Schlager-Legende Udo Jürgens (80) ist tot

Gottlieben - Gerade feierte er noch in einer riesigen TV-Gala seinen 80. Geburtstag. Jetzt ist Schlager-Legende Udo Jürgens völlig überraschend verstorben, wie sein Management mitteilte.
Der Sänger, Komponist und Entertainer Udo Jürgens ist tot. Der Musiker, der zu den erfolgreichsten im deutschsprachigen Raum gehörte, starb am Sonntag überraschend mit 80 Jahren in der Schweiz bei einem Spaziergang. Das teilte sein Management mit. Zu seinen großen Hits gehören Lieder wie „Griechischer Wein“, „Aber bitte mit Sahne“, „Mit 66 Jahren...“, „Ein ehrenwertes Haus und „Es wird Nacht, Señorita“. Udo Jürgens war bis zuletzt auf Konzerttouren unterwegs und wurde von seinen Fans verehrt und gefeiert.
Der Österreicher sei in Gottlieben im Schweizer Kanton Thurgau bewusstlos zusammengebrochen, hieß es in der Mitteilung des Managements. Trotz sofortiger Wiederbelebungsmaßnahmen sei Jürgens im Krankenhaus von Münsterlingen um 16.25 Uhr an Herzversagen gestorben.
Udo Jürgens' Manager Freddy Burger, Pepe Lienhard und das ganze Tourneeteam seien „geschockt und in großer Trauer“, hieß es weiter. Nach den Konzerterfolgen der aktuellen Tournee zum 80. Geburtstag seien alle erschüttert und fassungslos über den unerwarteten und plötzlichen Tod ihres Freundes.
Udo Lindenberg (68) zeigte sich ebenfalls betroffen über den Tod von Jürgens: „Bin tief geschockt. Ein schmerzlicher Verlust“, schrieb der in Hamburg lebende Rocksänger der Deutschen Presse-Agentur in einer SMS.
Die Erfolge, die der Chansonsänger in seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Karriere eingefahren hatte, waren beachtlich: Jürgens komponierte über 1000 Songs, von denen es etliche in die Hitparaden schaffte. Mehr als 100 Millionen Tonträger mit seinen Songs verkaufte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn einer großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie.
Merci für all die Evergreens
Er hat Klatschtanten humorvoll in den Sahnetod geschickt und griechischen Wein zum Ohrwurm gemacht. Er hat Spießigkeit und Heuchelei in ehrenwerten Häusern entlarvt. Und immer, immer wieder hat Udo Jürgens die Hoffnung und die Liebe hochleben lassen. Jetzt ist der große Entertainer im Alter von 80 Jahren gestorben. Hits mit klugen Texten zu wunderbaren Melodien waren sein Markenzeichen - und sind nun als Evergreens sein Vermächtnis.
Seine Erfolge schmücken Rekordstatistiken: Jürgens komponierte in einer mehr als ein halbes Jahrhundert umspannenden Erfolgskarriere über 1000 Songs, von denen etliche Superhits wurden. Er spielte mehr als 50 Alben ein und verkaufte mehr als 100 Millionen Tonträger.
Seine Live-Auftritte mit Hits wie „Es wird Nacht, Señorita“, „Aber bitte mit Sahne“, „Griechischer Wein“ oder „Immer wieder geht die Sonne auf“ waren lange Zeit einfach Kult. Bei Tourneen durch fast ganz Europa erlebten Millionen Udo Jürgens auf der Bühne.
Udo Jürgens - Sein Leben in Bildern
Schon als Junge spielte der 1934 in Klagenfurt geborene Sohn der großbürgerlichen deutsch-österreichischen Familie Bockelmann Mundharmonika und Akkordeon, bald auch Klavier. Doch beinahe wäre in der ungeliebten Hitlerjugend die Musikerkarriere des Udo Jürgen Bockelmann verhindert worden: Damals bekam das junge Talent eine so brutale Ohrfeige, dass dadurch seine Hörfähigkeit auf einer Seite vermindert wurde.
Krieg und Nachkriegszeit seien auch für ihn bedrückende Jahre gewesen, berichtete Jürgens 2004 in seinem Bestseller „Der Mann mit dem Fagott“. Damals entstand wohl schon jenes „unstillbare Harmoniebedürfnis“, zu dem Jürgens sich stets bekannte.
Manch anderen in der Unterhaltungsbranche hätte so ein Grundgefühl zu watteweichem Schmusekitsch verleiten können. Jürgens hingegen bewies als „Chansonnier deutscher Sprache“, dass Popmusik und geistiger Anspruch keineswegs Gegensätze sein müssen. Dafür verlieh ihm die Republik Österreich 1985 den Berufstitel „Professor“ - und das, obwohl Jürgens längst in die steuerfreundliche Schweiz umgezogen war, wo der Millionär zuletzt in einer Villa am Zürichsee wohnte.
