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Wolfsbegegnung: So verhaltet Ihr Euch richtig

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Von: Franziska Osterhammer

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Wölfe breiten sich in Deutschland aus
Auch in der OVB24-Region werden immer mehr Wölfe gesichtet. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr Euch bei einer Begegnung mit dem Tier richtig verhaltet. © Swen Pförtner | dpa

Wölfe fühlen sich zunehmend in Bayern heimisch – dementsprechend wächst auch die Anzahl der Wolfsbegegnungen mit Menschen. Wie verhält man sich in so einer Situation am besten? Hier erfahrt Ihr alles Wichtige:

Der Wolf ist seit über 20 Jahren wieder zurück in Deutschland – und auch in der OVB24-Region werden Risse von Nutztieren durch Wölfe oder Sichtungen immer häufiger. Weil sich Wölfe auch in der Nähe von Ortschaften aufhalten, sind viele Menschen verunsichert: wann und wo ist das Risiko besonders groß einem Wolf zu begegnen, wie gefährlich ist so eine Begegnung wirklich, und wie verhalte ich mich, wenn ich einen Wolf sehe? Hier erfahrt Ihr, worauf Ihr achten solltet:

Wo und wann ist es besonders wahrscheinlich, einem Wolf zu begegnen?

Derzeit leben in Bayern laut dem BUND Naturschutz in neun Territorien Wölfe, nämlich in den Allgäuer Alpen, dem Altmühltal, im südlichen und nördlichen Bayerischen Wald, im Manteler Forst, im Veldensteiner Forst, in Grafenwöhr, Wildflecken und Zella-Rhön. Ein Territorium umfasst circa 250 bis 300 Quadratkilometer und kann auch besiedelte Gebiete einschließen - grundsätzlich sind Wölfe nicht auf Wildnis angewiesen, sie können sich auch in der Nähe von Menschen zurechtfinden, vorausgesetzt, man lässt sie. In diesen Gebieten sind Begegnungen selten, aber nicht ganz auszuschließen, vor allem zu späteren Stunden: in besiedelten Bereichen sind Wölfe in der Regel dämmerungs- und nachtaktiv, da sie sich an ihre Beute anpassen und gleichzeitig Begegnungen mit Menschen vermeiden wollen.

Aber auch außerhalb dieser bekannten Wolfsgebiete können Menschen - in noch selteneren Fällen - Wölfen begegnen. Wölfe leben zwar meist in einem Rudel, sind aber in gewissen Lebensphasen auch Einzelgänger: Jungtiere werden nur bis zu einem Alter von zwei Jahren im elterlichen Rudel geduldet, anschließend begeben sie sich auf die Suche nach einem Paarungspartner. Während dieser Abwanderung können Tiere auch in anderen Regionen gesichtet werden – Wölfe legen am Tag bis zu 75 Kilometer zurück.

Der Wolf ist eigentlich ein scheues Tier. Was können Gründe sein, weswegen er mir trotzdem begegnet?

In der Regel bemerken Wölfe Menschen schon lange, bevor diese sie bemerken, nämlich durch ihren Geruchssinn. Wenn der Wind falsch steht, kann es sein, dass ein Wolf einem Menschen ungewollt näher kommt, weil ihm dieser nicht früh genug auffällt. Auch Jungwölfe nähern sich manchmal Menschen an – junge Wölfe sind zwar ebenfalls scheu, aber auch neugierig und aufgrund ihres Alters manchmal noch unvorsichtig. Grundsätzlich gilt: Je mehr Wölfe an den Menschen gewöhnt sind, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung. In einem besiedelten Gebiet, das zudem als Wolfsgebiet bekannt ist, ist es daher besonders wahrscheinlich, dass sich ein Wolf auch näher an Häuser und Menschen heranwagt.

Wie gefährlich ist es, wenn ich einem Wolf begegne?

Wölfe verschwinden meistens, sobald sie einen Menschen bemerkt haben. Nur äußerst selten greift ein Wolf einen Menschen tatsächlich an – und dann gibt es meist einen konkreten Auslöser für das Verhalten des Wolfes. Laut einer 2002 vom Norwegischen Institut für Naturforschung veröffentlichten Studie, die Angriffe von Wölfen auf Menschen in anderen Ländern ausgewertet hat, gibt es vor allem drei Ursachen für einen Angriff: Tollwut, Provokation und Futterkonditionierung.

