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Corona-Dilemma beim DFB: Süle infiziert - diese Bayern-Stars sind offenbar nicht geimpft

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Von: Markus Zwigl

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Leon Goretzka (r) vom FC Bayern München jubelt über seinen Treffer zum 1:0 mit Münchens Leroy Sane (l) und Serge Gnabry.
Leon Goretzka (r) vom FC Bayern München jubelt über seinen Treffer zum 1:0 mit Münchens Leroy Sane (l) und Serge Gnabry. © Matthias Balk/dpa

Im Kreis der Nationalmannschaft sorgt ein positiver Corona-Fall bei Bayern-Profi Niklas Süle für großen Wirbel. Vier weitere Spieler müssen in Quarantäne und nun stellt sich die Frage nach dem Warum: Weil sie nicht geimpft sind?

Wolfsburg - Nach dem Corona-Schreck zog sich Hansi Flick mit seinen Nationalspielern ins Teamhotel zurück. Kein Training auf dem Rasen am Vormittag - nur Individualtraining im Hotel. Keine Außenkontakte. Im Ritz Carlton von Wolfsburg griff am Dienstagvormittag der Notfallplan der Nationalmannschaft. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstagmittag bestätigte, ist Bayern-Profi Niklas Süle positiv auf das Coronavirus getestet. Das Gesundheitsamt ordnete daraufhin Quarantäne auch für Süles Münchner Teamkollegen Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Jamal Musiala sowie Karim Adeyemi von Red Bull Salzburg an, die gemeinsam angereist waren. Diese seien „im Rahmen der Kontaktverfolgung als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft“ worden, hieß es auf der offiziellen DFB-Webseite.

Nach der emotionalen Debatte um Impf-Skeptiker Joshua Kimmich wurde das DFB-Ensemble somit kurz vor den letzten beiden Spielen in der WM-Qualifikation schon wieder von der Pandemie eingeholt. „Diese Nachricht ist so kurz vor den abschließenden beiden Spielen in der WM-Qualifikation sehr bitter - für das Trainerteam wie für die gesamte Mannschaft. Aber die Gesundheit geht selbstverständlich vor“, wurde DFB-Direktor Oliver Bierhoff in einer Mitteilung zitiert.

Süle doppelt geimpft und symptomfrei

Laut DFB ist Süle doppelt geimpft und derzeit symptomfrei. Ob die Kontaktpersonen den vollen Impfschutz haben, blieb zunächst offen und wurde auch auf der extra anberaumte Pressekonferenz nicht beantwortet. Besonders brisant: Die restlichen Bayern-Spieler um Manuel Neuer und Leroy Sané seien laut Medienberichten ebenfalls am Montagabend zusammen mit Niklas Süle und allen weiteren Kontaktpersonen der Kategorie I in einem Privatjet von München nach Wolfsburg gereist.

Die bekennenden Impfbefürworter Neuer und Sané müssen laut DFB allerdings nicht in Quarantäne, wurden aber von dem Rest der Mannschaft vorerst getrennt. Thomas Müller und Leon Goretzka seien wohl eigenständig angereist. Des Weiteren sollen noch mindestens zwei andere Personen bzw. Spieler mit dem betroffenen Privatjet angereist sein, diese müssen offenbar auch nicht in Quarantäne.

Aufgrund dieser Tatsache werden nun die Spekulationen laut, dass auch Gnabry, Musiala und Adeyemi möglicherweise nicht geimpft sind. Denn laut Empfehlung des RKI müssen doppelt geimpfte Personen auch beim Kontakt mit einer infizierten Person nicht in Quarantäne.

Warum dürfen Müller, Neuer und Sané bleiben?

Die Anordnung des Gesundheitsamts alleine könne nicht zwingend als Folge einer fehlenden Corona-Impfung gewertet werden, sagte DFB-Teamarzt Tim Meyer auf der PK am Dienstag. „Grundsätzlich ist es so, dass die Impfung eines der Kriterien ist“, sagte Meyer. Auch „die Intensität und die Dauer der Kontakte“ werde einbezogen.

