"Uli Hoeneß des Handballs" vor der Rückkehr

Kiel - Vier Jahre nach Beginn der Ermittlungen ist der frühere Kieler Manager Uwe Schwenker auch in letzter Instanz freigesprochen worden. Eine Rückkehr in den Handball ist damit möglich.
Uwe Schwenker war in bester Partylaune. Bei Scampi und Pizza feierte der frühere Manager des deutschen Rekordmeisters THW Kiel mit seiner Familie und engsten Freunden bei einem Kieler Nobel-Italiener den wohl wichtigsten Erfolg seiner Karriere. Nach dem Freispruch vom Vorwurf der Untreue steht eine spektakuläre Rückkehr in den Handball bevor.
„Im Moment bin ich natürlich offen für viele Positionen und für alles, was mit dem Handball zu tun hat“, sagte Schwenker bei NDR Info: „Aber in erster Linie bin ich glücklich, dass dieses Verfahren nach einer viel zu langen Zeit für mich entsprechend zu Ende ist.“
Der 54-Jährige war am Mittwoch vier Jahre nach dem Beginn der Ermittlungen gegen ihn auch im letzten noch offenen Anklagepunkt freigesprochen worden. Im neu aufgerollten Prozess bestätigte die 3. Große Wirtschaftskammer des Kieler Landgerichts das Urteil vom Januar 2012. Schwenker verließ mit weißer Weste den Gerichtssaal.
„Es gibt für den einen oder anderen immer ein gewisses Menetekel nach dem Motto “irgendetwas wird immer hängen bleiben', aber ich bin in allen Anklagepunkten frei gesprochen worden. Das war schon eine gewisse Genugtuung„, sagte Schwenker. Zu den ersten Gratulanten zählte Kiels Trainer Alfred Gislason.
Zwar besteht noch das Restrisiko einer erneuten Revision der Anklagevertretung. Doch nachdem Staatsanwalt Axel Goos im Anschluss an sein einstündiges Plädoyer am Mittwochabend völlig überraschend selbst auf Freispruch plädiert hatte, gilt dieses Szenario als sehr unwahrscheinlich.
Bereits vor seiner Entlastung hatte Schwenker durchblicken lassen, in den Sport zurückkehren zu wollen. `Man braucht den Freispruch, um wieder ambitioniert im Handball tätig zu sein. Der Prozess kommt einem Berufsverbot gleich“, hatte Schwenker kürzlich dem SID gesagt.
In Fachkreisen war zuletzt viel spekuliert worden über die Zukunft des „Uli Hoeneß des Handballs“. Schwenker als Präsident zum Deutschen Handballbund (DHB), Schwenker als Manager nach Hamburg, sogar eine mögliche Rückkehr zum deutschen Rekordmeister Kiel wurde heiß diskutiert.
„Im Moment ist das schwer vorstellbar“, sagte Schwenker nun. Dass er zum dreifachen Champions-League-Sieger allerdings noch immer beste Kontakte pflegt, ist kein Geheimnis. Und auch, dass THW-Trainer Gislason bei Schwenkers Hochzeit im vergangenen Spätsommer Trauzeuge war, ist hinlänglich bekannt.
Doch auch andere Klubs haben zuletzt ihre Fühler nach dem Mann ausgestreckt, der als Manager zwischen 1994 und 2009 zwölf Meisterschaften, sechs Pokalsiege und vier Europacuptitel an die Kieler Förde holte. „In den vergangenen Jahren gab es von einigen Klubs immer mal Anfragen“, bestätigte Schwenker. Die könnten jetzt plötzlich sehr konkret werden.
Mit dem Freispruch endete für Schwenker ein wahrer Prozess-Marathon. Die Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft gegen ihn hatten im März 2009 begonnen. Nachdem er und der frühere THW-Trainer Noka Serdarusic im Januar 2012 zunächst freigesprochen worden waren, wurde der Freispruch Schwenkers im Anklagepunkt der Untreue aus dem Januar 2012 vom Bundesgerichtshof aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft hatte Revision beantragt. Der Freispruch vom Vorwurf der Bestechung und des Betrugs hatte allerdings Bestand.
„Öffentlich bin ich von vielen massiv vorveruteilt worden. Es gab keine Unschuldsvermutung“, sagte Schwenker und sprach von einer „Medienhetze“ gegen seine Person: „Es gab viele Leute, die inzwischen Abbitte geleistet haben.“ Schwenker hatte stets seine Unschuld beteuert.
sid