Boateng-Schock: Holt Pep jetzt Weltmeister Mustafi?

München - Die Verletzung von Bayerns Innenverteidiger Jerome Boateng ist wohl doch langwieriger und schlimmer, als zunächst angenommen wurde. Das sind Peps Alternativen:
57 Minuten sind im Hamburger Volksparkstadion gespielt, als Jerome Boateng in ein folgenschweres Sliding-Tackling an der eigenen Torauslinie gleitet. Keine zwei Sekunden später signalisiert Bayerns Innenverteidiger in Richtung Bank: Auswechseln! Die Zeitlupe zeigt eine deutliche Überdehnung seines linken Oberschenkels. Wenige Stunden später die Schock-Diagnose: Muskelbündelriss und Adduktorenabriss im linken Adduktoren-Bereich. Die bayerische Abwehr-Wand wird wohl mindestens bis Mitte April ausfallen - ein schwerer Schlag für Pep und Jogi!
Während Bundestrainer Joachim Löw aber wohl ziemlich sicher mit Boateng in seinem EM-Aufgebot rechnen kann, stellt der Verlust seines bislang wichtigsten und solidesten Innenverteidigers Bayern-Coach Pep Guardiola vor ein ernsthaftes Personalproblem. Gerade im Hinblick auf das Champions-League Achtelfinale gegen Juventus Turin (23. Februar) und deren bärenstarken Offensive um Super-Techniker Paul Pogba, schmerzt Boatengs Ausfall sehr. Aber selbst ein mögliches Viertelfinale dürfte für den Nationalspieler noch zu früh kommen. "Wir haben ein Problem", seufzte Guardiola direkt nach dem Hamburg-Spiel.
Mustafi oder Hummels: Greift Bayern zum Not-Transfer?
Fakt ist: Keiner der aktuellen Verteidiger im Kader des Rekordmeisters kann einen Jerome Boateng in seiner derzeitigen Form eins zu eins ersetzen. Aber will und muss Guardiola tatsächlich nochmal auf dem Tranfermarkt zuschlagen? Nach einem Bericht des Sportfernsehsenders Sky Sport News HD auf seiner Facebookseite, "prüft der FC Bayern, ob ein Transfer von Shkodran Mustafi an die Isar möglich ist." Weltmeister Mustafi (23) dürfte im Falle eines Wechsels jedoch nicht in der Champions-League spielen. Ein Aspekt, der wohl eher gegen einen kostspieligen Schnellschuss vor Transferschluss spricht. Auch Mustafis Berater Berater Ali Bulut erklärt am Sonntag auf Anfrage der tz: "Bis jetzt hat noch keiner mit mir besprochen. Wenn sie Interesse haben, man kennt sich ja auch, dann wird man sicherlich miteinander sprechen."
Ansonsten sind Weltklasse-Innenverteidiger, die international spielberechtigt wären, eher rar gesät. Neben Mustafi wabert momentan nur noch der Name Mats Hummels durch die Gerüchteküche. Felix Magath hatte am Sonntag einen Wechsel des Dortmunders (Europa-League) im Sport1 Doppelpass ins Gespräch gebracht.
Interne Lösung am wahrscheinlichsten!
So schmerzhaft der Boateng-Ausfall auch ist, Bayern hat die beste Ersatzlösung eigentlich im eigenen Kader! Holger Badstuber befindet sich auf dem bestem Weg zu alter Formstärke, stand in Hamburg bereits wieder in der Startelf. Javi Martínez ist unter Guardiola ohnehin nur für die Innenverteidigung vorgesehen und hat die letzten fünf Bundesligaspiele 2015 jeweils durchgespielt. Kommen in absehbarer Zeit dann auch noch die verletzten Rafinha und der sehr verletzungsanfällige Mehdi Benatia zurück, hat Pep mehrere Möglichkeiten seine Dreier-, oder Viererkette zu besetzen. Selbst Xabi Alonso und David Alaba haben unter Guardiola bereits im Abwehrzentrum ihren Dienst getan und könnten zur Not auch einspringen.
Kritik an Peps Trainingsmethoden berechtigt?
Boatengs Verletzung ist die mittlerweile siebte Muskelverletzung, die der FC Bayern in dieser Saison beklagen muss. Ribéry, Bernat, Götze und Benatia laborieren bis heute an verschiedenen Sehnen-Aus-, und Abrissen. Badstuber und Robben hatte es in der Hinrunde muskulär erwischt. Die drei Ärzte, zehn Physiotherapeuten sowie Reha- und Athletiktrainer haben in dieser Spielzeit alle Hände voll zu tun. Doch warum erwischt es gerade die Bayern-Profis so häufig?
Einige "Experten" hatten bereits in der Wintervorbereitung in Katar, die angeblich zu laschen Trainingsmethoden des Spaniers kritisiert. Nicht intensiv genug seien die Einheiten gewesen und nur ein Freundschaftsspiel gegen den KSC sei auch viel zu wenig für praxisnahe Wettkampfvorbereitung. Dabei waren die Hälfte der Einheiten nicht öffentlich einsehbar und der Terminkalender der Nationalspieler 2015 sowieso prall gefüllt. Zudem habe Guardiola einige Spiler nach Verletzungen viel zu früh und gegen den Rat der Ärzte wieder eingesetzt. Selbst der härtere Hybrid-Rasen auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße wurde als Ursache ausgemacht.
Die einstigen Loblieder auf den katalanischen Welttrainer sind in München jedenfalls definitiv verstummt. Egal ob er an der Verletzungsserie Mitschuld trägt oder nicht, am Ende wird er ohnehin nur am Triple gemessen werden.
bj