Direkt: Ruhe bewahren, Basis schaffen und dann so richtig durchstarten

Bis vor Kurzem stand Dominic Rekofsky als Kapitän noch selbst auf dem Platz, heute zieht er beim TuS Raubling die Fäden als sportlicher Leiter. Beinschuss Chefredakteur Tobias Ruf hat mit dem 29-Jährigen hinter die Kulissen eines bemerkenswerten Vereins geblickt.
Bis vor Kurzem stand Dominic Rekofsky als Kapitän noch selbst auf dem Platz, heute zieht er beim TuS Raubling die Fäden als sportlicher Leiter. Beinschuss Chefredakteur Tobias Ruf hat mit dem 29-Jährigen hinter die Kulissen eines bemerkenswerten Vereins geblickt.
beinschuss.de: Dominic, freut man sich als sportlicher Leiter genau so auf den Start in die Frühjahrsrunde wie zu aktiven Zeiten?
Dominic Rekofsky: Ehrliche gesagt ja. Ich bin ja noch nicht so lange in meiner neuen Position und damit noch immer nah an der Mannschaft. Die Jungs gehen euphorisch ins neue Fußballjahr, so geht es mir auch.
Was hat sich in der Winterpause in Raubling getan?
Rekofsky: Wir haben in der Winterpause zwei wichtige Spieler verpflichtet, aber auch zwei Spieler verloren. Matthias "Motte" Katozka wollte unbedingt nach Raubling, jetzt hat der Deal endlich hingehauen. Zudem kommt mit Martin Schömer ein vielversprechendes Talent. Mit Martin Kolb verabschiedet sich ein überragender Typ, der den TuS leider aus beruflichen Gründen verlassen musste. Bei Sebastian Huber sieht die Sache etwas anders aus. Sebastian hat sich für einen Wechsel nach Ampfing entschieden. Er hatte seine Gründe.
Was meinst du damit?
Rekofsky: Ich bin felsenfest davon ausgegangen, dass Sebastian die gesamte Saison in Raubling durchzieht. Ich habe mit ihm, wie mit jedem anderen Spieler auch, vor der Saison ein perspektivisches Gespräch geführt. Was unsere Ziele und die des Spielers sind.
Warum ist er letztlich nach Ampfing gewechselt?
Rekofsky: Ampfing hat in gewissen Bereichen mehr Spielraum. Ich denke, damit liegen die Gründe auf der Hand.
Welche Auswirkungen hat der Abgang eures bislang besten Torjägers?
Rekofsky: Wir verlieren einen Stürmer, der zwölf Tore in der Bezirksliga gemacht hat. Das ist natürlich nicht leicht zu kompensieren. Aber mit Motte haben wir einen super Ersatz gefunden, der ein hohes Maß an Qualität mitbringt und zudem ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler ist. Insgesamt sind wir als Team in meinen Augen noch besser aufgestellt als in 2014.
Apropos 2014. Nach einem ordentlichen Saisonstart gab es eine kurze Niederlagenserie. Hattest du Zweifel an deinem eigenen Konzept?
Rekofsky: Zweifel sind immer mit dabei. Wir sind mit einem neuen Konzept und zwei neuen Trainern gestartet zudem hat sich das Personal innerhalb des Vereins geändert. Nach einem solchen Umbruch sind natürlich Zweifel vorhanden, ob der eingeschlagene Weg auch der richtige ist.
Was steckt hinter dem neuen Konzept in Raubling?
Rekofsky: Wir wollen in Raubling jungen Talenten aus der Umgebung die Chance geben, höherklassig zu spielen und am besten so viele Raublinger in den Herrenbereich als möglich integrieren. Wir möchten, dass alle Spieler nach einer Saison sagen können – es war geil, in Raubling zu spielen. Der Traditionsverein TuS Raubling soll eine attraktive Adresse für den Amateurfussball sein und gerne mit positiven Dingen in Verbindung gebracht werden. Bei mir wird jeder Bezirksliga- oder A-Klassenspieler gleich behandelt. Namen interessieren mich nicht, für mich zählt nur das Team. Im Jugendbereich haben wir mit Nicklheim und Großholzhausen fusioniert und die SG Raubling gegründet. Dieser Unterbau soll die Basis für die kommenden Jahre sein.
Wie groß war die Erleichterung, als die neuen Ideen gegriffen haben und Ihr eine beeindruckende Siegesserie hingelegt habt?
Rekofsky: Natürlich riesig. Wir haben uns vorgenommen, im oberen Tabellendrittel mitzuspielen und sind inzwischen auf einem sehr guten Weg.
Beide Teams stehen auf dem sechsten Tabellenplatz. Würdest du das so auch zum Saisonende unterschreiben?