Tollwut, eine ehemals weit verbreitete Viruserkrankung, ist in Deutschland seit 2008 offiziell ausgerottet. Einen Wolf provoziert man, wenn man ihn massiv in die Enge treibt: die Studie nimmt Bezug auf Tierhalter, die ihre Nutztiere vor einem Angriff mit Knüppeln und Heugabeln schützen wollten, den Wolf damit in die Enge trieben und daraufhin angegriffen wurden. Solange man vermeidet, dem Wolf auf diese Art zu nahe zu kommen, provoziert man auch keinen Angriff.

Was jedoch gerade in bewohnten Gebieten vorkommen kann, ist die sogenannte Habituation und Futterkonditionierung: Wenn Wölfe an Menschen gewöhnt sind, sind die Tiere nicht so scheu wie sonst in freier Wildbahn. Dies ist per se nichts schlimmes, eine Gewöhnung an den Menschen führt nicht zwingend zu einem problematischen Verhalten. Die meisten Wölfe halten nach wie vor genügend Abstand zu den Menschen, das zeigten Untersuchungen aus Wolfsgebieten, die mit Menschen besiedelt sind. Wenn jedoch Wölfe gefüttert werden und deshalb mit der Anwesenheit von Menschen auch Futter verbinden, kann es problematisch werden: bleibt dann bei einer Annäherung an den Menschen Futter aus, kann ein Wolf schlimmstenfalls mit aufdringlichem bis aggressivem Verhalten reagieren. Deshalb ist es umso wichtiger, Wölfe von vorneherein niemals zu füttern.

Das Fazit: Wölfe sind scheue Tiere, die in der Regel auf sicherem Abstand zu Menschen bleiben. Nur wenn ein Wolf massiv in die Enge getrieben wird, kann er Menschen angreifen. In vereinzelten Fällen gibt es Tiere, die sehr an Menschen gewöhnt sind, ihre Nähe und damit verbunden Futter suchen, vor allem, wenn sie in der Vergangenheit bereits gefüttert wurden. Bleibt dieses aus, können Tiere aufdringlich reagieren. Dies geschieht jedoch äußerst selten und ist keinesfalls die Regel. Seitdem sich mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts wieder Wölfe auf deutschem Boden vermehren, gab es keinen einzigen Wolfsangriff auf einen Menschen.

Wie verhalte ich mich, wenn ich einen Wolf in der Ferne sehe?

Wenn Ihr einen Wolf in der Ferne seht, solltet Ihr das Tier ruhig beobachten und ihm genug Raum geben, um sich zurückzuziehen. Wichtig: Lauft auf keinen Fall davon, sondern entfernt Euch langsam rückwärts und behaltet das Tier dabei im Blick. Wenn Ihr Euch schnell bewegt, kann das den Verfolgungsreflex der Tiere auslösen. Wenn es Euch möglich ist, solltet Ihr Fotos von dem Tier machen. Meldet Ihr die Sichtung anschließend– das könnt Ihr beim Bayerischen Landesamt für Umwelt tun – können Experten das Tier damit möglicherweise identifizieren. Nähert Euch dafür aber niemals dem Tier an.

Was mache ich, wenn der Wolf auf mich zukommt?

Wenn sich ein Wolf wider Erwarten auf Euch zu bewegen sollte – oder Ihr Euch einfach unwohl fühlt – könnt Ihr das Tier mit lautem Rufen oder Klatschen vertreiben. Auch Stöcke oder Tannenzapfen können nach ihm geworfen werden. Schwenkt Eure Jacke über dem Kopf und wenn Ihr einen Regenschirm dabeihabt, könnt Ihr diesen aufspannen. Richtet Euch außerdem auf und versucht, den Wolf so einzuschüchtern. In solchen Situationen solltet Ihr tatsächlich lieber einen Schritt auf das Tier zugehen, als zurückzuweichen.

Ich habe meinen Hund bei mir. Wie verhalte ich mich am besten, um weder ihn noch mich zu gefährden?

Wölfe können Hunde als Eindringlinge in ihr Territorium wahrnehmen. Hunde sollten in Wolfsgebieten zu ihrem eigenen Schutz deshalb immer an der Leine gehalten werden - umso näher der Hund beim Menschen geführt wird, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er als Eindringling verstanden wird. Trifft Euer Hund unangeleint auf einen Wolf, solltet Ihr ihn zu Euch rufen, die Leine anlegen und Euch dann langsam und ruhig gemeinsam zurückziehen. Nähert sich der Wolf an, solltet Ihr so wie oben geschildert versuchen, ihn zu vertreiben.

fso

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