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Online-Shopping: Wieso sich Preise im Internet teilweise stündlich ändern

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Von: Leonie Hofhus

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Online-Shopping
Online-Shops: Ist das Produkt gerade günstig oder kann ich morgen noch mehr sparen? © pixabay

Preise in Online-Shops ändern sich täglich, stündlich, minütlich. Doch wann ist die beste Zeit für eine Schnäppchen-Jagd im Internet? Die Frage ist gar nicht so einfach, denn durch „Dynamic Pricing“ ändern sich die Preise mitunter ständig. In diesem Artikel erfahrt Ihr, welche Faktoren dafür verantwortlich sind.

Händler ändern ihre Preise immer wieder, das gehört zum Geschäft. Doch im Internet entwickeln sich Preise in noch viel schnelleren Zyklen: teilweise täglich oder sogar stündlich. Das zeigt eine Studie der Verbraucherzentrale Brandenburg. Deren Experten beobachteten 34 Tage lang die Preise von mehr als 1.100 Produkten bei 16 Onlinehändlern. Das Ergebnis: Alle Shops – mit Ausnahme einer Online-Apotheke – änderten regelmäßig ihre Preise, 37 Prozent der beobachteten Preise schwankten im Untersuchungszeitraum.

Die Preise im Online-Handel schwanken stark. Was steckt dahinter?

Bei Preisschwankungen muss man verschiedene Strategien unterscheiden. Es gibt sogenannte dynamische und personalisierte Preise. Dynamische Preise schwanken häufig und sind beispielsweise von der Tageszeit, der Jahreszeit oder besonderen Ereignissen abhängig. Sie begegnen uns oft im Alltag, etwa an der Tankstelle oder beim Buchen einer Reise. Auch der Preisanstieg bei Fernsehgeräten vor einer Fußball-WM gehört dazu.

Von personalisierten Preisen spricht man, wenn Verbrauchern aufgrund ihrer persönlichen Daten individuelle Preise angeboten werden. Eine Rolle können dann das genutzte Gerät, mit dem sie den Online-Shop besuchen, der Wohnort oder das bisherige Kaufverhalten spielen. Personalisierte Preise sind zwar technisch möglich, kommen unserer Ansicht nach bisher aber nur vereinzelt zum Einsatz.

Wodurch können sich Angebote und Preise ändern?

Persönliche Interessen: Um ihren Umsatz zu steigern, zeigen Shop-Betreiber zuerst die Produkte an, die am besten zu den persönlichen Interessen der Nutzerinnen und Nutzer passen. Läufern zum Beispiel ein aktuelles Laufschuh-Modell oder ein Licht fürs Joggen zur dunklen Jahreszeit. Die dafür notwendigen Informationen werden über die Such- und Bestellhistorie der jeweiligen Person zusammengestellt. Neukunden ohne Shop-Historie sehen zuerst oft Topseller, interessante Sale-Artikel oder Produktneuheiten.

Tageszeit: Manche Online-Shops ändern ihre Preise häufig, sodass diese im Laufe des Tages schwanken können. Mögliche Gründe sind eine veränderte Nachfrage bzw. gesenkte oder erhöhte Preise der Konkurrenz.

Jahreszeit: Je nach Jahreszeit werden Produkte stärker oder weniger stark nachgefragt, was zu steigenden oder fallenden Preisen führen kann. Wer vorausschauend und mit mehr Vorlauf kauft, kommt oft besser weg. Die Kosten für technische Geräte sind zudem abhängig davon, wann ein neues Modell auf den Markt kommt.

Surfverhalten: Durch das Setzen von Cookies erfahren die Betreiber von Online-Shops mehr über das Surfverhalten ihrer Nutzerinnen und Nutzer, kennen ihre Interessen, vorab durchgeführte Kaufrecherchen, aber auch Standorte und möglicherweise die Kaufkraft. Das kann beispielsweise dazu führen, dass bestimmte Artikel im Shop besonders prominent platziert werden und andere eher nicht. Durch das Löschen von Cookies werden solche Vorhersagen erschwert.

Wohnlage: Standorte könnten Rückschlüsse über das Kaufverhalten von Nutzerinnen und Nutzern geben. Wer eine hohe Miete zahlt oder eine teure Immobilie besitzt, ist möglicherweise grundsätzlich bereit, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, und hat ein größeres Interesse an hochpreisigen Waren. Manchmal hat der Wohnort auch Auswirkungen auf die angebotenen Zahlmethoden.

Endgerät: Wer ein teureres Smartphone oder Tablet verwendet, ist eventuell auch an anderen hochpreisigen Produkten interessiert. Bei der Online-Reiseagentur Booking.com werden schon heute spezielle „Preise für Mobilgeräte“ angeboten. Zwar ist der Einfluss des Endgerätes bislang noch gering, doch Preisdifferenzierungen ließen sich anhand dieser Information allemal vornehmen.

