Chaostage im Südosten

Rückblick auf die Hinrunde der Landesliga Südost
Die Hinrunde in der Landesliga Südost ist absolviert, die Inn/Salzachteams aus Töging, Traunstein und Rosenheim haben dabei für viel Unterhaltung gesorgt. Allerdings eher außerhalb des Platzes. Unter dem Strich bleiben zwei Trainerrücktritte, eine Entlassung und überschauberer sportlicher Erfolg.
FC Töging
Mit hohen Ambitionen war der FC Töging in die Spielzeit 2015/16 gestartet. Der damalige Coach Mario Reichenberger wollte mit seinem Team den nächsten Schritt machen und im Vergleich zur Vorsaison mehr Konstanz in die Leistungen seiner Elf bringen.
Doch vom ersten Spieltag an kam der FCT nicht in die Spur, konstant war am Wasserschloss nur die Inkonstanz. Die Mannschaft rief ihr zweifelsohne hohes Potenzial nur allzu selten ab.
Reichenberger dankte Anfang September ab und übergab sein Amt an Helmut Bichlmaier. Der wiederum startete mit einem 5:1 über Kirchheim furios, um drei Niederlagen später zurückzutreten.
Mit Adam Gawron ist es den Verantwortlichen gelungen, einen jungen und ambitionierten Trainer ans Wasserschloss zu holen. Der 34-Jährige war Ende September in Traunstein entlassen worden, um nur knapp zwei Wochen später in Töging zu unterschreiben.
Auf den A-Lizenz-Inhaber wartet in der Rückrunde eine Herkulesaufgabe.
Mangelnde Chancenverwertung, individuelle Fehler im Abwehrverhalten, Unstimmigkeiten innerhalb des Teams... Der FC steht am Scheideweg. Unter dem Strich bleibt eine verkorkste Hinserie, die der FC auf dem elften Tabellenplatz beendet.
Der Kontakt zu den Aufstiegsplätzen ist bei satten 22 Punkten Rückstand auf den Zweiten aus Ismaning längst abgerissen, der Töginger Blick muss nach unten gerichtet werden. Denn die umkämpfte Abstiegszone ist nur zwei Zähler entfernt. Für einen Verein mit derart hohen Ambitionen ist diese Konstellation brandgefährlich.
Die Derbybilanz ist ausgeglichen. In Traunstein zog Töging mit 0:1 den Kürzeren, gegen den Sportbund (2:1) verließ der FCT den Platz als Sieger.
SB Chiemgau Traunstein
Von der Aufstiegseuphorie getragen, startete der Sportbund Chiemgau Traunstein furios in seine erste Landesliga Saison. Nach dem sechsten Spieltag hatte sich das Team unter der Leitung von Aufstiegstrainer Adam Gawron auf den vierten Tabellenplatz gearbeitet.
Der Übergang von Bezirks- in Landesliga schien spielerisch von der Hand zu gehen, die Euphorie rund um den Jakob-Schaumaier-Park war entsprechend groß.
Ab Mitte August allerdings geriet der SBC in die Abwärtsspirale. Vier Niederlagen setzte es in Serie, Trainer Gawron begann zu wackeln. Ende September wurde der Aufstiegscoach von seinen Aufgaben entbunden.
Abteilungsleiter Rainer Hörgl begründete den Schritt mit "mangelnder Weiterentwicklung". Gawron sprach aber zugleich von einem "zu dünnen" Kader.
Sind die Erwartungen in Traunstein zu hoch? Wurden in Sachen Kaderplanung Fehler gemacht? Welches Potenzial hat der Aufsteiger wirklich?
Anhand der schwankenden Leistungen und der Tatsache, dass der SB erstmals in der Landesliga spielt, fällt es schwer, eine genau sportliche Analyse zu treffen.
Aber genau das muss dem neuen starken Mann an der Seitenlinie schleunigst gelingen. Nach dem fehlgeschlagenen Experiment mit Interimstrainer Ludwig Triffelner, an dessen Ende nur drei Punkte aus vier Spielen standen, hat Traunstein einen neuen Trainer verpflichtet.
Der ehemalige Kolbermoor-Coach Jochen Reil übernimmt den Landesligisten. Am Samstag gibt er zum Rückrundenauftakt sein Debüt. Gegner ist dann ausgerechnet der Tabellenführer aus Deisenhofen.
Der anvisierte Klassenerhalt wird für den gesamten Verein ein Kraftakt. Bis zum Winter müssen sich Reil und Co. so positionieren, dass das rettende Ufer weiter in Reichweite ist.
Noch steht der SBC auf einem Nichtabstiegsplatz, allerdings nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem SB Rosenheim, der im Derby mit 2:0 die Oberhand behielt und auf dem ersten Abstiegsrelegationsplatz lauert.
SB-DJK Rosenheim
Als Absteiger liegt es in der Natur der Sache, dass man in der unteren Klasse von Haus aus als Mitfavorit gehandelt wird. Von diesem Gedanken musste man sich in Rosenheim aber schnell verabschieden.
Nach drei Niederlagen zum Saisonstart war klar, dass der SBR auch in dieser Saison wieder um den Klassenerhalt kämpfen muss. Die desaströse Bilanz nach zehn Spieltagen: Fünf Punkte, direkter Abstiegsplatz.
Die Innstädter standen mit dem Rücken zur Wand, erste Stimmen wurden laut, dass auch in Rosenheim ein Trainerwechsel unvermeidbar sei.
Doch die Grün-Weißen zogen sich in den folgenden Wochen an den eigenen Haaren aus dem tiefsten Sumpf und starteten eine furiose Aufholjagd.
13 Punkte holte der Sportbund aus sieben Spielen. Die Pongratz-Elf hat damit wieder direkten Kontakt zu den Nichtabstiegsplätzen und vermittelte den glaubhaften Eindruck, dass man den Abstiegskampf in dieser Saison angenommen hat. In der Vorsaison verfiel der SBR zu oft in Lethargie und stieg fast wehrlos aus der Bayernliga ab.
Den Schuss hat man rund um das Josef-März-Stadion offensichtlich gehört. Die Tendenz geht in die richtige Richtung, dennoch fällt das Hinrundenfazit überschaubar aus.
Denn der 14. Tabellenplatz spiegelt sicher nicht die Leistungsfähigkeit der Mannschaft von Matthias Pongratz wieder. Der SB-Kader hat Potenzial, wenn er an manchen Stellen auch äußerst dünn daherkommt.
Den Rosenheimern ist zu raten, im Winter auf dem Transfermarkt nachzulegen, dabei aber auf Experimente wie im Vorjahr zu verzichten. Denn der vermeintliche "Coup" mit der Verpflichtung des Ex-Profis Emmanuel Krontiris ist noch in allzu schlechter Erinnerung und sollte Warnung genug sein.