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Zwei abenteuerliche Gipfel im Heubergmassiv 

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Von: Simon Schmalzgruber

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Vom Gipfel des 1.399 Meter hohen Kitzsteins sieht man unter anderem hinüber zur 1.367 Meter hohen Wasserwand.
Vom Gipfel des 1.399 Meter hohen Kitzsteins sieht man unter anderem hinüber zur 1.367 Meter hohen Wasserwand. © Simon Schmalzgruber

Nußdorf am Inn – Jeden Freitag lest Ihr hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal geht es vom Wanderparkplatz Gammernwald auf Wasserwand und Kitzstein. 

Der Heuberg: Ein mehrgipfliges Bergmassiv, das für jeden Geschmack etwas bietet. Heute stehen Wasserwand und Kitzstein auf dem Plan. Zwei Gipfel, für die man schon ein bisschen mehr können muss als auf den Namensgeber des Bergstocks. Lohn dafür ist eine schönere Aussicht und, mit ein bisschen Glück, etwas weniger Trubel oben auf den Gipfeln.  

Die Wanderung im Überblick

Berg/Gipfel: Wasserwand, 1.367 Meter, Heuberg, 1.338 Meter und Kitzstein, 1.399 Meter, Chiemgauer Alpen 

Höhenmeter der Wanderung: Circa 950 Höhenmeter 

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Wanderparkplatz Gammernwald, 83131 Nußdorf, kostenlos 

Gehzeit: Circa zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden 

Schwierigkeit: mittelschwer bis schwer (Weg “schwarz”, seilgesicherte Kletterstellen UIAA I) 

Einkehrmöglichkeiten: Ristorante La Bottega (Pizzeria), Bäckerei Café Leitner (beide unweit des Ausgangspunkts), mehrere Gastronomiebetriebe im Bereich der Daffnerwald-Almen, 1.060 Meter 

Benötigte Ausrüstung / Kenntnisse: Festes Schuhwerk, gegebenenfalls Stöcke, Trittsicherheit, Orientierungsvermögen, Schwindelfreiheit 

Wann sollte man aufpassen? Bei viel Betrieb auf dem Anstiegsweg zur Wasserwand herrscht mitunter Steinschlaggefahr, außerdem sind beide Gipfelbereiche ausgesetzt. Absturzgefahr! 

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 2/5 Punkte: Auch wenn der Weg zu 90% deckungsgleich mit dem auf den Heuberg ist, so darf man die letzten 50 Höhenmeter nicht unterschätzen: An der Wasserwand werden Kletterfertigkeiten im I. Grad gefordert, der Kitzstein verlangt Orientierungsvermögen. Wem das zu viel ist, sollte sich mit dem Heuberg begnügen 

Für Familien mit Kindern geeignet? 2/5: Familien mit Kindern sollten ebenso beachten, dass Kletter- und Orientierungsfertigkeiten gefragt sind. Wird allerdings etwas an Erfahrung mitgebracht, sind die beiden Berge eine tolle Möglichkeit, die Fähigkeiten zu vertiefen. 

Für Hunde geeignet? 1/5: Für Hundebesitzer gilt, dass absolutes Vertrauen sowohl in sich selbst als auch in den Hund vorherrschen muss. Ich persönlich erachte die Wasserwand als für Hunde sehr schwierigen, aber nicht unmöglichen Gipfel, der Kitzstein ist da etwas humaner. 

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 5/5 Punkte: Nimmt man die zwei höheren Gipfel, so hat ein jeder von den beiden Schmankerl aufzubieten: Während man von der Wasserwand einen tollen Blick auf Inntal und das Alpenvorland bis hin nach München hat, ist es vom Kitzstein die Sicht auf das nahe Kaisergebirge. 

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt 

Idealer Einstiegsberg: Wer sich vornimmt, einmal auch auf höhere Berge zu gehen, der findet an Wasserwand Bedingungen vor, wie sie sonst ab einer Höhe von 1.800 Metern bestehen. Wer hochalpine Bedingungen austesten möchte, ist hier goldrichtig! 

Aussicht: Dadurch, dass sich das Heubergmassiv exponiert über dem Inntal erhebt, ist die Aussicht für die verhältnismäßig geringe Höhe exzellent: Nicht nur der Tiefblick auf das Inntal ist atemberaubend, bei guten Sichtverhältnissen ist eine Rundumsicht von München im Norden bis zu den Eisriesen der Hohen Tauern und Zillertaler Alpen im Süden möglich. 

Flora und Fauna: Ein saisonales Highlight sind die fußballfeldergroßen Krokuswiesen oberhalb der Daffnerwald-Almen, die je nach Wetterlage von Anfang März bis Mitte/Ende April erblühen. Doch nicht nur das: Wer kundig ist, kann andere seltene Pflanzen wie Türkenbund, Frauenschuh und Rotes Waldvöglein entdecken. Und wer viel Glück hat, dem laufen ganze Herden von Gämsen über den Weg. 

Für wen die Tour nix ist  

Wer über keinerlei alpine Erfahrung verfügt, dem ist eine Besteigung von Wasserwand und Kitzstein abzuraten. 

Hinauf, hinauf! 

