München - Tristesse statt Befreiung - Louis van Gaal und der FC Bayern haben gegen Bayer Leverkusen mit Rückkehrer Jupp Heynckes die nächste Enttäuschung erlebt.
Den Fans reicht's: Beim Gang in die Südkurve ernteten die Bayern-Profis nur noch wütende Pfiffe der erbosten Anhänger. Nach dem ungenügenden 1:1 (1:1) gegen Bayer Leverkusen mit Rückkehrer Jupp Heynckes hinken die Münchner mit dem in immer größere Bedrängnis geratenden Trainer Louis van Gaal dem Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga weiterhin mit sechs Punkten hinterher.
"Keiner von uns ist zufrieden, wir wollten unbedingt gewinnen", kommentierte Mario Gomez enttäuscht. Vor 69 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena hatte der Nationalstürmer die Münchner schon in der 8. Spielminute in Führung gebracht - ein Tor, das aber nicht die erhoffte Befreiung brachte. Stefan Kießling glich nur sechs Minuten später mit seinem neunten Saisontor für Leverkusen aus. "Leverkusen hat viel Selbstvertrauen, das fehlt uns ein bisschen, analysierte Gomez.
Bayer hatte kaum Mühe, den angestrebten Punkt gegen offensiv weitgehend einfallslose und nun schon seit vier Pflichtspielen sieglose Bayern zu erobern. "Wir können mit dem Punkt gut leben", kommentierte Nationaltorhüter René Adler, der in der 85. Spielminute mit einer spektakulären Parade nach einem Hackenball von Gomez das Remis für die seit 20 Jahren in München sieglosen Gäste rettete.
"Es ist traurig, wir wollten drei Punkte", kommentierte van Gaal, der zu seiner kritischen Position bemerkte: "Ich entscheide da nicht drüber. Ich muss mich mit meiner Mannschaft beschäftigen, das ist das wichtigste." Im ersten Spiel nach seiner Stadion-Flucht, Geldstrafe und anhaltenden Unstimmigkeiten mit Coach van Gaal stand Weltmeister Luca Toni nicht im Kader - wegen einer Leistenzerrung. Beim Aufwärmen meldete sich dann auch noch Hamit Altintop mit einer Muskelverhärtung im rechten Bein ab. Dafür rückte Miroslav Klose als zweite Spitze neben Mario Gomez in die Startelf - mit zunächst positivem Effekt: Nach energischem Einsatz von Klose erzielte Gomez nach zwei Monaten Torflaute technisch fein mit dem linken Außenrist sein 4. Liga-Tor. "Wenn er solche Tore schießt, hat er mein Vertrauen", sagte van Gaal über den zuletzt meist auf die Bank verbannten Schützen.
Doch die Leverkusener reagierten nicht geschockt, sondern zeigten ihre neue Klasse unter Jupp Heynckes. Bayer spielte dabei zeitweise so, wie es die Bayern eigentlich wollen: schnell, direkt und zielstrebig. Nach einem langen Pass von Arturo Vidal vernaschte Kießling erst Daniel van Buyten und verwandelte eiskalt. Danach scheiterte der Nationalstürmer ebenso am Ex-Leverkusener Jörg Butt wie kurz darauf Toni Kroos (30.). Der ausgeliehene U 21-Nationalspieler konnte in vielen Aktionen aufzeigen, warum die Bayern ihn zum Saisonende zurückhaben wollen. "Wir haben besonders in der ersten Halbzeit richtig guten Fußball gespielt. Ich hätte erwartet, dass wir das 2:1 machen", kommentierte Bayer-Coach Heynckes.
Das Münchner Offensivspiel war ohne Kreativkräfte wie Franck Ribéry und Arjen Robben dagegen einmal mehr einfallslos, ohne Abstimmung und Selbstvertrauen. "Wir haben in der ersten Halbzeit ohne Vertrauen gespielt", rügte van Gaal. Möglichkeiten zu Toren erzwangen die Bayern dennoch. Holger Badstuber prüfte Adler mit einem Freistoß (40.). Der Nationaltorhüter konnte danach auch einen zu schwachen Schuss von Anatoli Timoschtschuk abwehren, der das 2:1 sein musste (44.). "Wir haben große Probleme und das sieht man. Die Mannschaft ist verunsichert, das merkt man", gestand Philipp Lahm.
Das Bemühen war dem Rekordmeister auch nach der Pause nicht abzusprechen, aber die Klasse fehlte weiterhin. Mit dem von einem Muskelbündelriss genesenen Ivica Olic kam auch nicht viel mehr Schwung ins Bayern-Spiel, eine Großchance durch Gomez war zu wenig. "Wir brauchen so schnell wie möglich ein Erfolgserlebnis", sagte Lahm mit Blick auf das Champions-League-Heimspiel an diesem Mittwoch gegen Maccabi Haifa.