Ewert: "Tipps von Maracle haben geholfen"
Rosenheim - Vom Ersatzmann zur Nummer eins: Timon Ewert muss bei den Starbulls Norm Maracle ersetzen und macht das mit Bravour. Im Interview spricht der 20-Jährige über das Spiel in Bietigheim.
Dienstag, 22 Uhr, im Bietigheimer Eisstadion: Das Zweitligaspiel ist aus, alle Starbulls-Spieler fahren auf ihren Torhüter Timon Ewert zu, gratulieren ihm zu seiner guten Leistung. Die Starbulls freuen sich zusammen mit dem 20-jährigen Maracle-Ersatz über den 7:3-Sieg bei den Bietigheim Steelers. Mittwoch, 2 Uhr, Vaterstetten: Timon Ewert steigt aus dem Rosenheimer Mannschaftsbus aus und fährt nach Hause. Mittwoch, 8 Uhr, Berufsschule München: Ewert drückt die Schulbank und kommt erst um 15.30 Uhr nach Hause. Kurz ausruhen und dann geht es schon wieder zum Training nach Rosenheim. Ein straffes Programm für einen jungen Mann, der wusste, dass er hinter Norm Maracle nur die Nummer zwei ist. Ewert hat damit auch kein Problem und freut sich, dass er bereits drei Punktspiele machen konnte: „Das sind immerhin drei mehr als letzte Saison. Das ist ja schon mal ein großer Fortschritt“, nimmt es Ewert ganz locker, dass er bei Klostersee in einer Saison nur 49 Minuten spielen durfte.
Haben Sie gut geschlafen in der Nacht nach dem Spiel in Bietigheim?
Erst hab ich gar nicht einschlafen können, weil ich so aufgedreht war, aber dann habe ich kurz, aber gut geschlafen.
Stimmt es, dass Sie vor dem Spiel sehr nervös gewesen sind?
Nervös war ich, aber sehr nervös weiß ich nicht. Vielleicht hab ich so gewirkt. Ich glaube, dass jeder Spieler vor dem ersten Bully leicht nervös und angespannt ist - auch Norm.
Wann haben Sie gewusst, dass das Spiel heute läuft und dass Ihre eigene Leistung gut ist? Gab es da eine Schlüsselszene?
Die Schlüsselszene für mich war, als die gegnerischen Fans nach guten Paraden angefangen hatten, auf mich zu schimpfen. Und beim 5:3 wusste ich, dass die Partie für uns gelaufen ist, dass nichts mehr anbrennt.
Sie trainieren fast täglich mit Norm Maracle. Was lernen Sie von ihm?
Ich schaue mir bei ihm vor allem das Stellungsspiel ab. Hier gibt er mir unglaublich viele Tipps, was ich da anders machen kann, weil ich ja auch viel größer bin als er.
Hat er Ihnen vor dem Spiel in Bietigheim spezielle Tipps gegeben?
In Heilbronn habe ich einige Tore durch abgefälschte Schüsse kassiert und da habe ich ihn gefragt, was ich anders machen soll. Er sagte, ich soll noch einen Schritt weiter rausfahren. Ich hab's gemacht und es hat funktioniert, auch wenn ich mich nicht sonderlich wohl dabei gefühlt habe.
In den verschiedenen Foren wurde an Ihrer Zweitliga-Tauglichkeit gezweifelt. Haben Sie Ihre Kritiker jetzt überzeugt?
Das kann ich nicht sagen, ich weiß nicht, wie die jetzt nach dem Sieg über mich denken. Ich weiß aber auch: Wenn man verliert, ist man der Buhmann, wenn man gewinnt, ist man der Held. So sind die Fans, aber was bei uns in Rosenheim abläuft, ist harmlos gegen die Eishockey-Foren in München. Da wird einem ganz schlecht beim Lesen.
Gestern kam Marek Mastic in Rosenheim an. Stehen Sie am Freitag gegen Kaufbeuren trotzdem im Starbulls-Tor?
Ich hoffe natürlich, dass ich im Tor stehe, aber der Trainer hat noch nichts zu mir gesagt. Er entscheidet, aber ich würde mich natürlich freuen, wenn ich spielen darf.
Interview: Hans-Jürgen Ziegler (Oberbayerisches Volksblatt)