"Kein Gerangel mit Buchbach! Fall Eyrainer unverständlich."

Traunstein/Rosenheim - Viel geredet worden war in den letzten Wochen um die Winter-Transfers des SB Chiemgau Traunstein. Manches vielleicht unnötiger Weise, Anderes wohl unvermeidlich. Nun melden sich die Traunsteiner nochmals zu Wort und erläutern, warum das mit Stefan Mauerkirchner und dem TSV Buchbach alles halb so wild sei - und hauptsächlich viel Lärm um Nichts. Aber auch, wie sie zum Streit mit dem SB Rosenheim um deren Ex-Kapitän und Urgestein Franz Eyrainer stehen. Nicht, ohne zu betonen, dass man weiterhin eine Lösung anstrebe - und das Angebot bis Dienstag um Mitternacht stehe. Hintergrund dürfte in beiden Fällen der (mittlerweile) so genannte "Deadline Day" sein. Der Rosenheimer Sportbund hat dazu seine eigene Sicht der Dinge.
Nach den Presseberichten der vergangenen Woche rund um den möglichen Rückwechsel von Stürmer Stefan Mauerkirchner nach Traunstein, unter anderem im Traunsteiner Tagblatt und hier bei uns auf Beinschuss, ist es den Verantwortlichen des SB Chiemgau Traunstein wichtig, auch aus ihrer Sicht heraus noch einmal darzulegen, wie es sich mit diesem Thema genau verhält. Ein Rangeln oder Gezerre um Mauerkirchner gebe es ausdrückliche nicht, heißt es diesbezüglich aus Traunstein.
"Keinerlei Groll zwischen Buchbach und uns!"
"Es gibt kein Gerangel mit den Buchbachern um Maui - und auch keinerlei Groll zwischen beiden Vereinen. Denn wir haben hier doch weder die Möglichkeit handelnd einzugreifen, noch wollen wir das. Die Fakten sind doch klar - das Heft des Handelns liegt ganz klar beim TSV Buchbach. Mauerkirchner ist ihr Spieler, steht dort unter Vertrag und dementsprechend haben sie auch die alleinige Entscheidungsgewalt in dieser Angelegenheit. Und da wollen wir uns auch gar nicht einmischen - auch wenn wir Stefan natürlich gerne wieder in unserem Trikot sehen würden", gibt sich SBC-Pressesprecher Peter Mallmann ganz demonstrativ entspannt.
Denn die Situation der Buchbacher sei doch vollkommen verständlich. Diese hätten sich durch die Verpflichtung des bulligen Angreifers eine klare Verstärkung versprochen, ihm einen Vertrag angeboten, den Mauerkirchner auch aus freien Stücken unterschrieben habe. Damit sei soweit schon alles klar. Hinzu komme die momentane Situation der Buchbacher: Knallharter Abstiegskampf in der Regionalliga, große Verletzungssorgen, ein dünner Kader und begrenzte Verfügbarkeit von Alternativen, die unmittelbar helfen würden. Was den Kader angehe, gingen sie in Buchbach nun mal derzeit sprichwörtlich am Krückstock - es sei klar, dass sie sich in dieser Lage eigentlich weder leisten können, noch wollen, einen weiteren Mann zu verlieren.
Vertragliche Situation ist gegen persönliche abzuwägen
Die andere Seite der Medaille sei eben die persönliche Situation des Stürmers. Und diese sei ganz unerheblich von jeglichem Werben des SB Chiemgau nun einmal Fakt. "Maui kann diesen ganzen Aufwand einfach nicht mehr stemmen. So oft in der Woche die vielen Kilometer ins Training. Und das bei den Anforderungen eines Regionalliga-Trainings. Dadurch, dass sich bei ihm im Job soviel geändert hat und er erst wesentlich später aus der Arbeit kommt, wurde das alles noch verschlimmert. Und das war für ihn einfach nicht absehbar, wie er sagt. Dazu die Familie und jetzt das Kind - der Junge bekommt das einfach nicht mehr alles unter einen Hut. Dass uns diese Entwicklung eventuell zupass kommt und den Buchbachern nicht, hat damit rein gar nichts zu tun.", so Mallmann weiter.
