Gelsenkirchen - "Schade und enttäuschend": Schalkes Sportvorstand Horst Heldt hat den Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld attackiert.
Kevin-Prince Boateng hat am Dienstag ohne Beeinträchtigungen mit der Mannschaft des FC Schalke 04 trainiert und damit neue Zweifel an seinem Fitnesszustand zerstreut. Tags zuvor war der Mittelfeldstar des Fußball-Bundesligisten nochmals nach München gereist, um mit dem Physiotherapeuten Ralph Frank weiter an seiner Körperstatik zu arbeiten. „Die Woche Training wird mir gut tun. Ich will am Samstag in Berlin 90 Minuten spielen“, sagte Boateng, der beim 1:3 gegen Borussia Dortmund noch konditionellen Rückstand aufgewiesen hatte.
Am Dienstag vermittelte der Nationalspieler Ghanas aber nicht den Eindruck, als habe er irgendwelche Schmerzen, zog unter Leitung von Trainer Jens Keller voll mit. „Man konnte sehen, dass er in die Zweikämpfe geht. Er ist topfit“, urteilte Teamkollege Roman Neustädter anschließend.
Nicht beim Vormittagstraining war Jungstar Max Meyer, Sead Kolasinac musste die Einheit nach einem Pferdekuss abbrechen. „Meyer hat einen Schnupfen, ist am Mittwoch wieder dabei. Und Kolasinac wird mit Massagen behandelt. Der Einsatz der Beiden bei Hertha BSC ist nicht in Gefahr“, sagte ein Clubsprecher am Dienstag auf dpa-Anfrage.
Ungeachtet dessen gingen die Irritationen um das Ausmaß von Boatengs Knieschaden weiter. Manager Horst Heldt ist sauer auf den Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld. „Ich weiß nicht, was Ottmar Hitzfeld aus der Ferne dazu bewegt, so etwas zu behaupten. Das ist schade und enttäuschend“, sagte Heldt der „Bild“ (Dienstag). Es sei „nicht nachvollziehbar, dass er über Dinge spricht, die er nicht beurteilen kann“.
Hitzfeld hatte am Sonntag in der TV-Sendung „Sky 90“ alten Gerüchten neue Nahrung gegeben, wonach die Knappen den 26-Jährigen zu Saisonbeginn vom AC Mailand lediglich verpflichten konnten, weil die Italiener den Profi wegen dessen Knieproblemen loswerden wollten. Nur deshalb hätte Schalke den Profi für die vergleichsweise günstige Ablöse von rund zehn Millionen Euro bekommen.
Dagegen spricht allerdings, dass Boateng in der vorigen Spielzeit der Serie A fast alle Spiele für Milan bestritten hatte. Wegen seines Beckenschiefstandes bekam der 26-Jährige bereits in der Länderspielpause Einlagen angepasst, wodurch sein linkes Problem-Knie langfristig weiter entlastet werden soll. Laut Heldt hat die Therapie bei Boateng „gut angeschlagen“.
dpa
Ottmar Hitzfelds Trainerkarriere in Bildern Sehen Sie hier die besten Bilder aus der Trainerkarriere des Weltpokalsiegers 2001 - Champions-League-Siegers 1997, 2001 - Deutschen Meister von 1995, 1996, 1999, 2000, 2001, 2003, 2008 - DFB-Pokalsieger 2000, 2003, 2008 - Ligapokalsieger 1998, 1999, 2000, 2007 - Schweizer Meisters 1990, 1991 - Schweizer Pokalsieger 1985, 1989, 1990 - DFB-Supercupsieger 1995, 1996 und Schweizer Supercupsieger 1989. © dpa Nachdem er für den VfB Stuttgart in den 70er Jahren 22 Bundesliga-Spiele absolviert hatte, übte sich Hitzeld zunächst in der Schweiz als Trainer, um dann 1991 in die Bundesliga zu Borussia Dortmund zu wechseln. © dpa Bei der Borussia prägte er eine Ära. Bis 1997 verwandelte er die Schwarz-Gelben von einer mittelmäßigen Bundesliga-Mannschaft in ein europäisches Top-Team. Nach den beiden Deutschen Meisterschaften 1995 und 1996 folgte 1997 der ganz große Streich: Der Gewinn der Champions League (3:1 gegen Juventus Turin), und das