Rekofsky: Was das Bezirksligateam angeht, ja, für die zweite Mannschaft ist mit der sechste Platz zu wenig. Wir müssen hier konstanter werden, da führt kein Weg dran vorbei.
Die beiden Trainer Franz Pritzl und Hasim Gabeljic haben verlängert. Wie wichtig war dieser Schritt?
Rekofsky: Von immenser Bedeutung. Denn neben den beiden Trainern hat auch die Vereinsführung für die kommende Saison zugesagt. Mein Konzept ist auf drei bis fünf Jahre ausgerichtet, dabei spielen die handelnden Personen natürlich eine zentrale Rolle.
Wenn dein Konzept greift, wo steht Ihr in drei bis fünf Jahren?
Rekofsky: Zunächst sollten wir Stabilität gewinnen und Ruhe bewahren. Dann gilt es, sich aus dieser soliden Basis heraus kontinuierlich weiterzuentwickeln und langfristig gesehen eine Liga höher zu spielen.
Gilt dieser Plan für beide Mannschaften?
Rekofsky: Ja natürlich. Nur wenn der Unterbau, bestehend aus zweiter Mannschaft und Jugendabteilung, mitgeht, kann die Qualität in der ersten Mannschaft gehalten werden. Das ist wie bei einer Burg. Der Turm kann noch so stabil und robust sein. Wenn er nicht auf soliden Mauern gebaut wurde, fällt er trotzdem um.
Mit welchen Maßnahmen sollen die anvisierten Ziele erreicht werden?
Rekofsky: Zum einen durch die genannten Entwicklungen im Unterbau, zudem soll die Mannschaft in den kommenden Jahren nur noch punktuell verstärkt werden. Aber nicht mit irgendwelchen Spieler, sondern am besten mit Raublingern, die im ganzen Landkreis verteilt sind. Diese zurückzuholen ist mir ein Anliegen, das ich weiter verfolgen werde. Natürlich werden wir auch versuchen den ein oder anderen Spieler für den TuS begeistern zu können.
Welche Rolle stehst du in diesem Konzept?
Rekofsky: Meine primäre Aufgabe findet im Seniorenbereich statt. Ich stelle in Absprache mit den Trainern und Abteilungsleitern die Mannschaften zusammen und führe zudem die jungen Spieler, die aus der eigenen Jugend kommen, an den Herrenbereich heran.
Wie bist du auf den Posten des sportlichen Leiters gekommen?
Rekofsky: Nach zahlreichen Verletzungen habe ich beschlossen, meine aktive Laufbahn zu beenden. Zu dieser Zeit herrschte in Raubling eine Art Aufbruchsstimmung. Der Verein hat einen Schnitt gemacht und ich bin mit unserem Abteilungsleiter Florian Heller ins Gespräch gekommen. Ich habe ihm meine Ideen vorgetragen und wir sind uns letztlich einig geworden.
Hast du schon als Spieler Strukturen hinterfragt?
Rekofsky: Ich hatte immer meine eigene Meinung und habe Dinge hinterfragt. Als Spieler ist man aber in einer anderen Position, man muss sich letztlich den Anweisungen von oben beugen. Schon damals war mir klar, dass ich nach der sportlichen Karriere einen Posten im Verein übernehmen werde. Ich bin eingefleischter Raublinger, dieser Verein ist eine echte Herzenssache.
Macht die Arbeit Spaß?
Rekofsky: Ja, auch wenn es gelegentlich Gegenwind gibt, bin ich mit Eifer dabei.
Wie sieht dieser Gegenwind aus?
Rekofsky: In Raubling gibt es nur schwarz oder weiß. Gewinnt man und ist man erfolgreich, ist die Euphorie sehr groß. Aber wehe es kommt eine längere Durststrecke daher. Dann ist die Kritik schnell da und auch ziemlich laut.
Wie steuerst du dem entgegen?
Rekofsky: Indem ich an meinem langfristigen Konzept festhalte und den Menschen klarmache, dass der TuS Raubling in Bewegung bleibt. Die Mannschaft wird in der kommenden Saison von einem zusätzlichen Trainer begleitet, der vor allem über den mentalen Bereich kommt. Auch ein Wintertrainingslager ist im kommenden Jahr angedacht, zudem stellt sich der Verein in der Öffentlichkeitsarbeit breiter auf. Wir werden das Team ein Jahr lang mit der Kamera begleiten und daraus dann einen Film machen. Ich habe viele Ideen und viele Pläne und hoffe, dadurch unsere gesteckten Ziele erreichen zu können.
Die vielversprechend klingen und bei deren Umsetzung ich dir viel Erfolg wünsche. Danke für das Gespräch.