Die Traunsteiner böten ihrem alten Spieler lediglich die Gelegenheit in Nähe zu seiner Arbeitsstelle mitzutrainieren und würden ihn auch liebend gerne wieder in ihren Reihen aufnehmen, wenn es die Möglichkeit dazu gäbe. Aber das liege eben ganz und zurecht bei den Buchbachern, sagt Mallmann, der die ein oder andere Aussage aus dem Traunsteiner Lager nicht missverstanden wissen will: "Vielleicht hätte es das nicht unbedingt gebraucht, dass sich jemand von uns groß öffentlich dazu äußert. Sonst denkt noch jemand, wir hätten da im Vorfeld groß um Mauerkirchner gebuhlt oder ihn zu irgendetwas überredet. Weder das Eine noch das Andere ist der Fall. Für uns ist der Fall klar - und alles in Ordnung.", so der Pressesprecher.
Dezenter Hinweis auf die Hintertür
Ein Hintertürchen hält er sich jedoch offen: "Sollte der TSV aufgrund der Faktenlage, die sich kaum ändern wird, bis Dienstagabend noch sein Herz für Mauerkirchner entdecken und ihn freigeben, damit er seinem Hobby nachgehen kann - nehmen wir ihn natürlich gerne. Sollte das nicht der Fall sein, ist das auch ok - dann fängt er eben im Sommer wieder bei uns an. Unser Verhältnis mit Buchbach ist jedenfalls vollkommen intakt."
Anders sieht das offenbar in der Causa Franz Eyrainer aus. Hier ist Mallmann am Tag nach dem ersten Testspiel der Chiemgauer gegen Regionalligist TSV 1860 Rosenheim näher bei der Ansicht seines Trainers Jochen Reil - der kein Verständnis für die Verhandlungsposition des SB Rosenheim hat und sagt: "Ich verstehe das einfach nicht! Meiner Meinung nach ist das alles vernünftig abgelaufen.". SBR-Urgestein Eyrainer habe nach so vielen Jahren am Sportbund-Campus auch noch einmal etwas Anderes, etwas Neues machen wollen - und sei deshalb zum SB Chiemgau gewechselt. Der Spieler sei weg aus Rosenheim und faktisch bereits ein Traunsteiner - es komme eben nur noch darauf an, ab wann er in Pflichtspielen einsatzberechtigt sei. Für Privatspiele liege diese Berechtigung seitens des Verbandes ohnehin bereits vor.
Fall Eyrainer - SBC ohne Verständnis für SBR
Der Grund warum die beiden Vereine aus Traunstein und Rosenheim noch immer miteinander im Clinch liegen ist die Ablösesumme, die von der Traun an den Inn fließen soll. Über deren Modalitäten besteht nämlich weiterhin keine Einigung zwischen den beiden Liga-Rivalen. Hintergrund ist Folgender:
Bei Wechseln in der Winterpause existieren von Seiten des Verbandes keine festgelegten und in der Höhe begrenzten Entschädigungsbeträge. Hier sind eventuell zu zahlende Ablösen frei verhandelbar. Eine Pflicht zur Zahlung der Ausbildungsentschädigung besteht allerdings nicht. Bei einem Wechsel während des Sommers wären nach der aktuellen BFV-Tabelle 1.500 Euro Transferentgelt fällig gewesen.
Aufgrund dessen, dass es sich jetzt um einen Winter-Wechsel handelt, bietet der SB Chiemgau den Rosenheimern 2.500 Euro. Diese wollen sich damit allerdings nicht zufrieden geben und fordern 5.000 Euro. Wie man hört, wollen weder die einen ihr Angebot erhöhen - noch die anderen von ihren Forderungen abrücken. Bleibt eine Einigung aus und verweigert der SB Rosenheim weiterhin die Freigabe bis spätestens 31. Januar, wäre SBR-Eigengewächs Eyrainer erst ab 1. Mai in Pflichtspielen für die Traunsteiner spielberechtigt.
