Meinung
Rücktritt von Anne Spiegel: Befreiungsschlag wird zum Bumerang
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Am Ende wurde der Druck zu groß. Familienministerin Anne Spiegel tritt nach der anhaltenden Kritik an ihrem Urlaub direkt nach der Flutkatastrophe zurück.
Ihre emotionale Erklärung, von der sie sich Entlastung erhofft hatte, wurde für Spiegel letztlich zum Bumerang.
Am Sonntagabend hatte Spiegel noch versucht, sich freizuschwimmen. Mit teils stockender Stimme erklärte sie, warum sie als damalige rheinlandpfälzische Doppelministerin nur zehn Tage nach der Flutkatastrophe vier Wochen in den Urlaub nach Frankreich gefahren ist. Ein kranker Ehemann an der Grenze seiner Kräfte. Die Kinder schwer von der Pandemie belastet. Das ist alles nachvollziehbar, löst in Teilen sogar Mitgefühl aus. Weniger verständlich war allerdings das, was Spiegel in ihrer Erklärung am Sonntag ebenfalls anführte, um sich zu rechtfertigen.
Denn nur Monate vor der Flut hatte sie – trotz der Probleme zu Hause – zusätzlich zu ihrem Amt als Familienministerin auch noch das Umweltministerium in Rheinland-Pfalz übernommen und zog darüber hinaus als grüne Spitzenkandidatin in den Wahlkampf im Land. „Zu viel“, sei das am Ende alles gewesen – und der Urlaub ein Fehler. Sie bat um Entschuldigung.
Und natürlich ist das alles irgendwie entschuldbar. Doch am Ende blieb die drängende Frage, ob jemand, der solche Fehleinschätzungen trifft und privat derart unter Druck steht, ein Bundesministerium leiten sollte. Dass genau das vielleicht der eigentliche Fehler war – und nicht der offenbar dringend nötige Familienurlaub, wollte Spiegel bis zuletzt nicht sehen. Andere schon.