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München - Nach der ärgerlichen Nullnummer gegen den 1. FC Köln verließ Louis van Gaal mit enttäuschter Miene den Platz, bei der traditionellen Wiesn-Feier des Clubs am Sonntag hatte der Trainer das Lachen wieder gefunden.
In rot-weiß kariertem Trachtenhemd und brauner Lederhose präsentierte sich van Gaal trotz großen Rückstands in der Bundesliga-Tabelle bei seinem Antrittsbesuch auf dem weltgrößten Volksfest guter Laune und konnte sogar über ein kleines Missgeschick schmunzeln. Auf dem Weg ins Promi-Zelt Käfer geriet der 58-Jährige auf dem Treppenaufgang ins Stolpern, konnte sich aber noch galant abfangen. Das war der Mannschaft beim Ausrutscher gegen die Rheinländer und dem 0:0 am Vortag nicht gelungen.
Die Bilder vom Oktoberfest-Besuch
Der FC Bayern auf dem Oktoberfest




“Noch sind wir sehr früh in der Saison und es ist noch alles möglich, aber der Rückstand ist schon gewaltig und es wird immer schwieriger“, mahnte Münchens Kapitän Philipp Lahm. Dreimal in Folge blieb der im Liga-Mittelfeld mit acht Punkten Rückstand auf die Spitze stagnierende Fußball-Rekordmeister FC Bayern ohne eigenen Treffer.
Der Millionen-Sturm des FC Bayern trifft das Tor nicht mehr - und ohne Tore wird es am Ende wieder ein titelloses Jahr. Ausgerechnet der Ex-Münchner Lukas Podolski und dessen Geißbock-Elf bescherten den Münchnern mit dem 0:0 schon vor dem Wiesn-Besuch Katerstimmung. “Man muss in einem Heimspiel ein Tor machen. Es ist einfach - in Bayern würde man sagen - zum Kotzen“, ärgerte sich Bastian Schweinsteiger, der mit Modell-Freundin bei strahlendem Sonnenschein auf die Wiesn kam.
0:1 in Hamburg, 0:0 gegen Juventus Turin, 0:0 gegen Köln: Das Münchner Spiel hat in der Spitze derzeit keine Durchschlagskraft; oder haben Mario Gomez & Co. das Toreschießen verlernt? “Die Aggressivität im 16-Meter-Raum fehlte, wir haben nicht so viele hundertprozentige Chancen kreiert“, analysierte van Gaal. Wenigstens die neue Tracht (“Ich habe einen Körper wie ein Gott. Die Lederhose passt mir und ich habe auch einen Bauch“) gefiel dem Niederländer, den Gattin Truus im züchtigen Dirndl begleitete.
Nicht dabei war am Sonntag der angeschlagene Franck Ribéry, der gegen Köln wegen neuerlicher Knie-Probleme zur Pause rausmusste. Obwohl er angeschlagen ist, durfte der Franzose zu seiner Nationalelf reisen. Dort soll er sich zunächst der Regeneration widmen. Sollte der Mittelfeldstar länger ausfallen, dürfte das die Bayern schwer treffen. Denn ohne Ribéry und den operierten Arjen Robben fehlt Kreativität. Zwölf Punkte nach acht Spieltagen lautet wie vor einem Jahr unter Jürgen Klinsmann die magere Bayern-Bilanz, die bei Miroslav Klose die Oktoberfeststimmung trübte. “Wir versuchen es zu genießen, aber wenn man die Stimmung so sieht, sieht man, dass jeder auch enttäuscht ist“, sagte Klose am Sonntag.
Ohne die beiden Künstler Ribéry und Robben fanden die ideenlosen Bayern gegen den nur aufs Verteidigen beschränkten Gast kein Mittel. Die Statistiker zählten 16:4 Torschüsse, 9:0 Ecken, 29:3 Flanken und 65 zu 35 Prozent Ballbesitz. Die Fans vermissten schlicht und einfach Tore, was sie mit Pfiffen quittierten. “Wir haben sehr gut kontrolliert gespielt, aber das sieht das Publikum nicht. Sie wollen Tore haben und sie haben recht“, räumte van Gaal ein.
Tore bringen derzeit weder der seit März auf einen Liga-Treffer wartende Klose noch der verunsicherte Gomez zustande. “Wenn wir hinten Tore bekommen, ist nicht nur die Abwehr schuld und bei den Stürmern ist es nicht anders“, sagte Gomez. Und auf der Gegenseite strahlte auch Podolski keine Torgefahr aus. Ivica Olic war beim Bayern-Remis nur Kurzzeitjoker, Luca Toni nicht mal im Kader - damit dürfte er aber ohne eigenes Zutun gepunktet haben.
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Zwei Lattentreffer verbuchten die Münchner, keine wirkliche Torchance die von ihren Fans wie an Karneval gefeierten Kölner. Podolski und die Seinen waren dicke zufrieden. “Klar ist das nicht schön anzusehen. Ich denke, so sieht der Fußball nicht aus, aber für uns geht es um jeden Punkt und um den Abstiegskampf und da gehören solche Punkte dazu“, frohlockte der ehemalige Bayern-Profi, der Verständnis für den Frust der Ex-Kollegen hatte. “Wir haben gut gestanden und keine Fehler gemacht. Klar, dass man als Spieler des FC Bayern auch enttäuscht ist.“
dpa