"Traunsteiner Angebot ist angemessen und fair!"
Eine Entwicklung, die Mallmann nicht nachvollziehen könnte: "Da gibt es Vieles, das ich nicht verstehe. Dass man einem verdienten Spieler, der über Jahre soviel für einen Verein getan hat, solche Steine in den Weg legt, zum Beispiel. Der Spieler wollte unbedingt zu uns. Der Spieler ist bereits hier. Das ist doch ein Fakt, an dem sich nichts mehr ändert. Und unser Angebot finde ich aufgrund dessen, was laut der Tabelle bei einem Sommer-Wechsel zu zahlen wäre, höchst angemessen und fair. Mann muss ja auch sehen, dass es nur um acht Wochen geht - dann ist Eyrainer so oder so spielberechtigt.".
Kopfschüttelnd fügt er hinzu: "Da stellt sich mir schon die Frage, sind sie beim Sportbund Rosenheim so nachtragend oder finanziell so auf Rosen gebettet, dass sie trotz eines ordentlichen Angebots einfach so auf 2.500 Euro verzichten können? Wir würden uns dass jedenfalls nicht leisten. Wobei einem da ja auch Dinge zu Ohren kommen, die mag man gar nicht glauben: Dass ein wichtiger Sponsor des SBR sein Engagement einstellen würde, wenn sie ihn günstiger als für die geforderten 5.000 Euro abgäben und so weiter. Ob das alles stimmt, kann ich aber nicht beurteilen"
SB Chiemgau erneuert Offerte für Eyrainer
Trotzdem gibt Mallmann auch am so genannten "Deadline-Day" die Hoffnung nicht auf und bekräftigt noch einmal die aus seiner Sicht angemessene Offerte des SBC: "Unser Angebot steht weiterhin unverändert. Sollten die Verantwortlichen in Rosenheim noch bis Dienstagabend um Mitternacht zu der Einsicht gelangen, dass es besser ist, es anzunehmen, als es auszuschlagen - und die entsprechenden Unterlagen fristgerecht eingehen - zahlen wir gerne die von uns in Aussicht gestellte Summe. Andernfalls bleiben wir ganz entspannt und nehmen den Spieler eben erst ab Mai - und zwar umsonst!"
Objektiv betrachtet erscheint die Verhandlungsposition des Sportbund Rosenheim eher ungünstig: Der SB Chiemgau möchte Eyrainer zwar grundsätzlich als Verstärkung haben, ist allerdings - aufgrund einer trotz Verletzungssorgen solide gespielten bisherigen Runde - nicht sofort auf ihn angewiesen. Das spiegelt sich auch im Tabellenplatz der Traunsteiner wieder. Nach unten plagen den Club keine Abstiegssorgen - dass nach oben noch etwas geht, ist auch eher unwahrscheinlich. Es herrscht also keine unmittelbare Not an der Traun, was die Verpflichtung angeht. Beim SBC können sie einfach abwarten und das ganze aussitzen.
"Es geht nicht nur ums Geld!"
Auf Seiten des SBR sieht man die Sache naturgemäß ganz anders. Zu den genannten Summen möchte man sich nicht äußern, da diese nicht in die Öffentlichkeit gehörten, und bittet dafür um Verständnis. Grundsätzlich aber befindet Fußball-Abteilungsleiter Rainer Pastätter: "Es geht hier auch - aber nicht nur um Geld. Da spielen auch ganz andere Dinge eine Rolle. Unter anderem ist es zum wiederholten Mal der Fall, dass die Traunsteiner in der Winterpause unsere Spieler abwerben - das haben sie letzte Saison schon mit Thomas Höhensteiger gemacht und dieses Jahr schon wieder - und dazu ist der Franz auch noch unser Führungsspieler und Kapitän. Und noch dazu in der überaus schwierigen Lage in der wir gerade sind. Das geht so nicht - und das hat dann nicht allein mit der Ablösesumme und mit Geld zu tun."