Kommt es vor, dass ein Verbraucher aufgrund seiner Daten für bestimmte Produkte mehr bezahlt als ein anderer?

Das kann tatsächlich passieren. Bei Reisebuchungen oder beim Tanken kennen wir Preisschwankungen. Problematischer sind personalisierte Preise. Besonders dann, wenn für einen Verbraucher nicht ersichtlich ist, ob und warum er einen anderen Preis bezahlen muss als ein anderer. Fragwürdig sind auch Situationen, in denen eine Notlage ausgenutzt wird. Beispielsweise wenn ein Fahrdienst seine Preise mit dem Stand des Handyakkus verknüpfen würde. Je niedriger der Akku ist, desto dringender wird der Fahrdienst benötigt und der Kunde ist eher bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Solche Preisstrategien sind nur schwer aufzudecken und deshalb sehr kritisch zu sehen.

Können Verbraucher diese Preisstrategien umgehen?

Am wirkungsvollsten ist es, im Internet sparsam mit den eigenen Daten umzugehen. Damit Unternehmen unterschiedliche Preise erstellen können, brauchen sie sehr viele Daten von ihren Kunden. Sinnvoll ist es etwa Cookies in den Browsereinstellungen regelmäßig zu löschen. So können Verbraucher verhindern, dass sie über mehrere Webseiten hinweg getrackt werden. Schalten Nutzer in den privaten Modus des Internetbrowsers, können sie zusätzlich Spuren im Netz verbergen. Je weniger Daten Unternehmen haben, umso schwieriger wird es für sie, individuelle Preise festzulegen. Bei größeren Anschaffungen ist es zudem ratsam die Preise vorher über einen bestimmten Zeitraum zu vergleichen. So können schwankende Preise besser eingeschätzt werden.

Der beste Zeitpunkt fürs Online-Shopping

Doch wann ist nun der beste Zeitpunkt, um auf Shopping-Tour im Internet zu gehen? Und gibt es eine Shopping-Primetime? Ja, die Uhrzeit kann beim Dynamic Pricing entscheidend sein. Das ist ähnlich wie bei den Tankstellen. Wenn die Nachfrage gering ist, dann ist ein guter Zeitpunkt, um zu kaufen. Zum Beispiel morgens, wenn viele Menschen arbeiten sind. Aber der Algorithmus wird nicht nur von der Tageszeit bestimmt, es spielen auch andere Faktoren eine Rolle, sodass diese Regel nicht immer und auch nicht für alle Produkte Gültigkeit hat. Verschiedene Studien haben aber ebenfalls gezeigt, dass das gleiche Produkt häufig in der Mittagspause teurer angeboten wird, weil zu diesen Zeiten die Nachfrage steigt. Am späteren Abend sind die Preise jedoch vergleichsweise stabil.

Dynamic Pricing

Dynamic Pricing, auch Surge Pricing oder dynamisches Preismanagement, ist eine Preisstrategie, bei der Unternehmen die Preise für Produkte oder Dienstleistungen auf Basis des aktuellen Marktbedarfs anpassen. Es handelt sich dabei um ein Modell, welches Preise anhand automatischer Algorithmen berechnet. Dabei werden Faktoren wie die Preisgestaltung der Konkurrenten, Angebot und Nachfrage und andere externe Faktoren miteinbezogen. Außerdem müssen auch verhaltenswissenschaftliche Faktoren berücksichtigt werden.


Beim Online-Händler ATU waren im Untersuchungszeitraum Autobatterien oder Reifen jeweils am Vormittag teils bis zu 30 Prozent teurer als am Nachmittag zuvor. Bei den Versandapotheken DocMorris und Sanicare gingen an einzelnen Tagen Preissenkungen mit Preiserhöhungen anderer Artikel einher.

Statistiken haben zudem belegt, dass Kleidung, Schuhe und Accessoires auf Modeplattformen Donnerstags am günstigsten, am Wochenende dagegen oft am teuersten sind. Vor Weihnachten soll Bekleidung meist günstiger zu erwerben sein. Das gilt aber nicht für Schuhe, die steigen vor den Feiertagen häufig im Preis.

7 Tipps, um den günstigsten Preis zu finden

Fazit

Um zu guten Preisen einzukaufen, rät Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg grundsätzlich dazu, nicht saisonal, sondern antizyklisch einzukaufen. Es lohne sich außerdem immer, Preise zu vergleichen - etwa über Preissuchmaschinen - und nichts spontan zu kaufen.

lh

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