"Bei den Starbulls Rosenheim einen Neuanfang starten"
Rosenheim - Eine zumindest örtlich und vereinsmäßig sehr "bewegte" Karriere hat Starbulls-Neuzugang Konstantin Firsanov bisher hingelegt. Er stellte sich den Fragen der OVB-Sportredaktion.
Seit er im August 2002 aus Jekatarinburg (bis 1991 hieß die russische Industrie- und Universitätsstadt Swertlowsk) nach Deutschland kam, übrigens ohne auch nur ein Wort Deutsch zu sprechen, hat er bis heute bei neun verschiedenen Vereinen gespielt. Bei den Starbulls wird Firsanov jetzt zweistellig.
Konstantin Firsanov
Da stellt sich natürlich die Frage nach dem Grund seiner häufigen Wechsel. Ist er wirklich der schwierige Typ, wie behauptet wird? Der erste Eindruck war jedenfalls sehr positiv. Über seine Vergangenheit und seine Ziele sprach Firsanov mit der OVB-Sportredaktion.
Sie haben über 130 DEL-Spiele absolviert, sind mit 28 Jahren im besten Eishockeyalter und spielen jetzt in der Oberliga. Was ist in Ihrer Karriere schiefgelaufen?
Die Frage habe ich erwartet. Jeder macht im Leben Fehler und die habe ich auch gemacht. Andere Spieler haben sich vielleicht sogar mehr Fehler geleistet und sind in ihrer Karriere trotzdem vorangekommen. Bei mir war es nicht so, aber meine Karriere ist noch nicht vorbei. Ich will jetzt nicht mehr zurückblicken, sondern nach vorne schauen.
Über Sie wird gesagt, Sie seien ein schwieriger Typ. Ist das so?
Nein, das glaube ich nicht. Klar habe ich Fehler gemacht, aber bei einigen meiner Stationen wurden auch Verträge bzw. Versprechungen nicht eingehalten und ich wurde mehr oder weniger aus dem Verein gemobbt. Ein Trainer sagte zu mir, er wolle keinen Russen in seiner Mannschaft haben und ab diesem Zeitpunkt hatte ich praktisch keine Chance mehr. Dass man in solchen Situationen vielleicht ein bisschen anders ist oder als schwieriger Typ eingestuft wird, ist, glaube ich, ganz normal.
Es soll auch einmal eine Schlägerei mit einem Mitspieler gegeben haben.
Ja, das stimmt. Er hat angefangen und ich habe mich erfolgreich gewehrt. So ist das nun mal im Eishockey. Ich habe allerdings noch nie angefangen, schon gar nicht einem Mitspieler gegenüber.
Warum spielten Sie diese Saison nicht für einen deutschen, sondern für den slowenischen Verein Jesenice?
Im Sommer hatte ich viele Kontakte, absolvierte Probetrainings und wollte eigentlich in Russland spielen. Dort kann man mehr verdienen als in Deutschland. Aber man hatte mir wieder einmal viel versprochen und nur wenig gehalten. Der Vertrag wurde aufgelöst, ich ging nach Deutschland zurück, doch hier waren zu Beginn der Saison weder in der 2. Liga noch in der Oberliga Plätze frei.
Dann kam das Angebot aus Slowenien...
Genau. Ich fuhr hin, dann hieß es, aufgrund der Krise sei das Geld knapp. Ich spielte trotzdem und erhielt im zweiten Spiel nach einem fairen Check - das haben alle so gesehen - eine Matchstrafe. Der Vorstand war deshalb sauer auf mich und ich wurde ausgemustert. Dann ging es wieder zurück nach Deutschland.
Sie haben auch in Hannover und Bad Nauheim vorgespielt. Warum hat das nicht geklappt? Haben Sie zu hoch gepokert?
Hannovers Trainer Joe West wollte mich verpflichten, aber der Vorstand blockte ab und sagte, für einen zusätzlichen Stürmer sei kein Geld da. In Bad Nauheim trainierte ich fast zwei Monate mit, es war aber klar, dass die Nauheimer kein Geld hatten, um mich zu verpflichten, außerdem wollte mein Berater versuchen, mich doch noch in Russland unterzubringen.
Und dann kam Rosenheim...
Richtig. Ich wusste, dass die Starbulls Spieler suchen. Dann habe ich angefragt und es hat glücklicherweise geklappt.
Wie schätzen Sie Ihr neues Team ein?
Dazu kann ich noch nichts sagen, weil die Zeit zu kurz ist. Und außerdem sind Training und Spiel zwei paar Stiefel. Von der Mannschaft kenne ich Christian Schönmoser, mit dem ich in Nürnberg und Crimmitschau zusammengespielt habe, sowie Nicolas Ackermann, mit dem ich für kurze Zeit in Heilbronn war.
Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
Das sollen andere beurteilen. Ich versuche jedenfalls immer, mein Bestes zu geben, hart zu spielen und mit meinen Mitspielern so gut wie möglich zusammenzuwirken.
Wir lauten Ihre persönlichen Ziele und was wollen Sie mit den Starbulls erreichen?
Mit den Starbulls möchte ich in die 2. Liga aufsteigen, weil ich gehört habe, dass Rosenheim schon längst dort spielen will. Wenn das klappen würde, wäre ich sehr froh, weil ich in meiner Karriere noch keinen Titel gewonnen oder Aufstiege gefeiert habe. Ich selbst würde gerne bis mindestens 35 Jahre auf einem hohen Niveau spielen. Das ist möglich, wenn man auf seinen Körper achtet und das tue ich. Außerdem will ich einfach alles vergessen, was war und hier in Rosenheim einen Neuanfang starten.
Was war Ihr bisher größter Erfolg in Ihrer Eishockeykarriere?
Mein Highlight soll erst noch kommen. Am besten mit Rosenheim.
Interview: Hans-Jürgen Ziegler (Oberbayerisches Volksblatt)