„Als Komponist und Textdichter ist es Udo Jürgens gelungen, unvergessliche Melodien mit mal heiteren, mal nachdenklichen und philosophischen Texten zu vereinen“, hieß es in der Laudatio, als er 2014 in Berlin für sein Lebenswerk vom Musikrechteverwerter Gema geehrt wurde.
Zur deutschen Hauptstadt hatte der Star eine besondere Beziehung. Auch als 1989 die Mauer fiel und Ostdeutsche zu Zehntausenden nach West-Berlin strömten, war Jürgens gerade in Berlin. „Wir haben mehr als nur eine Träne zerdrückt, sind uns mit wildfremden Menschen in den Armen gelegen“, berichtete er der Nachrichtenagentur dpa. „Ich habe 5000 Mark genommen und den Leuten in die Tasche gesteckt, in Hundertern, ganz heimlich.“
Ein Jahr vorher schon sagte Jürgens mit dem Song „Moskau - New York“ das Ende des Kalten Krieges voraus: „In Berlin wird die Mauer von beiden Seiten zerschlagen, als gemeinsame Fackel wird Freiheit ins Morgen getragen.“
Die Prophezeiung geriet 1988 angesichts einer Kontroverse in den Hintergrund, die „der Moralist am Klavier“ („taz“) mit dem Song „Gehet hin und vermehret Euch“ auf demselben Album auslöste. Das Lied wurde als Angriff auf die Haltung des Vatikans zur Empfängnisverhütung gedeutet und bei vielen Rundfunkanstalten mit einem Sendeverbot belegt.
Durchbruch mit "Merci Chérie"
Den internationalen Durchbruch hatte sich der spätere „Schlager-Professor“ 1966 bei seiner dritten Teilnahme am Eurovision Song Contest (damals noch: Grand Prix Eurovision) mit einem Lied ersungen, das auf der langen Liste seiner Evergreens weit oben steht: „Merci Chérie“.
Lange danach sang Jürgens zur Begeisterung vieler Rentner „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran.“ Doch auch mit fast 80 war für ihn an Ruhestand gar nicht zu denken. Da hatte er gerade ein neues Album veröffentlicht - mit dem leicht koketten Titel „Mitten im Leben“.
„Dass ich dieses Album schreiben konnte, in diesem Alter, das erfüllt mich mit einer unheimlichen Hoffnung“, sagte er der dpa damals. Bei der zum 80. geplanten „Mitten im Leben“-Tournee sei sein Ziel genau das selbe wie bei all seinen früheren Bühnenshows: „Die Menschen sollen den Konzertsaal glücklich verlassen.“
Als Vorteil hohen Alters sah der einst auch als Schürzenjäger bekannte Star an, was für den Kaffeeklatsch freilich eher betrüblich ist: dass er schon lange nicht mehr mit Frauengeschichten von sich reden machte. In den „wilden Jahren“ sei es hingegen ganz schon hoch hergegangen, sagte er einmal der dpa. „Ich bin ein Zeitzeuge der 60er und 70er Jahre. Und jeder, der diese Zeit erlebt hat, weiß wovon ich rede.“
ZDF wiederholt Udo-Jürgens-Gala am Montag
Aus Anlass des Todes von Udo Jürgens wiederholt das ZDF die Gala zum 80. Geburtstag des Künstlers. Die Show soll am Montag um 20.15 Uhr noch einmal gesendet werden, bestätigte der Sender am Sonntagabend in Mainz. Die Gala mit zahlreichen Stars war erstmals am 18. Oktober ausgestrahlt worden.
Udo Jürgens - ein Leben für die Musik
Udo Jürgens war ein großer Entertainer, er steht für mehr als 1000 Songs und über 100 Millionen verkaufte Platten. Sein Leben für die Musik in Stichpunkten:
- Geburtsname: Udo Jürgen Bockelmann
- Geburt: 30. September 1934 im österreichischen Klagenfurt
- Eltern: Mutter aus Prasdorf (Schleswig-Holstein), Vater als Sohn eines deutschen Bankers in Moskau geboren
- Onkel: Werner Bockelmann (SPD), 1957-1964 Oberbürgermeister von Frankfurt/Main
- Geschwister: John (1931-2006) und Manfred (*1943)
- Ehe: zwei Scheidungen
- Kinder: vier Kinder von drei Frauen
- Studium: Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang am Konservatorium Klagenfurt
- Beruf: Komponist und Sänger von rund 1000 Liedern
- Erste Gage: 5 Schilling (damals 83 Pfennig) die Stunde für Auftritt im Gasthof Valzachi, Klagenfurt
- Markenzeichen: Zugabe im Bademantel, mehr als 1600 hat er ins Publikum geworfen.
- Tod: am 21. Dezember im Krankenhaus von Münsterlingen in der Schweiz an Herzversagen
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dpa