Meinung
Schwarzer und die Ukraine: Zu viel Aufmerksamkeit
aktualisiert:
- 1 Kommentar
- Weitere
Gestern war wieder ein ganz normaler Kriegstag seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine: In der Region Luhansk bombardierten Wladimir Putins Truppen eine Schule, vermutlich 60 Menschen kamen dabei zu Tode. Als wäre diese Botschaft nicht deutlich genug, wird der russische Präsident heute bei der Militärparade in Moskau mit Atomwaffen die Muskeln spielen lassen.
Und was sagt Alice Schwarzer dazu? Sie bedauere, dass der Präsident „nicht aufhört zu provozieren“. Nur meint sie nicht Putin, sondern den Ukrainer Wolodymyr Selenskyj. Nein, man muss als Pazifist auch weiterhin kein Freund von Lieferungen schwerer Waffen sein. Anders als in Russland sind abweichende Meinungen in unserer Demokratie erlaubt. Aber Schwarzers jüngste Äußerung ist schwer zu ertragen, weil sie Ursache und Wirkung verwechselt. Es ist Putin, der morden, foltern und vergewaltigen lässt. Das ist die ultimative Provokation!
Aus Selenskyj spricht in erster Linie die Stimme der Verzweiflung. In der innenpolitischen Debatte ist es vor allem Schwarzer, die provoziert. Die Frau, die in gesellschaftlichen Fragen zuletzt kaum noch eine Rolle spielte, bekommt vielleicht einfach zu viel Aufmerksamkeit. Denn eigentlich wäre jetzt der Moment, in dem sich die deutsche Diskussion beruhigen könnte: Die Bundesregierung hat ihre zögerliche Haltung in der Waffenfrage nachjustiert. Der Ärger mit Kiew ist besänftigt. Olaf Scholz bemüht sich, seine Politik besser zu kommunizieren. Die Richtung stimmt – zumindest bis Putin etwas Neues einfällt.