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Omikron-Subvariante BA.5 breitet sich in Portugal aus – Droht eine Sommer-Welle in Deutschland?

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Eine Mitarbeiterin einer Teststation nimmt einen Abstrich von einer Frau.
Eine Mitarbeiterin einer Teststation nimmt einen Abstrich von einer Frau. © dpa/Hauke-Christian Dittrich

Droht mit der Omikron-Subvariante BA.5 eine neue Corona-Welle? In Portugal breitet sich BA.5 rasant aus. Was kommt auf Deutschland zu?

Kaum ebbt die Omikron-Welle in Deutschland ab, machen sich beunruhigende Nachrichten breit: Die neue Corona-Variante Omikron BA.5 ist in Europa auf dem Vormarsch. In Deutschland spielt BA.5 bisher eine untergeordnete Rolle. Doch wie lange noch?

Coronavirus-Variante: Der Subtyp Omikron BA.5 lässt Infektionszahlen in Portugal explodieren

Ein Blick nach Portugal genügt. Trotz einer hohen Impfquote (87 Prozent) explodieren dort die Infektionszahlen – Tendenz steigend. Die Omikron-Subvariante BA.5 ist in dem beliebten Urlaubsland bereits dominant. 87 Prozent aller registrierten Neuinfektionen entfallen nach Angaben des Nationalen Gesundheitsinstituts INSA inzwischen auf diese Variante (Stand: 30. Mai). Die Zahl der Krankenhauspatienten und die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Covid-19 zeigten einen zunehmenden Trend, heißt es im jüngsten INSA-Wochenbericht. Die BA.5 Linie habe eine größere Übertragungskapazität gezeigt. Zusätzliche Mutationen könnte dafür verantwortlich sein, die das Eindringen in menschliche Zellen erleichtert und oder das Immunsystem des Körpers austrickst (sogenannter Immun-Escape-Vorteil). Also, auch die Immunabwehr, die der Körper durch eine Impfung oder eine Infektion gebildet hat.

Warum verbreitet sich Omikron BA.5 so rasant?

Die Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4 sind noch relativ neu. Nach ihrem Auftauchen in Südafrika reagierten die Experten eher gelassen. Krankenhauseinweisungen blieben dort Ende April 2022 auf einem geringeren Niveau. Die Situation von Südafrika lasse sich nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen, betonten Experten.

Der Berliner Virologe Christian Drosten ordnete die neue Coronavirus-Variante kurz und knapp auf Twitter ein. „Omikron BA.5 ist eine eigene Omikron-Variante. Die Variante hat zusätzlich zu Omikron eine Mutation auf dem Spike-Protein“, betonte der Corona-Experte. Es handelt sich dabei um die sogenannte Mutation L452R, die schon bei der Delta-Variante zu finden ist. Bei der Omikron-Subvarianten BA.5 und BA.4 liegt diese Mutation (L452R) im Spike-Protein vor. Den natürlichen Schutz gegen die Omikron-Variante durch das Immunsystem stufte Drosten als gering ein. Er verwies auf Tierversuchen bei Hamstern, bei der eine Mutation (L452R) eine erhöhte Ansteckungsgefahr (Virulenz) zeigte. Auch das Umgehen der Immunantwort zu Abwehr des Virus hielt der Corona-Experte für wahrscheinlich.

Omikron-Subvariante BA.5

Omikron BA.5: Wie ist die Lage in Deutschland?

In Deutschland ist der Anteil der Omikron-Subvariante BA.5 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) noch auf niedrigem Niveau. Der Anteil von BA.5 nahm laut dem jüngsten RKI-Wochenbericht (23. Mai) jedoch weiter zu und verdoppelte sich etwa von 1,2 auf 2,5 Prozent.