ausgerechnet im Münchner Olympiastadion. © dpa Dort sollte Hitzfeld in den kommenden Jahren noch viele weitere Erfolge feiern. Doch zunächst zog er sich bei Borussia Dortmund in die zweite Reihe zurück und fungierte ein Jahr lang als Berater. © dpa hitzfeld4 1998 war Hitzfelds Zeit bei Borussia Dortmund abgelaufen. Die Bayern sicherten sich die Dienste des Erfolgstrainers - wohl eine der besten Entscheidungen der Vereinsgeschichte. © dpa hitzfeld5 Hitzfeld brauchte weder lange, um sich vom Dortmunder DAB-Pils auf Münchner Weißbier umzustellen, noch um die erfolgsorientierte Vereinsphilosophie der Bayern zu verinnerlichen. © dpa hitzfeld55 Dazu gab's noch ein paar ins Ohr geflüsterte Tipps von Kaiser Franz - da konnte ja gar nichts schiefegehen. © dpa hitzfeld6 Aus Dortmund brachte Hitzfeld auch seinen treuen Assistenten Michael Henke mit, der ihm in den folgenden Jahren zuverlässig zur Seite stehen sollte. © dpa hitzfeld7 Hitzfelds natürliche Autorität vereinfachte ihm auch die Arbeit mit Charakterköpfen wie Lothar Matthäus oder auch Stefan Effenberg und Oliver Kahn. © dpa hitzfeld8 Bereits im ersten Jahr begann Hitzfeld mit seiner beeindruckenden Titelsammlung bei den Bayern: Die Deutsche Meisterschaft wurde souverän mit 15 Punkten Vorsprung gewonnen. © dpa hitzfeld9 Doch bereits in seiner ersten Saison gab es auch einen absoluten Tiefschlag: Die legendäre 1:2-Niederlage im Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United. Doch der Frust ging vorüber - und der Bayern-Coach gestärkt aus der Pleite hervor. © dpa hitzfeld10 Was man am besten tut, um schmerzliche Niederlagen zu vergessen? Genau, einfach weitere Titel gewinnen. So geschehen im Jahr 2000 mit dem dramatischen Schlussspurt im Kampf umd ie Deutsche Meisterschaft, als Bayer Leverkusen am letzten Spieltag noch abgefangen wurde. © dpa hitzfeld11 Hitzfeld beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus im Jahr 2000. © dpa hitzfeld12 Auf die faule Haut legen, das gibt es bei Ottmar Hitzfeld nicht. Der Asket gibt für den Erfolg Alles. Wenn es bei den Bayern mal nicht so gut lief, war das Hitzfeld immer sofort anzusehen. Doch dieses graue, fahle Gesicht trat insgesamt nur selten zum Vorschein. Vor allem nicht... © dpa hitzfeld13 In diesem wunderbaren Jahr 2001, als die Bayern nahezu alles gewannen, was es zu gewinnen gab. Zunächst diese verrückte Deutsche Meisterschaft, als Patrick Anderssons 1:1-Ausgleichstreffer gegen den HSV in der Nachspielzeit den an Schalke verloren geglaubten Titel doch noch möglich machte. Wer erinnert sich dabei nicht an Hitzfelds ausgelassenen Jubel an der Seitenlinie? © dpa hitzfeld14 Vier Tage später dann der ganz große Coup: Der Champions-League-Sieg in Mailand gegen den FC Valencia. © dpa hitzfeld15 Hitzfeld gewann zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren die Champions League - und wurde bei der Rückkehr nach München von den Fans minutenlang mit Sprechchören gefeiert. © dpa hitzfeld16 Das Jahr 2001 endete, wie sollte es anders sein, ebenfalls mit einem Titelgewinn: In Tokio sicherten sich Hitzfelds Bayern zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte den Weltpokal. © dpa hitzfeld17 Im Jahr drauf gab's für einen sich im Umbruch befindenden FC Bayern dann nicht viel mehr als ein Glas Weißbier beim offiziellen Presse-Termin. Der erfolgsverwöhnte Ottmar Hitzfeld musste am Saisonende mit Platz 3 Vorlieb nehmen. © dpa hitzfeld18 Das Ende einer Ära war aber noch immer nicht erreicht. Hitzfeld