Zuständig für die Bewertung der Quarantäne-Maßnahmen für die Bayern-Profis ist laut Meyer das Gesundheitsamt München Land. In der aktuellen Münchner Verordnung heißt es: „Die Quarantänepflicht gilt in der Regel nicht für Kontaktpersonen, deren Immunsystem nicht durch Medikamente oder Vorerkrankungen beeinträchtigt ist und die vollständig gegen COVID-19 geimpft sind.“ Dies gilt auch für genesene Personen mit einer Impfstoffdosis oder, wenn „die zugrundeliegende Testung mindestens 28 Tage und höchstens sechs Monate zurückliegt“. Allerdings könne das Gesundheitsamt „im Einzelfall eine abweichende Entscheidung treffen und eine Quarantäne anordnen“.

Heimspiel am Donnerstag gegen Liechtenstein

Die Nationalmannschaft bestreitet am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) ihr letztes Heimspiel in der WM-Qualifikation in Wolfsburg gegen Liechtenstein. Anschließend steht noch die Partie am Sonntag in Eriwan gegen Armenien an.

Inwiefern die Austragung dieser Partien gefährdet sein könnte, blieb zunächst offen. Zuletzt war es bei singulären Infektionen nicht mehr zu Spielabsagen im Profi-Fußball gekommen. Die WM-Qualifikation hat die Nationalmannschaft bereits geschafft. Mit individuellem Training im Teamhotel sollte die Vorbereitung auf die Liechtenstein-Partie weitergehen, hieß es vom DFB. Am Dienstagnachmittag soll das Mannschaftstraining nachgeholt werden.

Außer den fünf Quarantäne-Spielern muss Flick auch auf Florian Wirtz und Nico Schlotterbeck verzichten, die wegen muskulärer Probleme ausfallen. Der Bundestrainer nominierte daher die Wolfsburger Maximilian Arnold und Ridle Baku sowie Kevin Volland von der AS Monaco nach. Bereits am Montagabend hatte der 56-Jährige reagiert und Jonathan Tah von Bayer Leverkusen in den DFB-Kreis geholt. Insgesamt hat Flick nun 24 Spieler in seinem Kader.

Zuletzt hatte die Aussage von Bayern Münchens Kimmich, dass er nicht geimpft sei, für heftige öffentliche Diskussionen um die Vorbildfunktion von Fußball-Nationalspielern in der Corona-Krise gesorgt. Insgesamt sollen fünf Spieler im Kader des deutschen Rekordmeisters nicht geimpft sein. „Die Zahl der Corona-Infektionen ist zuletzt bundesweit wieder stark gestiegen. Deshalb setzen wir während der letzten Länderspielmaßnahme des Jahres die Hygiene- und Verhaltensregeln konsequent weiter um, um auch im aktuellen Infektionsgeschehen so verantwortungsvoll wie möglich zu handeln“, sagte Bierhoff.

Lauterbach reagiert auf Kimmich-Abreise

Vielleicht trägt auch die vorzeitige Abreise für ein Umdenken bei Kimmich bei. „Schadenfreude ist jetzt fehl am Platz. Ich hoffe dennoch, dass Joshua Kimmich sich noch für die Impfung entscheidet. Die Impfung schützt vor Covid, schweres Covid gefährdet die Spielstärke“, twitterte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in Bezug auf Kimmichs Abreise.

Der aktuelle Corona-Fall ist nicht der erste im Kreise der Nationalmannschaft. Im März musste der Mönchengladbacher Jonas Hofmann vor dem Start in die WM-Qualifikation aus dem DFB-Quartier abreisen. Auch der Leipziger Marcel Halstenberg durfte als Kontaktperson nicht bleiben. Zuvor hatte es im November 2020 viel Wirbel um mehrere Corona-Fälle im Team des damaligen Gegners Ukraine gegeben. Bis kurz vor dem Anpfiff stand damals eine Absage der Nations-League-Partie (3:1) in Leipzig im Raum.

Mehrere Nationalspieler haben sich seit Ausbruch der Pandemie auch bei ihren Vereinen angesteckt. Eindrücklich hatte sich im Vorjahr Ilkay Gündogan von Manchester City über seine Leidenszeit nach seiner Infektion geäußert und vor einem zu laschen Umgang gewarnt.

mz/dpa

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