„Der aktuell besonders in Südafrika und zuletzt auch in Portugal zunehmende Trend der Omikron-Linien BA.4 und BA.5 geht dort mit einem Anstieg der COVID-19-Fallzahlen und Positivenrate einher“, heißt es im RKI-Bericht. „Beide Linien wurden auch zunehmend in Deutschland (hier vor allem BA.5) und anderen europäischen Ländern nachgewiesen.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt via Twitter vor den neuen Omikron-Varianten. „Die besonders ansteckende Variante BA4/BA5 ist auch bei uns auf dem Vormarsch. Dies könnte im Herbst die nächste Welle werden“, schreibt der SPD-Politiker auf Twitter. Dazu teilte Lauterbach einen Tweet, indem ein Labor über den Anteil der verschiedenen Omikron-Varianten bei positiv getesteten informiert. Die Übersicht bezieht sich auf Getestete „im süddeutschen Einzugsgebiet in KW 18 - KW 21.“ Der Anteil der Omikron-Variante BA.4 und BA.5 liegt demnach bei 15,3 Prozent.

Sorgt Omikron-Sublinie BA.5 zu einem Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland? Virologe Martin Stürmer geht eher nicht davon aus. Weil sich in Deutschland bereits viele Menschen mit dem ähnlichen Typ BA.2 infiziert haben, könnten sie vor BA.5 geschützt sein, sagte der Experte ntv. Übrigens einer der Unterschiede von Deutschland zu Südafrika, wie Virologe Christian Drosten auf Twitter schreibt: „Wahrscheinlich hat die Variante einen Immunescape-Vorteil in einer Bevölkerung, in der es (wie in Südafrika) keine BA.2-Welle gab.“

Rollt in Deutschland eine BA.5-Sommer-Welle an? Droht ein Lockdown?

In Südafrika der Höhepunkt der Omikron-Welle mit BA.4 und BA.5 Mitte Mai überstanden. „Die Infektionswelle in Südafrika hat ihren Höhepunkt mit bisher geringen Krankenhauseinweisungen und Todesfällen erreicht“, twitterte Tulio de Oliveira, Bioinformatiker aus Südafrika. Und weiter weist er auf einen neuen „Hotspot“ in Europa hin: „Rascher Anstieg der Infektionen in Portugal mit älterer und hochgradig geimpfter Bevölkerung.“

In beiden Ländern Südafrika und Portugal habe es eine große Omikron BA.1-Welle gegeben, die ungefähr vor drei Monaten endete, führt de Oliveira weiter aus. „Auf die BA.1-Welle folgte die BA.2-Welle, aber nicht mit so einem Anstieg der Infektionszahlen.“ Es sei interessant zu sehen, dass Länder mit einer großen BA.2-Welle, die BA.4 und die BA.5 langsam anzusteigen scheinen, wie beispielsweise in Großbritannien. Einen Lockdown angesichts der Omikron-Welle in Südafrika gab es übrigens nicht. In Portugal gibt es kaum noch Corona-Beschränkungen. Eine Maskenpflicht besteht nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Die Gesundheitsbehörden raten angesichts der steigenden Infektionszahlen freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz zutragen, an Orten, wo ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht.

Weltärzte Chef Frank Ulrich Montgomery warnt mit Blick auf Portugal trotzdem vor einer Ausbreitung der Omikron-Subvariante BA.5 in Deutschland. „Die BA.5-Variante des Virus wird sich auch bei uns ausbreiten. Viele, auch Geimpfte, werden erkranken. Gut zu wissen: wer geimpft ist, erkrankt deutlich milder. Sein Risiko zu sterben, ist 99 Prozent geringer als bei Ungeimpften“, sagte Montgomery der Rheinischen Post. Er forderte klare und einheitliche Corona-Regeln und gute Vorbereitung für den anstehenden Herbst und Winter. Die Daten aus Südafrika sind ermutigend, doch Deutschland lässt sich kaum mit Südafrika vergleichen. Die Immunität in der Bevölkerung durch Infektion sowie Impfung schätzt Tulio de Oliveria auf etwa 90 Prozent. Auch in Portugal geht er von einer sehr hohen Immunität in der Erwachsenen Bevölkerung aus. Zudem würde Portugal die Über-80-Jährigen zur vierten Corona-Imfpung - zum Booster-Update - aufrufen. In Deutschland dagegen sind rund 18,6 Millionen Menschen ungeimpft (22,4 Prozent). Die Impfquote liegt bei 75,9 Prozent. 

ID/red

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