schaffte es, die Kräfte zu bündeln und führte einen runderneuerten FC Bayern 2003 zum Gewinn der 18. Deutschen Meisterschaft. Hitzfeld hatte seine Arbeit getan und das sportliche Feld bereitet, er selbst war aber 2004 nach sechs Jahren FC Bayern auf absolutem Top-Niveau ausgelaugt. © dpa hitzfeld19 Den Bayern-Fans fiel der Abschied ihres Helden im Sommer 2004 ebensowenig leicht... © dpa hitzfeld20 ... wie Hitzfeld selbst. Gemeinsam mit Co-Trainer Michael Henke sagte Hitzfeld "Servus", und kaum ein Fan hielt es für möglich, dass es je ein Wiedersehen mit ihm auf der Trainerbank der Bayern geben würde. © dpa hitzfeld21 "Ich möchte gesund aufhören", sagte Hitzfeld damals, als ihm die Strapazen des Jobs deutlich ins Gesicht geschrieben standen. © dpa hitzfeld22 Hitzfeld tauschte die Trainingsplatz mit dem Fernsehstudio und arbeitete fortan für "Premiere" als ausgezeichneter Analytiker und Experte. © dpa hitzfeld23 Im Februar 2007 dann das sensationelle Comeback: Nach Felix Magaths Entlassung zauberte Uli Hoeneß plötzlich den Magath-Vorgänger als dessen Nachfolger aus dem Hut. © dpa hitzfeld24 Der Überraschungseffekt verpuffte jedoch gleich im ersten Spiel, als die Bayern beim 1. FC Nürnberg mit 0:3 untergingen. © dpa hitzfeld25 Hitzfeld konnte das Ruder in der kurzen Zeit bis Saisonende nicht mehr umreißen, und so landeten die Bayern fernab der Champions-League-Qualifikation auf einem enttäuschenden 4. Platz. © dpa hitzfeld26 Im Winter 2007 gab Hitzfeld dann seinen endgültigen Abschied von den Bayern und vom Vereinsfußball bekannt. © dpa hitzfeld27 Hitzfeld unterzeichnete einen ab Sommer 2008 gültigen Vertrag als Schweizer Nationaltrainer. Ziel: Die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika. © dpa hitzfeld28 Es folgte ein halbes Jahr voller Glanz und Gloria, in dem Hitzfeld seine famos aufspielenden Bayern noch einmal zum Double-Gewinn führte. Es folgte der 17. Mai 2008, 34. Spieltag der 45. Bundesliga-Saison und wohl einer der emotionalsten Momente, den die Allianz Arena in ihrer jungen Geschichte erlebte hat: Hitzfelds zweiter und endgültiger Abschied vom FC Bayern. © dpa hitzfeld29 Ergreifende Szenen spielten sich ab. Hitzfeld konnte seine Tränen unter minutenlangen Standing-Ovations nicht zurückhalten und berührte damit sogar Nicht-Bayern-Fans. "Das waren Tränen des Glücks" kommentierte der Umjubelte damals. © dpa hitzfeld30 “Fußball ist mein Leben, meine Leidenschaft, ich habe ihm viel zu verdanken“, sagt Hitzfeld. Ruhm, Ansehen, Freundschaften und sagenhafte 25 Titel als Trainer. © dpa hitzfeld31 Ein letzter Gruß in die Bayern-Kurve... © dpa hitzfeld32 ... ein letzter Handschlag mit Keeper Oliver Kahn... © dpa hitzfeld33 ... ein letztes Mal posieren mit den Pokalen... © dpa hitzfeld34 ... ein letztes Mal mit dem Autokorso durch München, dann war Hitzfelds Trainer-Karriere bei den Bayern endgültig zu Ende. Seine Bilanz: fünf Meisterschaften, drei DFB-Pokalsiege sowie 2001 der Gewinn von Champions League und Weltpokal. © dpa hitzfeld35 Seit Sommer 2008 lebt Hitzfeld wieder in seiner Heimatstadt Lörrach nahe der Schweizer Grenze und steht der Schweizer "Nati" als Coach vor. Viel ruhiger ist Hitzfelds Leben aber dennoch nicht geworden: Werbepartner, Fernseh-Experte bei “Premiere“, Vorträge, sein Terminkalender ist weiterhin gut gefüllt - neben den 10 bis 15 Länderspielen im Jahr. Dieses Jahr ist Hitzfeld 60 Jahre alt geworden. Und noch immer nicht aus dem Fußballzirkus wegzudenken. © dpa