Unser Startpunkt ist der Wanderparkplatz Gammernwald im Herzen von Nußdorf am Inn. Von dort aus geht es erst über die Straße, dann rechtsseitig des Steinbachs in Richtung Heuberg. Die Wasserwand, unser erster Gipfel für heute, ist schon gleich am Anfang sichtbar. Doch werden wir noch einige Zeit brauchen, bis wir oben stehen. Eine gute Viertelstunde nach Beginn unserer Tour erreichen wir eine Holzbrücke, die wir links liegen lassen. Ab dem Punkt beginnt der eigentliche Anstieg, wir machen die ersten Höhenmeter. Über Treppen gelangen wir noch kurz ins Wohngebiet, durch das wir uns schlängeln, ehe wir in den Bergwald eintauchen und der Weg steiler wird. Über Serpentinen und Treppen geht es auf dem Steig weiter nach oben, bis wir eine gute Viertelstunde später an eine befestigte Straße gelangen: Hier links abbiegen. Nun ist es nicht mehr weit bis zur spätbarocken Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung mitsamt Einsiedelei und Quelle. Gläubige können hier innehalten, für den Rest geht es rechterhand weiter bergauf.  

Die spätbarocke Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung liegt eine gute Dreiviertelstunde von unserem Startpunkt entfernt.
Die spätbarocke Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung liegt eine gute Dreiviertelstunde von unserem Startpunkt entfernt. © Simon Schmalzgruber

Mal weniger, mal mehr steil, mal befestigter, mal weniger befestigt geht es jetzt für eine Weile recht eintönig durch den Wald. Nach einer weiten Rechtskurve kommt der nördlichste Gipfel des Heubergs in Sicht: Die 1.228 Meter hohe Kindlwand. Diese ist für heute allerdings nicht unser Ziel und so marschieren wir weiter, immer weiter. Eine knappe Stunde ist vergangen, seit wir die Wallfahrtskirche passiert haben und wir befinden uns bereits auf über 1.000 Metern Seehöhe. Wir überqueren einen Viehrost und betreten das Gebiet der Daffnerwald-Almen. Die dort ansässigen Gastronomiebetriebe sind nicht mehr weit und eine Stärkung vor oder nach dem Gipfelsturm ist eine Überlegung wert. Das Gelände wird flacher und kurz vor der Lagler Hütte mit ihrem guten Kuchen biegen wir rechts ab.  

„Summit push“

Im Frühling ein Genuss für die Augen: Fußballfeldergroße Krokuswiesen.
Im Frühling ein Genuss für die Augen: Fußballfeldergroße Krokuswiesen. © Simon Schmalzgruber

Nun geht’s auf dem Steig weiter und es wird wieder steiler. Im Frühling ist der Weg ein Genuss, blühen dort doch unzählige Krokusse in violett und weiß. Je näher wir dem Bergwald kommen, desto mehr mäandriert auch der Steig. Schließlich tauchen wir in diesen Wald ein und verlassen ihn alsbald wieder. An einer Kreuzung angelangt, beginnt nun der “summit push” auf Gipfel numero uno: Nach einem kurzen Stück auf einem Trampelpfad geht es die letzten Meter am Stahlseil entlang nach oben. Bei viel Betrieb ist Vorsicht geboten: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Bergfreunde über uns unabsichtlich kleinere Steine lostreten. Lebensgefährlich sind diese nicht, aber weh tun könnten sie mitunter schon. Nach der kurzen und knackigen Kletterei, die keine zehn Minuten in Anspruch nimmt, befinden wir uns schon auf dem ausgesetzten Gipfelgrat. Einmal tanzen wir noch auf der Schneide, dann haben wir unser erstes Gipfelkreuz mit Rastbankerl erreicht. Berg Heil! 

Weniger Kraxelei, aber nicht minder abenteuerlich ist der Weiterweg zum Kitzstein.
Weniger Kraxelei, aber nicht minder abenteuerlich ist der Weiterweg zum Kitzstein. © Simon Schmalzgruber

Unser Weiterweg auf den bewaldeten, kegelförmigen Kitzstein führt uns erst einmal wieder über den Grat und die Seile an die Kreuzung nach unten. Von dort aus ist es keine fünf Minuten zum Heuberggipfel, den wir im Vorbeigehen mitnehmen. Auf einem Pfad, der immer schmaler wird, geht es wieder in den Wald hinein. Ab jetzt ist unsere Aufmerksamkeit besonders gefragt, denn das Terrain ist abschüssig, außerdem müssen wir immer wieder unsere Hände zu Hilfe nehmen. Dieses Auf und Ab hat’s nochmal in sich, doch wenn wir in einer sonnigen, recht weitläufigen Scharte angekommen sind, ist das Gröbste überstanden. Einen steilen, abenteuerlichen Schlussabschnitt durch den Wald gilt es noch zu meistern. Mitunter müssen auch Baumstämme überwunden werden. Doch dann sind wir endlich an unserem dritten Gipfel für heute angelangt. Berg Heil! 

Für den Abstieg folgen wir entweder der Aufstiegsroute zurück zum Heuberg, wer sich das Auf und Ab ersparen möchte und fit in puncto Wegfindung ist, kann allerdings auch über einen unmarkierten Pfad durch den Wald abkürzen. Dieser trifft dann wieder auf den Aufstiegsweg, wenn der Steig zu mäandrieren beginnt. 

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