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Eine deutsche Dame wurde „abgeschossen“ - Dreifaches EM-Gold für Schechens Weitschützen

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Von: Albert Kamhuber

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Widmeten ihre Goldmedaillen dem EM-Retter Christoph Neugirg: Die Deutsche Damen-Nationalmannschaft mit Kathleen Neumayer (von links), Sabrina Englbrecht, Elisabeth Reiter und Lokalmatadorin Annalena Leitner.
Widmeten ihre Goldmedaillen dem EM-Retter Christoph Neugirg: Die Deutsche Damen-Nationalmannschaft mit Kathleen Neumayer (von links), Sabrina Englbrecht, Elisabeth Reiter und Lokalmatadorin Annalena Leitner. © Albert Kamhuber

Bei der Europameisterschat der Weitschützen, die kurzfristig nach Unterneukirchen verschoben wurde, sammelten die deutschen Weitschützen viele Medaillen. Darunter zwei vom SV Schechen. Im Training gab es eine Schrecksekunde, als eine deutsche Damen mit einem Stock „abgeschossen“ wurde.

Unterneukirchen – Bei den innerhalb von 55 Stunden von Kärnten ins oberbayerische Unterneukirchen verlagerten Offenen Europameisterschaften im Weitenwettbewerb holten die fünf deutschen Nationalmannschaften beim Auftakt dreimal Gold und zweimal Silber. Dabei tauschten die beiden schwarz-rot-goldenen Jugendteams ihre Medaillen. Die U16 musste den Titel an Österreich abtreten, dafür nahm die U19 dem Erzrivalen diesen wieder ab.

Damen nutzten ihren Heimvorteil

Auch die zuletzt in Klobenstein/Südtirol deprimierend geschlagenen Damen nutzten ihren Heimvorteil in Deutschlands längster Stocksporthalle und holten EM-Gold vor Österreich. Dagegen konnten die als Titelverteidiger gestarteten U23-Junioren heuer Rot-weiß-Rot das Wasser in keinster Weise reichen. Anders die Herren, die ihren EM-Titel als einziges Team verteidigten. Bei Damen mit ihm Team Kathleen Neumayer vom SV Schechen und bei den Herren sorgte der Schechener Peter Rottmoser neben dem Sieg mit dem Herrenteam auch noch für Einzel-Gold.

So jubelte der Schechener Peter Rottmoser nach seinem besten Versuch über 127, 52 Meter, der den Europameistertitel im Einzelbewerb bedeutete. Mit der Mannschaft wurde Rottmoser ebenfalls Europameister.
So jubelte der Schechener Peter Rottmoser nach seinem besten Versuch über 127, 52 Meter, der den Europameistertitel im Einzelbewerb bedeutete. Mit der Mannschaft wurde Rottmoser ebenfalls Europameister. © Albert Kamhuber

Obwohl alle glücklich waren, dass die EM nach der kurzfristigen Absage des BÖE-Landesverband Kärnten doch stattfinden konnte, stand sie für Deutschland zunächst unter keinem guten Stern. Welt- und Europameister Markus Schätzl (SV Oberbergkirchen) verpasste die interne EM-Norm des Deutschen Eisstock-Verbands (DESV) wegen langwieriger Verletzungen. Junioren-Topschütze Lukas Michl (SV Pocking) musste krankheitsbedingt passen und die Unterneukirchner Lokalmatadorin Annalena Leitner wurde beim Training von einem Stock eines anderen Athleten dermaßen abgeschossen, dass ihre Ferse extrem anschwoll und sie trotz Schmerzmittel keine technisch sauberen Abläufe mehr auf den Asphalt bekam. Dennoch wurde die „EM 55“ nicht nur international, sondern auch für Deutschland ein großer Erfolg.

Mannschaftstitel nicht verteidigt

Die Jugend U16 konnte in der Besetzung Maximilian Klein (ESC Priesendorf), Luca Rehrl (EC Freilassing-Hofham), Max Schedlbauer (SV Konzell) und Korbinian Grill (TSV Taufkirchen) den Mannschaftstitel nicht verteidigen. Letztendlich fehlten nach dem Heranziehen der besten drei Weiten jeder Nation knapp vier Meter. Österreich gewann mit 337,88 Metern vor Deutschland (333,92).

Bei der U19 nahm Deutschland mit deutlichem Vorsprung von 295,12 gegenüber 286,81 Österreich den Europameister-Titel der Jugend U19 ab.

Topmann Lukas Michl fehlte

Ohne ihren krankheitsbedingt fehlenden Topmann Lukas Michl vom SV Pocking waren die Junioren U23 beim Kampf um die Titelverteidigung völlig chancenlos.

Bei den Damen, angeführt von der die Zähne zusammenbeißenden Lokalmatadorin Annalena Leitner (SV Unterneukirchen) und Kathleen Neumayer (SV Schechen), die erst vor zwei Jahren mit dem Weitensport begann, wurde im Verbund mit Elisabeth Reiter (TSV Hartpenning) und Sabrina Englbrecht (SSC Pfeffenhausen) die kontinentale Goldmedaille souverän zurückerobert – Deutschland 297,94, Österreich 290,58.

