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Katastrophen-Warn-Apps: Welche es gibt und wie gut sie wirklich sind

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Von: Leonie Hofhus

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Warn-Apps
Katastrophen-Warn-Apps: Welche es gibt und wie gut sie wirklich sind © dpa/Jens Kalaene

Wenn es zu Naturkatastrophen wie Hochwasser, Unwetter oder zu Waldbränden kommt, seid Ihr mit der richtigen Warn-App schneller informiert als jeder Radiohörer. Auch bei Terroranschlägen, Großunfällen oder bei Amokläufen halten Euch moderne Katastrophen- und Warn-Apps auf dem Laufenden. Wir haben einen Überblick welche verschiedenen Apps es gibt:

Mittlerweile gibt es viele verschiedene Warn-Apps in Deutschland, die man sich für sein Smartphone kostenlos herunterladen kann. Wir stellen in diesem Artikel die Apps Nina, KatwarnBiwapp, WarnWetter und Meine Pegel vor. Doch bevor man sich eine dieser Apps auf sein Handy holt, sollte man die Unterschiede und einzelnen Funktionen kennen.

Nina: Die offizielle Warn-App des Bundes

Die App Nina wird vom Bundes­amt für Bevölkerungs­schutz und Katastrophen­hilfe (BBK) seit 2015 angeboten und wird von zehn Millionen Menschen genutzt. Ihr Vorteil: Die App bietet quasi ein Rundum-Paket an Gefahren-Meldungen. Über das Modulare Warn­system (MoWaS) des BBK können Land­kreise, kreisfreie Städte und andere Behörden und Hilfs­organisationen Warnmeldungen verschi­cken. Nina zeigt diese dann auf dem Handy an. Ihr könnt einstellen, aber welcher Gefahrenstufe Ihr informiert werden möchtet.

Zudem werden ab einer gewissen Warn­stufe auch Wettermeldungen des Deutschen Wetter­dienstes sowie Hoch­wasser­meldungen der Bundes­länder über­nommen. Zusätzlich zeigt Nina aktuelle Corona-Regeln sowie Verhaltens­tipps für den Katastrophenfall an.

Auch Warnungen anderer App-Betreiber wie Biwapp und Katwarn würden, so sei es vertraglich geregelt, ebenfalls in Nina ange­zeigt, teilte eine BBK-Sprecherin mit. Allerdings soll dies beim Hochwasser in Ahrweiler nicht funktioniert haben. Nach Informationen von Stiftung Warentest habe der Datenaustausch zwischen den Apps nicht korrekt funktioniert. Wo der Fehler lag, ist bislang allerdings ungeklärt. Stiftung Warentest hält es daher für sinnvoll, dass zu der „Nina-App“ eine der anderen lokalen Apps installiert ist, sofern sie von der örtlichen Kommune genutzt wird.

Warn-App NINA
Nina: Die offizielle Warn-App des Bundes © dpa/Bernd Wüstneck

Katwarn: Der Pionier

Katwarn war die erste Katastrophen-Warn-App in Deutsch­land. Die App ist seit 2011 verfügbar und wurde vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikations­systeme im Auftrag der Versicherungs­wirt­schaft entwickelt. Kommunen können die App und das dahinterliegende System lizenzieren und auf diese Weise ihre Meldungen verbreiten.

Neben den Meldungen der Land­kreise und Städte, die Katwarn als Warn­system nutzen, lassen sich auch weniger zeitkritische Informationen, etwa über Schul­schließungen, auf diese Weise verbreiten. Katwarn zeigt zudem die Meldungen aus dem BBK-System MoWaS an. Laut eigenen Angaben hat die App 3,8 Millionen aktive Nutzer.

Darüber hinaus wird die App von Veranstaltern genutzt, um zum Beispiel Festival­besucher über lokale Ereig­nisse zu informieren. Das funk­tioniert über sogenannte Themen-Abos. Es gibt auch Regional­versionen der App: So bietet das Land Hessen die App Hessenwarn an.

Im Gegensatz zu den anderen Warn-Apps funktioniert die Katwarn-App nicht nur auf Smartphones. Nutzer älterer Handys können sich die Warnungen auch als SMS schicken lassen. Zur Anmeldung muss man lediglich eine SMS mit dem Wort „KATWARN“ und der Postleitzahl, für die man Warnungen erhalten möchte, an 0163 7558842 senden. Die Warnhinweise stammen von autorisierten Behörden und werden von Katwarn weitergeleitet. Allerdings kommt auch eine Warnung per SMS nicht an, wenn Sturm oder Flutwasser die Mobilfunkmasten umreißen.

