Katar-WM-Verteidiger: Schweinsteiger springt Ex-Boss Hoeneß bei - „Auch mal eine Chance geben“
Der FC Bayern tut sich weiter als Verteidiger des umstrittenen WM-Gastgebers Katar hervor. Jetzt fordert Vereinsikone Bastian Schweinsteiger eine Chance für das Emirat.
München/Doha - Katar. Das sind gigantische Bauten. Das sind spektakuläre Hotels. Das sind aber auch Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Ausbeutung von Gastarbeitern. So kritisieren es zumindest etliche Menschenrechtsorganisationen seit Jahren. In einem Bericht von Amnesty International aus dem Dezember 2021 heißt es zum Beispiel zu den Gastarbeitern für die WM-Baustellen: „15.021 Nicht-Katarer sind zwischen 2010 und 2019 gestorben – in allen Altersgruppen, aus allen Gründen und in allen Berufen.“
Fußball-WM 2022: FC Bayern verteidigt umstrittenen Gastgeber Katar
Doch: Der FC Bayern hält unentwegt zu seinem Partner, von dem die Münchner laut Sport Bild für ein Ärmel-Sponsoring auf den Trikots zwischen 2018 und 2023 rund 100 Millionen Euro bekommen. Zwischen dem 20. November und dem 18. Dezember wird Katar nun die Fußball-WM 2022 austragen, trotz vieler Berichte über mutmaßliche Menschenrechtsverletzungen beim Bau von Stadien und Infrastruktur für die Fußball-WM 2022. Und die Bayern beweisen sich im Vorfeld als strikter Verteidiger des Emirats.
Kürzlich sah sich Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß bemüßigt, dafür eigens im bekannten Fußball-Talk „Doppelpass“ bei Sport1 anzurufen. Mitten in der Live-Sendung. Es war nicht das erste Mal. Damit nicht genug: Jetzt sprang Weltmeister und Vereinsikone Bastian Schweinsteiger seinem früheren Boss bei und verteidigte den WM-Gastgeber.
So eine WM gab es noch nie, darum können wir uns ein Urteil erst nach dem Turnier erlauben.
FC Bayern: Auch Bastian Schweinsteiger wirbt für WM-Gastgeber Katar
„Für eine finale Aussage ist es jetzt noch zu früh. So eine WM gab es noch nie, darum können wir uns ein Urteil erst nach dem Turnier erlauben. Für uns findet die WM zum ersten Mal in den kälteren Monaten statt, ich glaube aber trotzdem, dass ganz viele Menschen die WM schauen werden“, sagte der 38-jährige Oberbayer im Gespräch mit Sport1: „Für die Argentinier zum Beispiel ist es zum ersten Mal eine WM im Sommer, dort wird es etwas ganz Neues sein.“ Zur Einordnung: Weil das südamerikanische Land auf der Südhalbkugel liegt, sind der Dezember, Januar und Februar dort tatsächlich der Sommer. Schweinsteiger argumentierte weiter.
„Bei der Vergabe hätte man eventuell noch darüber sprechen können, ob man es gut findet oder nicht. Aber jetzt ist es zu spät und die WM wird in Katar ausgetragen“, meinte der einstige Nationalspieler, der bei der Heim-WM 2006 und 2010 in Südafrika mit Deutschland jeweils Dritter wurde, ehe er mit dem DFB-Team 2014 in Brasilien den WM-Pokal hochstrecken durfte. „Ich bin kein Freund davon, zu sagen, dass alles schlecht ist. Man muss Katar auch mal eine Chance geben“, erklärte der langjährige Bayern-Spieler (1998 bis 2015), der nahe Rosenheim geboren wurde.
Im Video: Nach „Doppelpass“-Anruf - Protestaktion der Bayern-Ultras gegen Uli Hoeneß
„Der Sportler und die Medien können auf Dinge aufmerksam machen, aber der Sportler konzentriert sich auf den Sport. Wenn ich Bundeskanzler Olaf Scholz gehört habe, dass sich die Bedingungen in Katar verbessert haben, dann vertraue ich auf seine Worte“, sagte er weiter: „Natürlich muss man aber Dinge, die nicht gut sind, auch scharf kritisieren. Das ist ganz wichtig. Ich persönlich freue mich auf die WM, auf ein Fußballfest mit einer sehr guten Nationalmannschaft.“ Diese startet am 23. November (14 Uhr MEZ) in ein Turnier, das wegen der dortigen Menschenrechtslage besonders im Fokus steht.
WM-Gastgeber Katar: Bayerns Uli Hoeneß ruft extra im „Doppelpass“ an
Jüngst hatte Schweinsteigers Ex-Boss Hoeneß im „Doppelpass“ behauptet: „Die WM und das Engagement des FC Bayern und auch andere Sportaktivitäten werden dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen in Katar besser werden. Es wird nur über Katar gesprochen, nicht über Dubai, Kuwait und so weiter. Das einzige Land, in dem es besser wird, ist Katar.“
Der 70-jährige Schwabe verwies auch auf eine angebliche wirtschaftliche Abhängigkeit der Bundesrepublik von der Monarchie. „Katar ist Anteilseigner zum Beispiel von VW und der Deutschen Bank. Der Bundeskanzler bittet in Katar um Öl und Gas. Da geht es um unser Land“, sagte er in gewohnt hemdsärmeliger Wortwahl: „Sonst könnten wir nur noch mit 17 Prozent der Welt Geschäfte machen. Wir Deutsche müssen aufpassen, dass wir uns nicht isolieren.“ (pm)