch verkrampft und verunsichert, ja keinen Fehler zu machen. Das hat mit einem schwachen bzw. verletzten Selbstwert zu tun. Sie fürchten wieder verlassen zu werden, wenn Sie sind, wie Sie sind. 

Jeder Mensch will geliebt werden. Zurückweisung tut weh und wird bei einem instabilen Selbstwert oder früheren Verletzungen als Bestätigung gesehen, nicht liebenswert zu sein. Es ist wichtig, dass Sie sich mit Ihren alten Verletzungen auseinandersetzen, sie verstehen lernen um sie heilen zu können. Ansonsten bleiben Sie in der Angst und können keine Beziehung frei und unbeschwert erleben. Das starke Bedürfnis nach Nähe und Versicherung kann Ihre Partnerin immer wieder in die Ecke und in der Endkonsequenz von Ihnen forttreiben. Auf Eigenständigkeit oder ein weniger stark ausgeprägtes Nähebedürfnis Ihrer neuen Partnerin reagieren Sie mit Angst und Sorge. Dabei wissen Sie gar nicht, ob sie weniger Nähe will, vielleicht ist ihr nur der Druck zu hoch und sie zieht sich daher etwas zurück. Die Befürchtung, dass Ihre Freundin Sie vielleicht nicht so liebt wie Sie sind oder sich nicht so sehr für Sie interessiert, übernimmt die Oberhand und Sie beginnen gegenzusteuern, indem Sie sich noch mehr bemühen und daraus entsteht Druck. Alles was die Sicherheit in der Beziehung in Frage stellt, führt bei Ihnen unweigerlich zum Alarm. Selbst kleine Ereignisse des Rückzugs können in Ihnen große Ängste auslösen. 

Dorothea Perkusic auf Instagram 

Setzen Sie sich mit Ihrem eigenen Selbstwert und Ihren Ängsten auseinander. Woher kommen Ihre Verlustängste? Sind die in der Gegenwart berechtigt und notwendig oder schleppen Sie etwas Altes mit sich herum, was als Muster wirkt, jedoch nicht schützt, sondern blockiert? Bis jetzt konzentrieren Sie sich mehr auf Ihre Partnerin, im Versuch sich ihre Zuneigung zu verdienen. Sie passen sich an und achten damit zu wenig auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Darüber hinaus wissen Sie auch gar nicht genau, wie es Ihrer Partnerin geht, denn Sie reagieren zwar, geben aber keinen Raum. Setzen Sie sich nicht unter Druck, nehmen Sie sich Zeit und geben Sie Ihrer Beziehung Zeit sich zu entwickeln. Sicherheit entsteht durch positive Erfahrungen. 

Führen Sie ein offenes Gespräch mit Ihrer Freundin. Erzählen Sie von Ihren Erfahrungen und den daraus resultierenden Ängsten. Wenn Sie sich beide verstehen, dann vermeiden Sie  Missverständnisse und Interpretationen. Es geht nicht darum, gleich zu Beginn die dunklen oder verletzten Ecken der Persönlichkeit auf den Tisch zu packen, sondern selbstfürsorglich dafür zu sorgen, dass Sie nicht missverstanden werden, Sie selbst sein können und miteinander in den  Austausch zu gehen. Dazu gehört auch Grenzen zu setzen und auch mal nein zu sagen. „Kante zeigen“ macht Sie greifbar und interessant für Ihr Gegenüber! Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich darüber austauschen, was Sie wirklich fühlen, was Sie bewegt, Ihnen gefällt oder was schwierig ist. 

Fürchten und verstecken Sie sich nicht, dann wird alles gut!

Dorothea Perkusic

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