Beinschuss-Direkt: "Natürlich wollen wir unseren Titel verteidigen"

beinschuss.de hat Jochen Reil vom SV-DJK Kolbermoor getroffen. Der sympathische Coach erklärt, warum er dem Bezirksligisten treu bleibt, welche Ziele er für den Sparkassenpokal hat und warum Paolo Maldini sein Vorbild ist.
beinschuss.de hat Jochen Reil vom SV-DJK Kolbermoor getroffen. Der sympathische Coach erklärt, warum er dem Bezirksligisten treu bleibt, welche Ziele er für den Sparkassenpokal hat und warum Paolo Maldini sein Vorbild ist.
beinschuss.de: Endrunde im Sparkassenpokal, Oberbayerisches Finale im Futsal. Läuft bei Euch, oder?
Jochen Reil: Ja, kann man so stehen lassen. Vor allem die Endrunde im Sparkassenpokal war uns als Titelverteidiger natürlich unheimlich wichtig. Das ist das größte und bedeutendste Turnier im Rosenheimer Raum, zudem ist das Teilnehmerfeld in diesem Jahr wirklich hochklassig.
Mit welchem Ziel tretet ihr als Titelverteidiger in der Gaborhalle an?
Reil: Wir wollen den Titel natürlich verteidigen. Das haben wir uns fest vorgenommen und kommunizieren das auch offen nach außen. Wir stecken uns immer das höhere Ziel, ob es dann letztlich funktioniert oder nicht, wird man sehen.
Wie schwer wird das Unterfangen "Sparkassenpokalsieger 2015"?
Reil: Wie gesagt, das Teilnehmerfeld hat es wirklich in sich. Gleich im ersten Spiel treffen wir auf den Sportbund, das wird ein echtes Highlight. Auch Westerndorf ist ein unangenehmer Gegner, bei so einem Turnier darfst du dir keine Schwächen erlauben.
Kolbermoor ist traditionell eine gute Hallenmannschaft. Woran liegt das?
Reil: Ob Futsal oder klassischer Hallenfußball, wir gehen alles mit Leidenschaft und 100 prozentiger Motivation an. Das ist unser Erfolgsgeheimnis. Natürlich versuchen wir als Trainerteam die jeweilligen Mannschaften den Stärken der Spieler entsprechend aufzustellen, um in beiden Wettbewerben möglichst erfolgreich zu sein.
Nun läuft es nicht nur in der Halle richtig rund bei euch, auch in der Bezirksliga spielt ihr als Tabellenzweiter eine überraschend starke Rolle. Wo liegen hier die Gründe?
Reil: Die Strukturen im gesamten Verein sind einfach stimmig. Ob Vorstandschaft, Trainerteam oder innerhalb der Mannschaft selbst. Wir haben ein stabiles Fundament, das auch kleinere Rückschläge entsprechend abfangen kann. Zudem haben wir uns in den letzten Jahren gezielt mit Spielern verstärkt, die nicht nur über die sportliche Klasse verfügen, sondern auch wirklich nach Kolbermoor wechseln wollten.
Spielt das Thema Geld da eine Rolle?
Reil: Nein, wir zahlen keine Fixgehälter in Kolbermoor. Natürlich werden die Spieler mit entsprechenden Punktprämien entlohnt, aber für ein festes Gehalt spielt hier Keiner. Das schweißt die Mannschaft noch mehr zusammen.
Wie wichtig ist der Faktor Kontinuität?
Reil: Das spielt im Gesamtkonstrukt SV-DJK Kolbermoor eine zentrale Rolle und ist einer der Hauptgründe, weshalb Martin Grigat (Trainer der 2. Mannschaft) und ich unsere Verträge vorzeitig um ein weiteres Jahr verlängert haben. Hier ist in den letzten Jahren wirklich etwas zusammengewachsen, Abnutzungserscheinungen sind nicht im Ansatz erkennbar.
Gibt es auch hierbei eine Art Erfolgsrezept?
Reil: Ein Trainer muss in meinen Augen die Spieler unterstützen und begleiten. Das wichtige ist, dass die jungen Burschen an Selbstständigkeit und Eigeninitiative schrittweise dazulernen. Das darf man den Jungs nicht abnehmen, sonst entwickeln sie sich nicht weiter.
Wie hast du dich als Trainer in den vergangenen Jahren weiterentwickelt?
