Alaba vermeidet "C-Wort" - und muss sich umstellen

München - David Alaba steht bei dem Spiel seiner Österreicher in München besonders im Fokus. Der Youngster vermeidet das "C-Wort" - und muss sich umstellen. Was die Position angeht und bei einem Detail.
Nein, das „C-Wort“ nimmt David Alaba nicht in den Mund. Cordoba - der Name der zweitgrößten Stadt Argentiniens steht auch 35 Jahre nach dem Sieg der österreichischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 1978 gegen Deutschland (3:2) noch als Synonym für die Sehnsucht des kleinen Nachbarn nach verlorener Größe. Die neue österreichische Fußball-Generation um Alaba aber kann damit nichts mehr anfangen. Alaba, Jahrgang 1992, würde „Cordoba“ 1978 am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) am liebsten durch „München“ 2013 ersetzen.
„Wir haben bereits bewiesen, dass wir den Großen wehtun können. Verstecken brauchen wir uns sicher nicht“, sagt der Profi von Bayern München vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die deutsche Elf. Alaba erwartet „ein geiles“ Spiel in seiner Stadt, in seinem Stadion. „Sie haben es zuletzt sehr schwer gehabt gegen uns, das vergessen sie nicht.“ Zumindest beim letzten Duell am 11. September 2012 in Wien (1:2) brachte Österreich das DFB-Team in arge Bedrängnis - und das, obwohl Alaba, der beste „Ösi“, fehlte.
Diesmal kann und soll der 21-Jährige mithelfen, den ersten Sieg in Deutschland seit 1931 (6:0 in Berlin) zu erringen. „Wir sind kein Schlachtopfer“, sagt Trainer Marcel Koller, dessen Mannschaft in der Qualifikationsgruppe C punktgleich mit Schweden und Irland auf Rang zwei liegt.
Der Boulevard träumt bereits von einer Neuauflage des „Wunders“ von 1978. Die Kronen-Zeitung druckte einen „Cordobart“, wie ihn der damalige „Goleador“ Hans Krankl trug, für die Fans. Das Massenblatt schrieb über das Duell auch, es sei „ein Spiel zwischen Freunden im vereinigten Europa. Und trotzdem etwas mehr...“
Für eine Sensation gegen die Deutschen, betont Koller, „braucht man alles“. Alles heißt: Leidenschaft, Mut zum Risiko - und Alaba.
Der ist trotz seiner Jugend bereits der Star in Österreichs Fußball. Schon mehrfach zierte das gefragte Werbe-Gesicht die Cover von Sportmagazin und Sportwoche, und in den Tageszeitungen ist Alaba Dauer-Thema. Dabei kommt seine fußballerische Klasse ebenso an wie seine offene, aber bescheiden-bodenständige Art, die er hie und da mit einer guten Portion Wiener Schmäh würzt. Als bei der Presserunde am Dienstag das Handy von Verbandsboss Leo Windtner klingelte, sagte „Schatzmeister“ Alaba schmunzelnd: „Das kostet, Herr Präsident.“
Der streng gläubige Christ Alaba, sagt der frühere Nationalcoach Didi Constantini, könne aber „schon auch ein Strizzi sein“. Also ein Hallodri. Constantini, der Alaba im Alter von 17 Jahren zum Debüt im ÖFB-Dress verhalf, berichtet von einer „blöden G“schicht„, die sich der Jungstar einst mit Kumpel Marko Arnautovic im Vorfeld eines Länderspiels geleistet haben soll. Ins Detail will er nicht gehen. Alaba stand damals aber angeblich kurz vor dem Rauswurf. Constantini ließ Gnade walten - und Alaba dankte es ihm mit Leistung.
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"Er kann ein Weltstar werden. Das Zeug dazu hat er“, sagt Koller über Alaba. Andreas Herzog, früherer U21-Trainer der Österreicher, ergänzt: „Ich sehe international keinen besseren Linksverteidiger.“ Bei Koller spielt Alaba indes auf der „Sechs“. Seine Qualitäten wie Übersicht und Spielintelligenz werden da noch offensichtlicher. In Sachen Aggressivität muss er sich zumindest gegen Deutschland etwas zurücknehmen - Alaba ist einer von sieben Spielern, die bei einer Gelben Karte für das Duell mit Irland am kommenden Dienstag gesperrt wären. „Ich versuche, frei ins Spiel zu gehen“, sagt er.
Groß umstellen müsse er sich jedoch nicht, höchstens in einer Sache. „Ich muss statt rechts nun links in die Kabine gehen.“ Nach dem Spiel will er dann - wie gewohnt - vor einer rot-weißen Kurve jubeln. Über ein neues „Cordoba“?
sid