"Man kann letztlich Vieles über Geld lösen. Aber gerade dann, wenn es nicht alleinig um diesen Faktor geht, muss man dann schon ordentlich miteinander sprechen - und Traunstein hat damit offensichtlich so sein Problem.", schickt Pastätter auch eine Spitze zurück, die unterstreicht, warum die Lage so verfahren ist.
Im Grunde beurteilt er die Verhandlungsposition des SBR ähnlich, wie sie aus Sicht eines außenstehenden Dritten erscheint: "Das ist schon richtig. Und in fast jeder anderen Situation würden wir vielleicht anders verfahren und darüber hinweggehen und gut ist. Aber nicht, wenn es immer den gleichen Verein betrifft. Und speziell nicht, wenn es um einen Spieler geht, der zwölf Jahre dabei war, der Kapitän war und der die Mannschaft eigentlich in dieser Situation führen sollte, in der wir uns befinden. Das geht einfach nicht!".
Pastätter glaubt nicht mehr an Lösung
Das Gerücht hinsichtlich des Sponsoren-Ausstiegs verweist der Abteilungsleiter der Rosenheimer allerdings mehr oder weniger ins Reich der Fabel, auch wenn er sich zu Interna genau so wenig äußern möchte, wie zu konkreten Geldbeträgen: "Das ist absolut kein Thema in diesem Zusammenhang. Die Entscheidung liegt allein in der Hand der Sportlichen Leitung und der Abteilungsleitung des Vereins. Solche Entscheidungen treffen wir vereinsintern.".
An Bewegung im Fall Eyrainer glaubt er nicht mehr: "Die Verhandlungen sind letzte Woche mehr oder weniger abgeschlossen worden. Da wird sich wohl nichts mehr Anderes ergeben. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen. Traunstein ist nicht bereit für acht Wochen mehr zu bezahlen, das verstehe ich sogar, aus deren Sicht - aber wir sind eben auch nicht bereit, ihn für weniger abzugeben. Ich glaube nicht, dass wir uns da noch einigen können. Wie gesagt - es geht nicht ausschließlich ums Geld!"
Der Kapitän und das angeschlagene Schiff
Hinsichtlich der ebenfalls aufgeworfenen Frage, ob es nicht besser und stilvoller gewesen wäre, ein Eigengewächs und derart langjährigen Spieler ganz ohne Zwischentöne ziehen zu lassen, bemerkt Pastätter vielsagend: "Im Gegenteil. Wenn ich so lange bei einem Verein dabei bin - dann gehe ich nicht wegen zwei Monaten vom Verein weg und lass ihn und die Mannschaft nicht in so einer schwierigen Situation hängen. Nicht als Kapitän. Bei einem Mitläufer hätte ich kein Problem damit, beim Dreizehnten oder Vierzehnten im Kader - aber nicht bei der Nummer Eins. Das geht nicht. Nach zwölf Jahren verabschiede ich mich nicht in der Winterpause vom Verein! Nicht wegen zwei Monaten. Und nicht, wenn der Sportbund so dasteht und einen im Überlebenskampf so dringend braucht. Im Mai hätte er ordentlich gehen können, ohne Probleme - und wäre dann auch toll verabschiedet worden!"
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Notiz am Rande: Als Konsequenz des anhaltenden Hickhacks sagten die Traunsteiner das für diesen Mittwoch geplante Testspiel gegen den SB DJK Rosenheim ab. Die Partie würde unnötiges Öl ins Feuer gießen, wie es heißt. Momentan würden auf beiden Seiten zu viele Emotionen eine Rolle spielen - und eventuell die Verletzungsgefahr unnötiger Weise steigen lassen. Etwas, das in einem Testspiel keiner der Beteiligten brauchen kann.