Reil: Ich habe viel in Sachen Trainingsabläufe verändert und auch die Ansprache an die Spieler hat sich mit der Zeit weiterentwickelt. Meine Priorität liegt inzwischen darauf, Fußball spielen zu lassen. Es wird heutzutage so viel über alternative Trainingsmethoden gesprochen, da scheint der Fokus gar nicht mehr auf dem Spiel zu liegen. Das ist bei mir nicht der Fall.
Drei Eigenschaften sind mir beim Trainer Jochen Reil aufgefallen. Er ist ein aktiver Coach, er ist gelassen aber dennoch emotional dabei. Stimmst du mir zu?
Reil: Ja, das hast du gut beobachtet. Es ist nicht meine Art, mich an der Seitenlinie negativ aufzuführen. Ich will die Spieler taktisch und mental unterstützen, Brüllen und Pöbeln macht da überhaupt keinen Sinn. Natürlich mache ich mich ab und an bemerkbar, das ist ja schließlich mein Job. Aber alles in positivem Ton.
War das immer so?
Reil: Das habe ich mit der Zeit gelernt. Das ist noch ein ganz wichtiger Aspekt in meiner persönlichen Entwicklung als Trainer. Jeder hat mal einen schlechten Tag, da braucht es ein Umfeld, das damit entsprechend umgehen kann. Auch ich lasse mir von meinen Spielern den ein oder anderen Hinweis geben, wenn etwas aus ihrer Sicht nicht passt.
Kannst du auch richtig ausflippen?
Reil: Ja, das passiert intuitiv. Ich bin ein emotionaler Mensch, da lässt sich so etwas nicht vermeiden. Wenn ich auf den Tisch haue, dann aber hinter verschlossenen Türen.
Als persönliches Ziel hast du angegeben, das Team "formen zu wollen". Ist dir das gelungen?
Reil: Ja, ich denke schon. Wir haben einen sehr guten und respektvollen Umgang miteinander, das liegt mir besonders am Herzen. Wir treten mit entsprechend positiver Ausstrahlung nach außen auf, auch das halte ich für sehr wichtig. Zudem haben die Jungs großen Spaß am Fußball und auch die Ergebnisse stimmen.
Wäre der Verein für einen Aufstieg in die Landesliga gerüstet?
Reil: Ja, wäre er. Das war auch Teil unserer Vertragsgespräche. Der Verein würde den Weg in die Landesliga mitgehen, ohne aber vom grundsätzlichen Weg abzukommen.
Ist der Aufstieg dann auch das erklärte Saisonziel?
Reil: Wir sind Tabellenzweiter und wollen so lange wie möglich da oben mitspielen. Am letzten Spieltag geht es gegen Traunstein, das muss Motivation genug sein. Dass das kein einfaches Unterfangen wird, ist klar. Wir haben nicht den breitesten Kader und noch viele junge Spieler im Team. Aber wir werden sicher bis zum letzten Spieltag alles investieren, um so erfolgreich wie möglich zu sein.
Eines deiner großen Vorbilder ist Paolo Maldini. Die Haare können ja nicht der Grund sein. . .
Reil: Nicht mehr! Zu meiner aktiven Zeit hatte ich eine ähnliche Matte wie Paolo. Aber es stecken natürlich noch ganz andere Komponenten dahinter. Maldini steht wie kaum ein anderer für Kontinuität und hat bis ins hohe Alter auf hohem Niveau gespielt. Er hat seine Vorbildfunktion immer ausgefüllt, ohne dabei den großen Zampano zu geben. Wir haben auf einer ähnlichen Position gespielt und ich hatte das Vergnügen, ihn Ende der 1980er-Jahre live im Münchener Olympiastadion spielen zu sehen.
Wie kams dazu?
Reil: Ich war in Dachau aktiv und wir sind damals auf die Bayern-Amateure getroffen. Wir haben auf einem Nebenplatz im Olympiastadion gespielt. Anschließend fand die Partie FC Bayern gegen AC Mailand im Europapokal der Landesmeister statt. Plötzlich waren knapp 5.000 Zuschauer auf dem Nebenplatz und haben sich zur Einstimmung unser Spiel angesehen. Im Anschluss hat uns der FCB eingeladen, die Partie gegen Milan zu verfolgen. Das hat mich als 18-jährigen Burschen natürlich geprägt.
Vielen Dank für das Gespräch