Allerdings soll das Programm auch für Android-Nutzer einige Tücken haben. So beschwert sich ein Nutzer im Google Play Store, dass er zu spät über die Hochwasser-Katastrophe in der App informiert worden sei.

In Zusammenarbeit mit der App Katwarn können sich freiwillige Ersthelfer unter katretter.de registrieren und werden informiert, wenn in ihrer Nähe Hilfe gebraucht wird.

Notfall-App «KATWARN»
Katwarn: Der Pionier © dpa/Andreas Arnold

Biwapp: Lokale Informationen zu Verkehr und Schule

Biwapp stammt von einem privaten Anbieter, der Agentur Markt­platz GmbH. Seit 2016 bietet sie Kommunen die Möglich­keit, gegen eine Lizenz­gebühr Meldungen an die Bevölkerung zu verschi­cken.

Der Fokus von Biwapp liegt auf lokalen Informationen wie Hinweisen zu geschlossenen Schulen, gesperrten Straßen und Fahndungs­aufrufen der Polizei. Biwapp über­nimmt ebenfalls die Warnungen aus dem BBK-System MoWaS.

Über eine Notruf-Funk­tion kann man sich die ungefähre Adresse oder die Koor­dinaten des aktuellen Stand­orts anzeigen lassen. Wenn man in einer unbe­kannten Stadt zum Beispiel den Rettungs­dienst rufen muss, kann das praktisch sein. Von Biwapp gibt es ebenfalls Regional­versionen, etwa die HRO-App der Hanse­stadt Rostock.

WarnWetter: Präzise Wetter­prognosen vom Deutschen Wetter­dienst

Wer möglichst genau über Stark­regen, Orkane und Sturm­fluten informiert werden möchte, kann zum Beispiel WarnWetter, die Warn-App des Deutschen Wetter­dienstes, nutzen. Dieser ist eine Bundes­behörde und gesetzlich für die Forschung und Information im Bereich Meteorologie zuständig.

Neben Wetterwarnungen aller Warn­stufen zeigt das Programm auch stundengenaue Wetter­vorhersagen für ganz Deutsch­land. Zusätzlich gibt es animierte Wetterkarten, Einschät­zungen der Wald­brand- und Lawinengefahr sowie spezielle Vorher­sagen für die Küsten­regionen.

Die Warnungen sind kostenlos, sons­tige Vorher­sagen müssen einmalig für 1,99 Euro frei­geschaltet werden. Ein privater Anbieter von Wetterbe­richten hatte sich vor Gericht durchgesetzt, da er sich durch das kostenlose staatliche Angebot im Wett­bewerb benach­teiligt sah.

 "WarnWetter-App"
WarnWetter: Präzise Wetter­prognosen vom Deutschen Wetter­dienst © dpa/Tom Weller

Meine Pegel: Hoch­wasser­warnung nach Maß

Hoch­wasser­warnungen bieten alle bisher genannten Warn-Apps. Diese werden jedoch nur nach Bundes­ländern differenziert, weshalb man auch Benach­richtigungen für weit entfernte Gewässer bekommen kann. Wer in Würzburg lebt, interes­siert sich möglicher­weise aber nur für den örtlichen Pegel des Main und nicht für den der Donau.

Meine Pegel liefert örtlich feiner differenzierte Informationen zu Seen und Flüssen. Mit der App des länder­über­greifenden Hoch­wasser­portals, das von allen 16 Bundes­ländern gemein­sam betrieben wird, lassen sich einzelne Pegel auswählen und Benach­richtigungen bei der Über- oder Unter­schreitung eines bestimmten Wasser­stands akti­vieren. Das Hoch­wasser­portal weist darauf hin, dass die Daten der Mess­stellen in der Regel mit 5 bis 20 Minuten Verzögerung in der App ange­zeigt werden. Die Detailtiefe der Informationen variiert je nach Region.

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Digital oder analog: Welche Nachteile haben Warn-Apps?

Sind beispielsweise Extremwetterlagen absehbar, sollten sich App-Nutzer in betroffenen Regionen nicht allein auf die Warnmeldungen verlassen. Die Flutkatastrophe in Teilen Deutschlands im Juli 2021 hat gezeigt, dass Mobilfunk und Internet-Zugänge durch eine zerstörte Stromversorgung tagelang ausfallen können, sodass Apps nicht nutzbar sind oder Handys nicht wieder aufgeladen werden können. In akuten Warnsituationen ist es zudem schon zu App-Überlastungen gekommen. Aus diesen Gründen ist es ratsam, zusätzlich auf analoge Katastrophenschutz-Warnungen - im Rundfunk, sofern noch vorhanden durch Sirenen sowie Lautsprecherdurchsagen - zu achten. Für Notfälle sollte man ein tragbares und batteriebetriebenes Radio im Haushalt haben.

