Zeitenwende in Europa oder wie Putin sich mit seinem Krieg verzockt hat

Egal, welche Ziele Wladimir Putin mit seinem Muskelspiel und anschließendem Angriff auf die Ukraine auch immer erreichen wollte - er ist gnadenlos gescheitert. Wie der Krieg auch ausgeht, Russland wird der große Verlierer sein. Ein Kommentar zum Ukraine-Konflikt:
Um es direkt vorwegzunehmen - Gewinner wird es in diesem Konflikt keine geben - weder Russland, Europa, die Ukraine noch die NATO. Im Krieg gewinnt niemand.
Putin ist der große Verlierer
Aber eins ist jetzt schon sicher: Wladimir Putin wird der große Verlierer sein und mit ihm vor allem das russische Volk, das, ohne gefragt zu werden, von Putin in diesen Krieg geschickt wurde. Was auch immer Möchtegern-Imperator Putin sich vorgenommen hat zu erreichen mit seinem pubertären Muskelspiel in Osteuropa - er hat wohl genau das Gegenteil bewirkt.
Die NATO war keine Bedrohung für Russland
Der dauernd von Putin vorgeschobene Grund für seine Aggressionen, Russland werde von der NATO bedroht, ist, wenn überhaupt, erst durch seine Kriegstreiberei wahr geworden. Auch wenn die NATO sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer mehr in Richtung Osten ausgedehnt hat, so handelt es sich letztendlich um ein Verteidigungsbündnis. Dass die NATO aktiv einen Angriffskrieg gegen den Kreml führt, ist und war kaum vorstellbar.
Gerade jetzt aber werden noch mehr Staaten im Osten Europas ein Auge auf eine Mitgliedschaft in dem Bündnis werfen, allen voran Finnland, das sich 1300 Kilometer Grenze mit Russland teilt. Der Schuss ging für Putin nach hinten los.
Die Wiedergeburt des Nordatlantik-Bündnisses
Durch seinen Angriff auf die Ukraine hat Putin das Nordatlantik-Bündnis zusammengeschweißt. Noch vor Kurzem von Politikern wie Donald Trump oder Emmanuel Macron bemitleidet und für „Hirntod“ erklärt, ist das Bündnis jetzt so geschlossen wie selten zuvor. Nachdem sich NATO-Truppen in den letzten Jahren immer mehr aus Europa zurückgezogen haben, verstärken die Mitglieder nun ihre militärische Präsenz in Osteuropa.
Die NATO wird mit Sicherheit diese Truppen angesichts Putins Größenwahn so schnell nicht abziehen - das ist Putins „Erfolg“.
Das Ende der Nachkriegszeit für Deutschland
Auch Deutschland hat eine Kehrtwende vollzogen. Die Bundeswehr wird massiv aufrüsten, 100 Milliarden hat Olaf Scholz dafür in Aussicht gestellt. Es ist traurig und enttäuschend, dass es notwendig wird, diese militärische Drohkulisse aufzubauen. Das Geld wird an anderer Stelle fehlen, beispielsweise beim Klimaschutz. Angesichts der Ereignisse in Osteuropa ist das aber leider „alternativlos“.
Zusätzlich wird Deutschland jetzt endlich Waffen in die Ukraine schicken, nachdem es sich zuvor in Europa mit der Lieferung von 5000 Schutzhelmen zur Unterstützung der Ukraine lächerlich gemacht hatte. Wahrlich eine Zeitenwende, Deutschland wird durch Putins Kriegstreiberei dazu gezwungen, den Schatten der Nachkriegszeit abzuschütteln und muss jetzt militärische Verantwortung in Europa beweisen - das war vor Kurzem noch unvorstellbar.
Im Osten nichts Neues
Auch der Krieg in der Ukraine selbst scheint nicht so gut zu laufen, wie Putin sich das vorgestellt hat. Nachdem Russland wochenlang Soldaten und Panzer an drei Seiten der Ukraine in Stellung gebracht hat, scheint der schnelle Erfolg jetzt auszubleiben. Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand und das russische Militär hat offenbar mit logistischen Problemen zu kämpfen.
Dass russischen Soldaten befohlen wird, auf ihr „Brudervolk“ zu schießen, ist der Kampfmoral wahrscheinlich auch nicht zuträglich. Für die Ukrainer geht es im Gegensatz dazu um alles, sie werden bis zum Letzten kämpfen.
Putins Vermächtnis - Kummer und Leid
Wie auch immer der blutige Krieg in der Ukraine ausgehen wird, der größte Verliere dürfte das russische Volk sein, denen der Krieg aufgezwungen wurde, auch wenn durch die russische Propaganda ein Großteil der Russen glaubt, es handele sich um eine „militärische Spezialoperation“ - ein menschenverachtender Euphemismus des russischen Regimes für einen skrupellosen Angriffskrieg.
Am Ende des Konflikts, der vermutlich so schnell kein Ende haben wird, stehen Tausende Tote und ein international isoliertes Russland, dessen schwache Wirtschaft durch die harten Sanktionen des Westens und den Kosten des Krieges bald noch schlechter dastehen wird.
Putin wird einen Platz in den Geschichtsbüchern bekommen. Aber nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Er hat der Welt und vor allem seinem eigenen Volk nichts außer Kummer und Leid gebracht.
Das wird Putins Vermächtnis sein.
bcs