Somit konnte nur noch bei den Herren der Titel erfolgreich verteidigt werden. Obwohl Österreich nach dem ersten Durchgang führte, ließen sich Peter Rottmoser (SV Schechen), Michael Späth (FC Altrandsberg), Alexander Anzinger (EC Ebing) und Max Vaitl (EC Außernzell) nicht aus der Ruhe bringen, konterten im zweiten sofort und bauten die Führung im dritten so aus, dass der im letzten Durchgang sich stark verbessernde Österreicher Peter Neubauer zwar noch das Spitzenduo Rottmoser/Späth sprengen, aber am verdienten EM-Sieg Deutschlands nichts mehr ändern konnte.

Wettkampfleiter Hans Mulser von der International Federation Icestocksport (IFI) hatte zusammen mit seinen drei Schiedsrichtern keinerlei Probleme mit den fünf Wettkämpfen.

Dreimal Gold und zweimal Silber bei der Teamwertung

Nachdem die Deutschen Nationalmannschaften mit dreimal Gold und zweimal Silber bei der Teamwertung sehr erfreulich abschnitten, brauchte es am Sonntag den letzten der fünf Wertungsklassen bis Schwarzrotgold in der gigantischen, proppenvollen Stocksporthalle von Unterneukirchen endlich einen Einzeltitel bejubeln konnte. Peter Rottmoser vom SV Schechen rettete die Gold-Bilanz und löste damit Weltmeister Markus Schätzl (SV Oberbergkirchen) als Doppel-Europameister ab.

Zahlreiche Fans aus Österreich

In den vier vorangehenden Wettbewerb triumphierte jeweils – unter großem Jubel der zahlreich angereisten Fans – Österreich. Dabei war die deutsche Medaillenbilanz mit zehnmal Edelmetall eigentlich gut. Doch Gold glitzerte eben nur an Rottmosers Brust und mit Johannes Berger, Andreas Knaus, Peter Neubauer und Evelyn Perhab musste man dem Erzrivalen vier Titel überlassen. Ansonsten räumte der Deutsche Eisstock-Verband (DESV) mit vier bzw. fünf weiteren Silber- und Bronzemedaillen eigentlich gut ab.

Dennoch muss die schwarz-rot-goldene Weitenfamilie anerkennen, dass die Konkurrenz vom Bund Österreichischer Eis- und Stocksportler (BÖE) beim Nachwuchs aktuell die Nase (weit) voran hat. Sowohl in den beiden Jugend-, als auch der Junioren-Klasse kamen die meist überlegenen Sieger aus der Alpenrepublik.

Im ersten der fünf Durchgänge alles klargemacht

Bereits im ersten der fünf Durchgänge machte bei der Jugend U16 der Österreicher Johannes Berger alles klar. Mit 121,37 Metern verwies er den im letzten Versuch noch stark aufkommenden Maximilian Klein (119,04) vom ESC Priesendorf auf den zweiten Platz. Bronze ging mit 110,15 an Luca Rehrl vom EC Freilassing-Hofham. Max Schedlbauer (108,81/SV Konzell) wurde Vierter.

Korbinian Grill (TSV Taufkirchen) verpasste als Vorrundenachter das Finale der besten Sechs. Übermächtig verteidigte das österreichische Ausnahmetalente Andreas Knaus seinen EM-Titel der Jugend U19. Mit 129,21 Metern ließ er den beiden Deutschen Felix Karpfinger (120,75/SC Oberhummel) und Johannes Michl (120,16/SV Pocking) trotz eines starken Wettkampfs keine Chance.

Neuer und frenetisch gefeierter Europameister der Herren wurde Peter Rottmoser vom SV Schechen. Auch dem 42-jährige Familienvater aus Schonstett gelang es gleich im ersten Durchgang die Führung zu übernehmen und diese im zweiten auf seine Siegweite von 127,52 Metern auszubauen. Volles Risiko gehend markierten die bis dahin folgenden Neubauer und Späth mit ihren letzten Versuchen noch ihre Bestmarken, konnten Rottmoser aber mit 125,63 bzw. 125,07 nicht mehr vom Thron stoßen. Max Vaitl (121,06/EC Außernzell) und Alexander Anzinger (117,78/EC Ebing) belegten die Ränge vier und sieben.

Ein „Bombenschuss“ auf 120,60 Meter

Die bitteren Härten des oftmals dramatischen Weitensports erlebte Deutschland bei den Damen. Der österreichischen Titelverteidigerin Evelyn Perhab gelang im ersten Durchgang ein „Bombenschuss“ auf 120,60 Meter. Außer mit ihrer Auftaktweite kam Perhab kein einziges Mal über 108,50 Meter hinaus.

Die Unterneukirchner Lokalmatadorin Annalena Leitner konnte diese Marke mit jedem ihrer fünf Versuche überbieten. Auch Kathleen Neumayer vom SV Schechen hätte die Österreicherin mit drei ihrer fünf Versuche in den Schatten gestellt. Letztendlich musste man sich aber nach 117,46 bzw. 113,75 Metern mit Silber und Bronze zufrieden sein. Sabrina Englbrecht (111,45/SSC Pfeffenhausen) und Elisabeth Reiter (104,41/TSV Hartpenning) beendeten die Weitenjagd auf den Plätzen sieben und neun.

Herren: 1. Peter Rottmoser (SV Schechen) 127,52; 2. Peter Neubauer (AUT) 125,63; 3. Michael Späth (FC Altrandsberg) 125,07; 4. Max Vaitl (EC Außernzell) 121,06; 5. Manuel Wildhölzl (AUT) 120,18.

Damen: 1. Evelyn Perhab (AUT) 120,60; 2. Annalena Leitner (SV Unterneukirchen) 117,46; 3. Kathleen Neumayer (SV Schechen) 113,75.

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