Nachteil der Katastrophen-Warn-Apps für Apple-Nutzer

So haben bei der Verwendung von Katastrophen-Warn-Apps Apple-Nutzer einen großen Nachteil: Wer sein Handy oder seine Smart Watch auf „Bitte nicht stören“ gestellt hat, soll nach Angaben von Stiftung Warentest keine lauten Benachrichtigungen der Warn-Apps erhalten. Viele Menschen nutzen diese Funk­tion beispiels­weise, um Nachts ungestört schlafen zu können. Das Problem liegt darin, dass die Betreiber der Anwendungen erst bei Apple die Freischaltung der Funktion „Critical Alerts“ beantragen müssen.

Unter Android können Nutzer für jede App in den Benach­richtigungs­einstel­lungen fest­legen, ob sie auch im Modus „Nicht stören“ akustische Warnungen ausgeben darf. Unter iOS geht dies erst seit der Version 15 und richtet sich eher an versierte Nutzer. Für Warnmeldungen sieht Apple eigentlich die Funk­tion „Kritische Hinweise“ vor und schaltet diese nur für bestimmte Apps frei.

Theorie: App-Entwickler können seit 2018 bei Apple beantragen, dass sie die Funk­tion namens „Kritische Hinweise“ nutzen möchten – für eine Katastrophen-Warn-App sollte die entsprechende Begründung kein Problem sein. Andere Apps nutzen diese Funk­tion.

Praxis: Zum Zeit­punkt der Flut­katastrophe im Juli 2021 unterstütze keine der von uns aufgeführten Warn-Apps die Kritische-Hinweise-Funk­tion. Die Betreiber von Nina und Katwarn haben sie inzwischen jedoch einge­baut.

Das sagen die Anbieter

Die Betreiber der „Nina-App“ wollten dieses Problem nun beheben und die Funktion „im nächsten Release veröffent­lichen“. Dies ist am 6. September 2021 geschehen. Seit dem Update können Nutzer „kritische Hinweise“ in den Mitteilungs­einstel­lungen des Betriebs­systems erlauben. Wichtig: Inner­halb der App-Einstel­lungen müssen diese zusätzlich für Bevölkerungs­schutz-Warnungen und Wetterwarnungen akti­viert werden.

Bei Katwarn hieß es Anfang August 2021 auf unsere Anfrage, die Nutzung der Funk­tion sei nicht geplant. Seit Ende September unterstützt die App die Technik nun doch. Man muss die App nach der Aktualisierung einmal starten und den „kritischen Hinweisen“ zustimmen. Bei Warnungen der Stufe „extreme Gefahr“ kommt in Zukunft dann eine laute Meldung, trotz stumm­geschaltetem Gerät.

Die Betreiberin von Biwapp schrieb im August 2021 per E-Mail, die Funk­tion solle voraus­sicht­lich mit dem nächsten Update umge­setzt werden. Trotz mehrerer Aktualisierungen ist das bisher nicht geschehen.

Der Deutsche Wetter­dienst teilte mit, man habe die Funk­tion in Warnwetter bisher nicht genutzt und lasse die Notwendig­keit nun erneut über den Dienst­leister prüfen.

Fazit

Es ist sinn­voll, zumindest für hohe Gefahren­stufen die Warnung bei akti­viertem „Nicht stören“-Modus zu erlauben. Auf iPhones und iPads geht das derzeit nur bei Nina und Katwarn komfortabel.

Wer auch in Biwapp und WarnWetter dringende Warnungen immer mit einem Warnton gemeldet bekommen möchte, sollte vor­erst die „Nicht stören“-Funk­tion lieber ausgeschaltet lassen und das Gerät auf „laut“ stellen. Seit iOS 15 können alternativ einzelne Apps ausgewählt werden, deren Benach­richtigungen trotz „Nicht stören“-Modus ertönen sollen. Da das dann bei jeglichen Warn­stufen der Fall ist, kann einen auch eine verhält­nismäßig unwichtige Information, beispiels­weise über eine Schul­schließung, aus dem Schlaf holen.

lh

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